(K)ein Mann für die Ewigkeit?
wussten? Issy hatte sich gewünscht, dass er hinzukommen würde, sodass sie sich den neugierigen Fragen nicht hätte allein stellen müssen.
Doch er war nicht gekommen. Nach dem Essen hatte Jack sie im Haus herumgeführt, und ihr blieb kaum Zeit, sich zu fragen, warum sie sich so enttäuscht fühlte.
Doch während Jack mit ihr durch die Räume ging, in der sie ihre Kindheit verbracht hatte, und herausstrich, was Gio verändert und verbessert hatte, überkamen sie sonderbare und unerklärliche Gefühle. Verwirrt bewunderte sie, mit welcher Kunstfertigkeit Gio alles umgestaltet hatte.
Die abweisenden, erdrückenden Räume waren von ihm in helle, geräumige Zimmer verwandelt worden, indem er Wände entfernt und zugemauerte Fenster wieder eingesetzt hatte. Die alten Teppiche, die einen schönen Mosaikfußboden verborgen hielten, waren herausgerissen worden. Ins obere Stockwerk gelangte man nun über eine neue Treppe im traditionellen Stil, und die einst so unattraktive Küche war nun topmodern ausgestattet, vergrößert und mit einem Glaskuppel-Vorbau versehen worden, wodurch alles viel heller wirkte.
Durch Gio war das Herrenhaus wieder zum Leben erweckt worden. Und sie fragte sich, warum er sich all die Arbeit gemacht hatte.
Vor vielen Jahren hatte er das Herrenhaus verlassen und war ihres Wissen nie zurückgekehrt. Er hatte sich nie wieder bei seinem Vater gemeldet und war nicht einmal zu dessen Beerdigung gekommen.
Sie hatte immer angenommen, er würde dieses Haus hassen. Warum aber restaurierte er es dann so sorgfältig? Wollte er etwas beweisen?
Und warum erfüllte sie sein Werk mit einem unerklärlichen Stolz? Das, was Gio mit dem Haus seines Vaters machte, hatte absolut nichts mit ihr zu tun, oder doch?
Der Flug nach London war reibungslos verlaufen; der Propellerlärm machte es unmöglich, sich in normaler Lautstärke zu unterhalten.
Gio hatte am Laptop gearbeitet, und sie wollte ihn nicht dabei stören, auch wenn ihr Hunderte von Fragen zum Herrenhaus durch den Kopf gingen.
Das hier war eine Geschäftsreise, und dabei sollte es bleiben. Gio zu fragen, warum er das Haus restauriert habe, wäre viel zu persönlich.
Unglücklicherweise war das Geschäft das Allerletzte, an das sie dachte, wenn sein Schenkel ihr Kleid streifte oder er versehentlich mit dem Ellenbogen gegen ihren Arm stieß. Als sie schließlich in London landeten, standen ihre Hormone Kopf.
Sie hatte nur einen Moment Zeit, Maxi und Gio einander vorzustellen, und beobachtete, wie ihre Freundin ihn hingerissen anstarrte, bevor er sagte, dass er noch ein paar Anrufe machen müsste und dass sie sich im Flieger treffen würden.
Lächerlicherweise verunsicherte es Issy, wie sehr er bemüht war, sie zu ignorieren. Das war doch vollkommen idiotisch! Sie brauchte seine Aufmerksamkeit nicht. Nein, sie wollte sie nicht einmal. Das würde nur wieder ihren Hormonhaushalt in Aufruhr versetzen.
Maxis aufgeregtes Geschnatter war auch keine Hilfe. Ganz im Gegenteil – es erinnerte sie daran, wie sie als kichernder Teenager über Gio geredet hatte.
„Woher kennst du ihn?“, fragte Maxi angetan. „Offensichtlich habt ihr irgendeine Verbindung zueinender. Hat er dir deshalb das Geld für das Theater gegeben?“ Dann sah Maxi sie mit aufgerissenen Augen an. „Ihr habt eine Affäre, das ist es, oder?“
Issy errötete. „Nein“, antwortete sie in der Überzeugung, dass das eine Mal nicht zählte. „Wir sind gemeinsam aufgewachsen. Er ist ein alter Freund von mir.“
Maxi kniff die Augen zusammen. „Aber warum fliegst du dann mit ihm nach Florenz? Und warum bist du so rot geworden?“
„Ich bin nicht rot geworden!“, protestierte Issy und verfluchte ihre verräterische Hautfarbe. „Und nach Florenz fliege ich nur, um einige Papiere zu unterschreiben. Das habe ich dir doch gesagt.“
„Iss, versteh mich nicht falsch“, sagte Maxi und sah sie ernst an. „Ich finde es toll, dass er mit dir nach Florenz fliegt. Du kannst eine Pause gut vertragen. Vor allem mit einem so leckeren Kerl wie ihm. Aber du brauchst mir nichts vorzumachen. Wir sind Freundinnen.“ Sie gab Issy einen kleinen Knuff. „Ich verspreche dir auch, David und den anderen die offizielle Version zu erzählen.“ Sie lächelte. „Wie lange läuft das denn schon?“
Um Himmels willen.
„Das ist keine ‚offizielle Version‘. Es ist die Wahrheit!“
„Na, komm“, sagte Maxi. „Lass mal sehen …“, begann sie in ernsthaftem Ton. Dem Ton, den Issy sonst so mochte.
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