Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
leuchtete über den Boden, während er sich zur Gebäudefront schlich. Der geisterhafte Lichtkegel regte ihn auf – schwammig, diffus, ohne Präzision.
Licht war nämlich sein Spezialgebiet, besser gesagt die gezielte Bündelung mikroskopisch feiner Lichtstrahlen. Gebündeltes Licht und nicht die grelle Strahlung billiger Taschenlampen.
Er brauchte fast eine Stunde für die Vorbereitungen. Für gewöhnlich ging es schneller, aber in diesem Fall hatte er seine Ausstattung um ein hoch empfindliches Teleskop erweitern müssen, dessen Austarierung Fingerspitzengefühl erforderte. Das kümmerte ihn nicht weiter, er liebte Spezialaufträge, zumal wenn sie hervorragend bezahlt wurden.
Als das erledigt war, wischte er sich die Hände an dem Lumpen, den er mitgebracht hatte, und rieb bedachtsam eine der schmutzigen Fensterscheiben sauber. Er prüfte mit dem Teleskop, ob alles exakt seinen Vorstellungen entsprach. Er konnte jeden der winzig kleinen Kontakte spielend ausmachen. Sie waren deutlich erkennbar, so als stünde er dort im zweiten Stock in dem fraglichen Raum.
Danach schaltete er behutsam den Laser ein und richtete den punktfeinen rubinroten Strahl auf den Hauptkontakt, der am weitesten entfernt war. Die elektronische Kontaktstelle schmolz innerhalb von Sekunden. Wenige Minuten später waren sämtliche Dioden durchgeschmort, und die automatische Sprinkleranlage sprühte Wasser über die vollbepackten Kleiderständer.
Zufrieden grinsend schnappte sich der Mann seine Werkzeugtasche und verließ das Lagerhaus.
24
Der Anruf des Überwachungsunternehmens holte Fleur um vier Uhr morgens aus dem Bett. Sie hörte sich die ausufernde Erklärung des Verantwortlichen an. »Wecken Sie meinen Bruder deswegen nicht auf«, entschied sie, bevor sie auflegte. Dann zog sie sich die Decke über den Kopf und schlief weiter.
Als es an der Haustür klingelte, wurde sie erneut wach. Sie blinzelte zur Uhr und überlegte, ob Floristen schon morgens um sechs Uhr weiße Rosen zustellten. Offen gestanden wollte sie es gar nicht so genau wissen. Sie steckte den Kopf unter das Kissen und döste abermals ein. Bis ihr jemand das Kissen wegriss. Sie schrie auf und saß kerzengerade im Bett.
Jake stand in Jeans und Sweatshirt vor ihr. Unrasiert, die Haare wirr, schaute er sie verständnislos an. »Was ist denn mit dir los? Wieso bist du nicht an die Tür gegangen?«
Fleur entriss ihm das Kissen und boxte ihn in den Bauch. »Es ist erst halb sieben!«
»Sonst joggst du schon um sechs Uhr! Wo warst du?«
» In meinem Bett!«
Er schob die Hände in die Shirttaschen und sah betreten drein. »Konnte ich das ahnen? Als ich dich von meinem Fenster aus nicht sah, dachte ich, es wäre etwas mit dir.«
Uff, es war ihr wohl nicht vergönnt, den Tag langsam angehen zu lassen, also trat sie die Bettdecke weg. Dabei registrierte er zwangsläufig, dass ihr das Nachthemd bis zu den Schenkeln hochgerutscht war. Sie reckte sich nach der Nachttischlampe und schlug anmutig die Beine übereinander, dabei machte sie die Zehen lang und räkelte sich lasziv wie die Mädels aus der Matratzenwerbung. Probleme hin oder her, Jake Koranda sollte wenigstens einen atemberaubenden Blick auf ihr Fahrgestell bekommen.
»Ich mach Frühstück«, sagte er abrupt.
Sie duschte rasch, streifte Jeans und einen alten Wollpullover über. Jake blickte von den Eiern auf, die er gerade in einer Schüssel aufschlug. Seine trainierten Schultern zeichneten sich unter dem Sweatshirt ab, und er wirkte elanvoll und unglaublich männlich. Sie brauchte einen Moment, bis sie die Situation erfasst hatte. »Wie bist du überhaupt hier hereingekommen? Ich hab vor dem Schlafengehen alle Türen abgeschlossen.«
»Möchtest du Rührei oder Spiegelei?«
»Jake …«
»Ich kann nicht quatschen und gleichzeitig Frühstück machen. Was hältst du davon, wenn du mir hilfst, statt hier herumzustehen wie die Queen von England? Allerdings siehst du bedeutend besser aus.«
Typisch Mann, dachte Fleur bei sich. Und ging kommentarlos darüber hinweg, weil sie einen Mordshunger hatte. Sie stellte Toast und Orangensaft auf den Tisch und goss Kaffee ein. Sobald sie saßen, ging sie auf ihn los. »Du hast meine Sekretärin bestochen. Riata hat dir einen Zweitschlüssel machen lassen, stimmt’s?«
Er füllte seelenruhig seine Gabel.
»Gib’s zu«, fauchte sie. »Eine andere Erklärung fällt mir nämlich beim besten Willen nicht ein.«
»Wieso hast du dir mehr Butter auf den Toast geschmiert als
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