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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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zu sagen. Könnte in die Millionen gehen. Na ja, so viele Millionen auch wieder nicht. Immerhin hat er’s zu Fuß von dort weggeschafft.
Möchtest du Kaffee?
Ja, gern.
Sie stand auf, ging zur Anrichte, zog den Stecker der Kaffeemaschine, brachte sie zum Tisch, goss ihm eine Tasse ein und setzte sich wieder. Komm mir bloß nicht eines Abends tot nach Hause, sagte sie. Das mache ich nicht mit.
Dann lass ich es wohl besser.
Meinst du, er setzt sich mit ihr in Verbindung?
Bell rührte seinen Kaffee um. Er hielt den dampfenden Löffel über die Tasse, dann legte er ihn auf die Untertasse. Ich weiß nicht, sagte er. Aber eins weiß ich: Er war ein verdammter Idiot, wenn er’s nicht täte.

Das Büro lag im fünfzehnten Stock und bot einen Blick auf die Skyline von Houston und das offene Flachland bis zum Kanal und dem Bayou dahinter. Kolonien silberner Tanks. Gasflammen, fahl am Himmel. Als Wells erschien, bat ihn der Mann herein und forderte ihn auf, die Tür zu schließen. Er drehte sich nicht einmal um. Er konnte Wells im Fensterglas sehen. Wells schloss die Tür und blieb stehen, die Handgelenke locker vor sich gekreuzt, in der Haltung eines Beerdigungsunternehmers.
Der Mann drehte sich schließlich um und sah ihn an. Sie kennen Anton Chigurh vom Sehen, ist das richtig?
Ja, Sir, das ist richtig.
Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?
Am achtundzwanzigsten November letztes Jahr.
Wieso erinnern Sie sich zufällig an das Datum?
Ich erinnere mich nicht zufällig daran. Ich kann mir Daten merken. Zahlen.
Der Mann nickte. Er stand hinter seinem Schreibtisch. Der Schreibtisch bestand aus poliertem, rostfreiem Stahl und Walnussholz, und es war nichts darauf. Kein Bild, kein Stück Papier. Nichts.
Wir haben es hier mit einem gemeingefährlichen Irren zu tun. Außerdem fehlt uns Ware, und wir vermissen einen Haufen Geld.
Ja, Sir. Das verstehe ich.
Sie verstehen das.
Ja, Sir.
Das ist schön. Freut mich, dass ich Ihre Aufmerksamkeit habe.
Ja, Sir. Sie haben meine Aufmerksamkeit.
Der Mann schloss eine Schreibtischschublade auf, entnahm ihr eine Stahlkassette, schloss diese ebenfalls auf, nahm eine Karte heraus, klappte die Kassette zu, verschloss sie und räumte sie wieder weg. Mit zwei Fingern hielt er die Karte hoch und sah Wells an, der vortrat und sie nahm.
Sie zahlen Ihre Spesen selbst, wenn ich mich recht erinnere.
Ja, Sir.
Von diesem Konto können Sie in einem Zeitraum von vierundzwanzig Stunden zwölfhundert Dollar abheben. Früher waren es nur tausend.
Ja, Sir.
Wie gut kennen Sie Chigurh?
Gut genug.
Das ist keine Antwort.
Was wollen Sie wissen?
Der Mann klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. Er blickte auf. Ich wüsste einfach gern, welche Meinung Sie von ihm haben. Ganz allgemein. Von dem unbesiegbaren Mr. Chigurh.
Niemand ist unbesiegbar.
Irgendwer schon.
Warum sagen Sie das?
Irgendwo auf der Welt gibt es den unbesiegbarsten Menschen. Genauso, wie es irgendwo den verletzlichsten gibt.
Das glauben Sie?
Nein. Das nennt man Statistik. Wie gefährlich ist er wirklich?
Wells zuckte die Achseln. Verglichen womit? Mit der Pest? Er ist immerhin so übel, dass Sie mich geholt haben. Er ist ein psychopathischer Killer, aber was soll’s? Davon laufen jede Menge rum.
Gestern war er in eine Schießerei in Eagle Pass verwickelt.
Eine Schießerei?
Eine Schießerei. Mit Toten auf der Straße. Sie lesen wohl keine Zeitung.
Nein, Sir.
Er musterte Wells. Sie haben wohl so etwas wie ein behütetes Leben geführt, nicht wahr, Mr. Wells?
Mit behütet hat es ehrlich gesagt nicht sehr viel zu tun gehabt.
Ja, sagte der Mann. Was sonst.
Ist schon so. Waren das Pablos Leute?
Sind Sie sicher?
Nicht in dem Sinne, wie Sie das meinen. Aber ziemlich sicher. Von uns waren sie jedenfalls nicht. Zwei Tage davor hat er zwei andere Männer umgebracht, und die beiden waren zufällig von uns. Genauso wie die drei bei dieser Riesenscheiße ein paar Tage vorher. In Ordnung?
In Ordnung. Ich denke, das reicht.
Weidmannsheil, wie wir immer gesagt haben. Früher mal. Vor langer Zeit.
Weidmannsdank, Sir. Darf ich Sie was fragen?
Klar.
Mit diesem Fahrstuhl käme ich nicht nochmal rauf, oder?
Nicht in dieses Stockwerk. Wieso?
Hat mich nur interessiert. Sicherheit. Immer interessant.
Er kodiert sich nach jeder Fahrt neu. Eine zufallsgenerierte, fünfstellige Zahl, die nirgendwo erscheint. Ich wähle eine Nummer und bekomme den Code per Telefon. Den nenne ich Ihnen, und Sie geben ihn ein. Beantwortet das Ihre Frage? Schön.
Ich hab die Stockwerke von der Straße aus

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