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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Strom. Worauf habe ich mich da eingelassen? Alles hängt davon ab, wie gut ich mich erinnere. Es liegt an mir, Poppy Wyatt, eine Stimme zu identifizieren, die ich vor Tagen ungefähr zwanzig Sekunden lang am Telefon gehört habe. Was ist, wenn ich versage?
    Ich nehme einen Schluck Tee, um mich zu beruhigen, und ziehe eine Grimasse. Erst war die Suppe zu kalt. Jetzt ist der Tee zu heiß. Der Zug rattert über die Schienen, und ein brühend heißer Tropfen spritzt mir auf die Hand.
    »Okay?« Sam sieht mein Gesicht.
    »Prima.« Ich lächle.
    »Darf ich ehrlich sein?«, sagt er unverblümt. »Sie sehen nicht gerade prima aus.«
    »Mir geht’s gut!«, protestiere ich. »Ich bin … Sie wissen schon. Im Moment ist ziemlich viel los.«
    Sam nickt.
    »Tut mir leid, dass wir nie bis zu den Konfrontationstechniken vorgedrungen sind, die ich Ihnen angekündigt hatte.«
    »Ach, das!« Ich wische seine Entschuldigung beiseite. »Das hier ist wichtiger.«
    »Sagen Sie nicht einfach: ›Ach, das!‹« Sam schüttelt verzweifelt den Kopf. »Das meine ich ja gerade. Sie stellen Ihre eigenen Interessen automatisch zurück.«
    »Tu ich nicht! Ich meine … Sie wissen schon.« Betreten zucke ich mit den Achseln. »Egal.«
    Der Zug fährt an der Station Clapham Junction ein, und ein Pulk von Leuten steigt in den Waggon. Eine Weile ist Sam mit Simsen beschäftigt. Sein Handy blinkt ununterbrochen, und ich sehe direkt vor mir, wie viele Nachrichten durch die Gegend fliegen. Schließlich steckt er das Handy ein und beugt sich vor, stützt seinen Ellbogen auf den kleinen Tisch zwischen uns.
    »Alles okay?«, frage ich zaghaft und merke sofort, was für eine dümmliche Frage das ist. Man muss Sam wohl zugutehalten, dass er sie gänzlich ignoriert.
    »Ich habe eine Frage an Sie«, sagt er ganz ruhig. »Was haben diese Tavishes an sich, dass Sie sich denen unterlegen fühlen? Sind es die Auszeichnungen? Die Doktortitel? Die Intelligenz?«
    Nicht das schon wieder.
    »Alles! Es liegt doch nahe! Die sind eben … ich meine, Sie respektieren doch Sir Nicholas, oder?«, werfe ich ihm an den Kopf. »Sehen Sie sich den ganzen Aufwand an, den Sie für ihn treiben. Weil Sie Respekt vor ihm haben.«
    »Ja, ich habe Respekt vor ihm. Selbstverständlich habe ich das. Aber ich fühle mich ihm nicht von Natur aus unterlegen. Er gibt mir nicht das Gefühl, ein Mensch zweiter Klasse zu sein.«
    »Ich fühle mich nicht wie ein Mensch zweiter Klasse! Sie haben keine Ahnung davon. Also … hören Sie einfach auf damit!«
    »Okay.« Sam hebt beide Hände. »Sollte ich mich täuschen, entschuldige ich mich. Es ist lediglich mein Eindruck. Ich wollte nur helfen als …« Ich spüre, dass er das Wort »Freund« aussprechen möchte, es dann aber verwirft, genau wie ich. »Ich wollte nur helfen«, endet er schließlich. »Aber es ist Ihr Leben. Ich mische mich nicht mehr ein.«
    Einen Moment lang schweigen wir. Er hat aufgehört. Er hat aufgegeben. Ich habe gewonnen.
    Wieso fühle ich mich nicht, als hätte ich gewonnen?
    »Entschuldigen Sie.« Sam hält sein Handy ans Ohr. »Vicks. Was gibt’s?«
    Er macht sich auf den Weg aus dem Waggon, und ohne es zu wollen, seufze ich schwer. Der nagende Schmerz ist wieder da, zwischen meinen Rippen. Im Augenblick kann ich allerdings nicht sagen, ob es daran liegt, dass die Tavishes mich nicht als Schwiegertochter haben wollen, oder daran, dass ich versuche, es abzustreiten, oder dass ich nervös bin wegen meiner kleinen Eskapade oder dass mein Tee zu stark ist.
    Eine Weile sitze ich nur da, starre in den dampfenden Tee, wünsche mir, dass ich nie gehört hätte, wie die Tavishes sich in der Kirche gestritten haben. Dass ich nichts davon wüsste. Dass ich diese dunkle Wolke einfach ausradieren könnte, die über meinem Leben hängt, um wieder das überglückliche Mädchen zu werden, das ich einmal war.
    Sam kommt wieder auf seinen Platz, und wir sitzen schweigend da. Der Zug ist mitten im Niemandsland stehen geblieben, und ohne das Rattern der Räder auf den Schienen ist es seltsam still.
    »Okay.« Ich starre den kleinen Resopaltisch an. » Okay .«
    »Okay, was?«
    »Okay, Sie könnten recht haben.«
    Sam sagt nichts, wartet nur. Der Zug schüttelt sich wie ein Pferd, das nicht weiß, ob es gehorchen will, dann kommt er langsam wieder in Bewegung.
    »Aber ich denke es mir nicht einfach nur aus, auch wenn Sie das vielleicht glauben.« Trübsinnig ziehe ich die Schultern an. »Ich habe die Tavishes belauscht, okay? Sie wollen

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