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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Konvent war. Sie stolperte pausenlos über ihre zu groß geratenen Füße, ließ dauernd Servierplatten fallen und stieß mit schöner Regelmäßigkeit Blumenvasen um. Beim Sport jedoch vergaß sie ihre großen Füße, ihren schlaksigen Körper und die riesigen Hände. Sie lief schneller, schwamm ausdauernder und machte mehr Tore im Feldhockey als die anderen Mädchen. Sie war so leistungsstark wie ein Junge, und genau das war ihr wichtig. Väter mochten Jungen, und wenn sie die Mutigste, Schnellste und Stärkste – eben wie ein Junge – war, holte ihr Vater sie vielleicht nach Hause.
     
    Die Tage vor dem Weihnachtsfest zogen sich schier endlos hin, bis der Nachmittag kam, an dem ihre Mutter sie abholte. Fleur hatte schon Stunden vorher gepackt und wartete in der zugigen Eingangshalle. Derweil versorgten die Nonnen sie mit guten Ratschlägen.
    »Vergiss nicht, immer eine Strickjacke mitzunehmen, Fleur. Auch im Süden kann es im Dezember kalt sein.«
    »Ja, Schwester Dominique.«
    »Denk dran, du bist nicht in Châtillon-sur-Seine, wo jeder jeden kennt. Du darfst auf gar keinen Fall mit Fremden reden.«
    »Ja, Schwester Marguerite.«
    »Versprich mir, dass du jeden Tag in die Messe gehst.«
    Heimlich kreuzte sie Zeige- und Mittelfinger hinter dem Rücken. »Ich verspreche es, Schwester Thérèse.«
    Fleurs Herz platzte vor Stolz, als ihre wunderschöne Mutter sich schließlich zu ihnen gesellte. Sie mutete wie ein Paradiesvogel in einer Schar von Schwarzdrosseln an, fand das Mädchen. Unter einem schneeweißen Nerzmantel trug Belinda ein gelbes Seidentop zur nachtblauen Hose und um die Taille einen geflochtenen orangeroten Lackgürtel. Platin- und bunte Plexiglasreifen klickten an ihren Handgelenken, passende Gehänge schwangen an ihren Ohrläppchen. Alles an ihr war modisch bunt, topaktuell und teuer.
    Belinda war jetzt dreiunddreißig, ein kostbarer Solitär, durch Alexi Savagar zur Perfektion geschliffen und mit dem feinsten Luxus aus der Rue Faubourg St-Honoré herausgeputzt. Sie war schlanker und kultivierter als früher, aber ihre Augen, mit denen sie das Gesicht ihrer Tochter musterte, waren unverändert. Sie hatten noch dasselbe unschuldige Hyazinthblau wie damals, als sie Errol Flynn kennen lernte.
    Fleur setzte durch die Halle wie ein tolpatschiger Bernhardinerwelpe und umarmte ihre Mutter stürmisch. Belinda hatte Mühe, nicht zu stürzen. »Los, komm«, flüsterte sie ihrer Tochter ins Ohr.
    Fleur winkte den Nonnen, packte die Hand ihrer Mutter und zerrte sie zur Tür, ehe die Schwestern Belinda mit den letzten Missetaten ihrer Tochter konfrontieren konnten. Belinda war das ohnehin schnuppe. »Diese alten Schrullen«, hatte sie Fleur das letzte Mal zugeraunt. »Du hast nun mal ein impulsives Temperament, und das soll auch so bleiben.«
    Fleur liebte es, wenn ihre Mutter so redete. Und dabei beteuerte, ihrer Tochter läge die ungezügelte Wildheit im Blut.
    Ein silberner Lamborghini stand draußen vor dem Portal. Fleur glitt auf den Beifahrersitz, sog den süßen, vertrauten Duft von Shalimar ein, dem Lieblingsparfüm ihrer Mutter.
    »Hallo, mein Schatz.«
    Mit einem gedämpften Schluchzen sank sie in Belindas Arme, kuschelte sich in den Nerz, das Shalimar und alles, was sie mit ihrer Mutter verband. Sie war eigentlich zu alt zum Weinen, aber na und? Es war einfach schön, wieder Belindas Baby zu sein.
     
    Belinda und Fleur liebten die Côte d’Azur. In Antibes wohnten sie in einem rosafarbenen, mit malerischem Stuck verzierten Hotel. Einen Tag nach ihrer Ankunft fuhren sie über die berühmte Corniche du Littoral, die in engen Haarnadelkurven in die Felsküste eingeschnitten ist, nach Monaco. »Sieh lieber nach vorn und nicht nach unten. Nachher wird dir noch schlecht«, meinte Belinda wie jedes Jahr.
    »Aber dann verpass ich die schöne Aussicht.«
    Als Erstes schlenderten sie in Monte Carlo über den Markt, der sich unterhalb des Palasthügels erstreckte. Fleurs Magen erholte sich schnell, und sie lief von einem Imbissstand zum nächsten und deutete heißhungrig auf alles, was ihr appetitlich schien. Es war warm, und sie trug khakifarbene Shorts, ihr Lieblings-T-Shirt und ein neues Paar Riemchensandaletten, die Belinda ihr am Vortag gekauft hatte. Zu Kleidung hatte ihre Mutter eine andere Einstellung als die Nonnen. »Zieh ruhig an, was dir Spaß macht, Kleines«, beteuerte Belinda. »Entwickle deinen eigenen Stil. Designermode kannst du auch noch tragen, wenn du erwachsen bist.«
    Belinda trug

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