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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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sich die Fotos an, die drei Stunden zuvor zwei Häuserblocks weiter gemacht worden waren.
Es gibt Tage, da möcht ich denen das ganze verdammte Kaff zurückgeben, sagte der Sheriff.
Kann ich gut verstehen, meinte Bell.
Leichen auf der Straße. Geschäfte kaputt geschossen. Autos von Leuten. Wo gibt’s denn so was?
Können wir rübergehen und uns die Sache mal ansehen?
Ja, können wir.
Die Straße war immer noch abgesperrt, aber es gab nicht viel zu sehen. Die Fassade des Eagle Hotel war von Einschusslöchern durchsiebt, und auf beiden Seiten der Straße lag zerbrochenes Glas auf dem Bürgersteig.
Autos mit platten Reifen und herausgeschossenen Scheiben, in der Karosserie Löcher, die von kleinen Ringen blanken Stahlblechs eingefasst waren. Der Cadillac war abgeschleppt, das Glas auf der Straße zusammengefegt und das Blut mit einem Schlauch weggeschwemmt worden.
Was meinst du, wer war das im Hotel?
Irgendein mexikanischer Drogenhändler.
Der Sheriff stand da und rauchte. Bell ging ein Stück weit die Straße entlang. Er blieb stehen, dann kam er mit im Glas knirschenden Stiefeln auf dem Bürgersteig zurück. Der Sheriff schnippte seine Zigarette auf die Straße. Geh die Adams ungefähr einen halben Häuserblock weit rauf, und du stößt auf eine Blutspur.
Ist wohl in die Richtung gegangen.
Wenn er halbwegs bei Verstand war. Ich glaub, die Jungs im Auto sind in ein Kreuzfeuer geraten. Für mich sieht’s so aus, als hätten sie sowohl in Richtung Hotel als auch die Straße da raufgeschossen.
Was meinst du, was ihr Wagen da mitten auf der Kreuzung zu suchen hatte?
Ich hab keine Ahnung, Ed Tom.
Sie gingen zum Hotel.
Was habt ihr an Patronenhülsen gefunden?
Hauptsächlich neun Millimeter, dazu ein paar Schrotpatronenhülsen und einige .380er. Wir haben’s mit einer Schrotflinte und zwei Schnellfeuergewehren zu tun.
Vollautomatischen?
Klar. Warum nicht.
Warum nicht.
Sie gingen die Treppe hinauf. Die Hotelveranda war mit Glasscherben bedeckt, das Holzwerk zerschossen.
Den Nachtportier hat’s erwischt. Hat einfach riesiges Pech gehabt. Ist von einer verirrten Kugel getroffen worden.
Wo ist er getroffen worden?
Genau zwischen den Augen.
Sie gingen in die Eingangshalle und blieben stehen. Jemand hatte ein paar Handtücher auf den Blutfleck im Teppichboden hinter der Rezeption geworfen, aber die Handtücher waren durchgeblutet. Er ist nicht erschossen worden, sagte Bell.
Wer ist nicht erschossen worden?
Der Nachtportier.
Er ist nicht erschossen worden?
Nein, Sir.
Wie kommst du darauf?
Wart’s ab, bis du den Autopsiebericht kriegst, dann wirst du’s sehen.
Was willst du damit sagen, Ed Tom? Dass sie ihm das Hirn mit einer Black und Decker angebohrt haben?
Das kommt der Sache ziemlich nahe. Denk mal drüber nach.
Auf der Rückfahrt nach Sanderson begann es zu schneien. Er fuhr zum Gerichtsgebäude, erledigte einigen Papierkram und ging kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Als er in die Einfahrt hinter dem Haus einbog, sah seine Frau aus dem Küchenfenster. Sie lächelte ihm zu. Im warmen gelben Licht trieben und verwirbelten die Schneeflocken.
Sie saßen in dem kleinen Esszimmer und aßen. Sie hatte Musik aufgelegt, ein Violinkonzert. Das Telefon klingelte nicht.
Hast du den Hörer neben das Telefon gelegt?
Nein, sagte sie.
Dann ist wohl die Leitung gestört.
Sie lächelte. Ich glaube, es liegt einfach am Schnee. Ich glaube, der bringt die Leute dazu, dass sie mal einen Augenblick nachdenken.
Bell nickte. Dann hoff ich, wir kriegen einen Schneesturm.
Weißt du noch, wann es hier das letzte Mal geschneit hat?
Nein, kann ich nicht sagen. Weißt du’s denn?
Wann?
Gleich fällt’s dir wieder ein.
Ach so.
Sie lächelte. Sie aßen.
Das ist schön, sagte Bell.
Was denn?
Die Musik. Das Abendessen. Zu Hause zu sein.
Meinst du, sie hat die Wahrheit gesagt?
Ja. Doch.
Meinst du, der Junge ist noch am Leben?
Ich weiß nicht. Ich hoffe es.
Vielleicht hörst du nie mehr ein Wort von der ganzen Geschichte.
Möglich. Zu Ende war sie damit aber noch nicht, oder?
Nein, das war sie wohl nicht.
Du kannst dich drauf verlassen, dass die sich weiter in schöner Regelmäßigkeit gegenseitig umbringen. Aber ich rechne damit, dass früher oder später irgendein Kartell die Sache an sich reißen wird, und die werden dann bloß noch mit der mexikanischen Regierung verhandeln. Es geht einfach um zu viel Geld. Die werden diese Landeier an die Wand drücken. Und lange wird das nicht mehr dauern.
Was meinst du, wie viel Geld er hat?
Der junge Moss? Schwer

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