Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
wirkt perplex. »Haben wir denn einen Termin?«
»Die Masche also?« Sie lacht verständig und sexy zugleich und wirft ihre Haare nach hinten wie diese Schauspielerinnen in den amerikanischen Fernsehserien, die in teuren Küchen spielen. »Ich mache alles mit.« Sie spricht mit kehligem Flüstern. »Wenn Sie wissen, was ich meine, Sam.«
»Tut mir leid, Lindsay …« Sam runzelt die Stirn, weiß sich offensichtlich nicht zu helfen.
Lindsay ? Fast schütte ich mir meinen Drink übers Kleid. Das ist Lindsay?
O nein. O nein, o nein. Das ist nicht gut. Ich wusste, ich hätte Sams Küsschen zurücknehmen sollen. Ich wusste, dass der Smiley etwas zu bedeuten hatte. Fast hüpfe ich vor Panik. Kann ich Sam warnen? Sollte ich ihm irgendwie Winksignale geben?
»Ich wusste es«, gurrt sie nun. »Als ich Sie zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass da ganz besondere Schwingungen zwischen uns sind. Sie sind heiß .«
Sam sieht verstört aus. »Ja … danke. Denke ich. Aber Lindsay, es ist wirklich kein …«
»O nein, keine Sorge. Ich kann sehr diskret sein.« Sie streicht mit einem lackierten Fingernagel sanft an seinem Hemd hinab. »Fast hatte ich Sie schon aufgegeben, wissen Sie das?«
Beunruhigt tritt Sam einen Schritt zurück. »Lindsay …«
»Die ganze Zeit, kein Zeichen … und dann nehmen Sie aus heiterem Himmel Kontakt zu mir auf.« Sie macht große Augen. »Gratulieren mir zum Geburtstag, loben meine Arbeit … Ich wusste gleich, worum es eigentlich geht. Und dann heute Abend …« Lindsay tritt näher an Sam heran und haucht: »Sie haben ja keine Ahnung, was es mit mir gemacht hat, als ich diese E-Mail sah. Mmmh. Böser Junge.«
» E-Mail? «, wiederholt Sam. Langsam wendet er sich um und sieht mir in die Augen.
Ich hätte wegrennen sollen. Als ich noch Gelegenheit dazu hatte. Ich hätte wegrennen sollen.
66 Wo haben sie den her? Wieso hat mir niemand einen Schnaps angeboten?
67 Er hat behauptet, es sei ein Tippfehler. Na klar, bestimmt ist sein Finger einfach nur zwei Tasten weiter nach links gerutscht.
68 Will nicht jeder mal nach Island? Was kann man gegen Island haben?
69 Also doch nicht so höflich.
70 Okay, ich weiß, es ist nicht fabelhaft. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich es von einer anderen E-Card-Seite abgekupfert habe, und das Foto war wirklich gut. Es war eine Zeichnung von einem leeren Hundekörbchen, und da musste ich fast weinen.
71 Wie lautet die übliche Etikette, wenn sich bei jemandem eine falsche Wimper am Rand etwas gelöst hat? Sagen oder höflich ignorieren?
NEUN
I ch bin der reuigste Mensch auf der Welt.
Ich habe wirklich Mist gebaut. Das begreife ich jetzt. Ich habe Sam einen Haufen Ärger eingebracht, sein Vertrauen missbraucht und war eine totale Nervensäge.
Heute sollte eigentlich ein lustiger Tag sein. Ein Tag, bei dem es nur um meine Hochzeit geht. Ich habe mir für dringende Vorbereitungen etwas Urlaub genommen … Aber was mache ich stattdessen? Ich versuche, mir möglichst viele verschiedene Worte für »bereuen« einfallen zu lassen.
Als ich zum Lunch komme, trage ich ein angemessen reumütiges graues T-Shirt und einen schlichten Jeansrock. Wir treffen uns in einem Restaurant um die Ecke von seinem Büro, und gleich als Erstes sehe ich einen Pulk von Mädchen, die gestern Abend auch im Savoy waren, um einen runden Tisch sitzen. Die werden sich bestimmt nicht an mich erinnern, aber trotzdem schleiche ich lieber an ihnen vorbei.
Sam nannte es am Telefon »seine zweite Firmencafeteria«. Von wegen Cafeteria. Es gibt Stahltische, maulwurfsgraue Stühle mit Stoffpolstern und eine von diesen Speisekarten, in denen alles ganz klein geschrieben ist und die Gerichte gar nicht beschrieben werden. 72 Sogar die Währungsangabe fehlt. 73 Kein Wunder, dass es Sam hier gefällt.
Ich habe etwas Wasser bestellt und versuche, mich zwischen Suppe und Salat zu entscheiden, als Sam in der Tür erscheint. Sofort winken die Mädchen ihn zu sich herüber, und nach kurzem Zögern gesellt er sich dazu. Ich kann nicht das ganze Gespräch verstehen, nur hin und wieder ein Wort: »… tolle Idee …«, »… ganz aufgeregt …«, »… so hilfreich …« Alle lächeln und wirken positiv, sogar Sam.
Schließlich entschuldigt er sich und kommt zu mir.
»Hi. Sie haben es sich einrichten können.« Für mich hat er offenbar kein Lächeln.
»Ja. Tolles Restaurant. Schön, dass Sie sich mit mir treffen. Ich bin Ihnen wirklich dankbar.« Ich versuche, so kleinlaut wie
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