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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Belinda meinte, das käme daher, weil sie keine weiteren Kinder mehr bekommen könnte.
    Fleur hatte Fotos ihres Vaters aus den Zeitungen ausgeschnitten, die sie in einem großen Umschlag in ihrem Schreibtisch aufbewahrte. Bisweilen stellte sie sich vor, die Mutter Oberin würde sie in ihr Büro rufen. Und dort säße Alexi, der sie um Verzeihung bitten und nach Hause holen würde. Er würde sie umarmen und sie »Baby« nennen, wie ihre Mutter es oft machte.
    Sie warf den Enten ein weiteres Stück Brot zu. »Ich hasse ihn. Ich hasse sie beide. Und ich hasse meine Zahnspange. Josie und Celine Sicard hassen mich, weil ich hässlich bin.«
    »Hör auf, dich selbst zu bemitleiden. Wetten, in ein paar Jahren will jedes Mädchen im Konvent so aussehen wie du? Wart’s ab.«
    Fleurs schlechte Laune war wie weggewischt. Sie mochte es, wenn ihre Mutter sie moralisch aufbaute.
     
    Der Palast der Grimaldi-Familie war ein weitläufiger, stuckverzierter Bau mit geschmacklos quadratischen Türmen und winzigen Wächterhäuschen. Belinda sah ihrer Tochter nach, die mit einer Touristengruppe verschwand, um auf eine der Kanonen zu klettern, die den Jachthafen von Monaco überblickten. Und hatte unvermittelt einen Kloß im Hals. Fleur hatte Flynns Ungezähmtheit und seinen unstillbaren Lebenshunger geerbt.
    Belinda hatte gelegentlich mit dem Gedanken gespielt, die Wahrheit auszuplaudern. Fleur klarzumachen, dass ein Mann wie Alexi Savagar gar nicht ihr Vater sein konnte und dass sie Errol Flynns Tochter war. Dennoch schwieg sie aus Angst, denn sie kannte Alexi zur Genüge. Sie hatte ihm nur einmal Paroli bieten können, ein einziges Mal war er ihr unterlegen gewesen. Nach Michels Geburt.
    Nach dem Abendessen gingen Belinda und Fleur ins Kino und schauten sich einen amerikanischen Western mit französischen Untertiteln an. Ungefähr ab der Hälfte des Films fiel er Belinda zum ersten Mal auf. Sie musste wohl aufgeseufzt haben, denn Fleur drehte den Kopf zu ihr. »Ist irgendetwas?«
    »Nein, nein«, stammelte Belinda. »Es ist nur … Der Mann da …«
    Belinda beobachtete den Cowboy, der eben in den Saloon stampfte, wo Paul Newman eine Runde Poker spielte. Der Cowboy war sehr jung und alles andere als ein Hollywood-Beau. Dabei war die Kamera auf ihn konzentriert, und Belinda stockte der Atem. Das war doch nicht möglich. Nein …
    Die vergangenen Jahre waren schlagartig ausgeblendet. James Dean war zurückgekehrt.
    Der Mann war groß und schlank mit endlos langen Beinen. Sein kantiges Gesicht hatte rebellische Züge und spiegelte ein Selbstvertrauen, das an Arroganz grenzte. Er hatte glatte, braune Haare, eine lange, schmale Nase mit einer kleinen Narbe und volle Lippen. An einem Vorderzahn fehlte eine winzige Ecke. Aus seinen tiefblauen Augen blitzte ungezähmte Wildheit.
    Er sah überhaupt nicht aus wie Jimmy – stellte sie bei der Nahaufnahme fest. Er war größer, nicht so attraktiv, aber genau wie Dean ein Rebell. Sie fühlte es instinktiv: Er lebte nach seinen eigenen Regeln.
    Als der Film endete, blieb sie sitzen. Sie umklammerte Fleurs Hand und fixierte den Nachspann. Sein Name glitt über die Leinwand.
    Jake Koranda, las sie aufgeregt.
    Nach all den Jahren hatte Jimmy ihr ein Zeichen geschickt. Ihr signalisiert, dass sie nicht aufhören durfte, an sich zu glauben. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Jake Koranda, der Schauspieler mit dem ungewöhnlichen Gesicht, hatte ihr neue Hoffnung gegeben. Irgendwie würde sie es schaffen, ihre Träume wahrzumachen.
    In dem Sommer vor Fleurs sechzehntem Geburtstag begannen die Jungen in Châtillon-sur-Seine sich für sie zu interessieren. » Salu, poupée!« , riefen sie, als sie aus der Boulangerie kam.
    Sie wischte sich abwesend über einen Schokoladenfleck am Kinn, sah auf und gewahrte drei Jugendliche, die sich in den Eingang zur Pharmacie drückten. Sie rauchten Zigaretten und hörten »Crocodile Rock« aus einem tragbaren Transistorradio. Ein Junge drückte seine Zigarette aus. » He, poupée , komm mal her.« Er winkte ihr mit seinem gekrümmten Zeigefinger.
    Fleur drehte sich suchend um. Wen meinte er bloß?
    Die Jungen lachten. Einer schubste seinen Freund an und deutete auf ihre Beine. » Regardez-moi ces jambes! Mann, hat die Beine!«
    Fleur sah an sich hinunter, woraufhin der nächste Klecks Schokolade von ihrem Eclair tropfte, diesmal auf den blauen Lederriemen ihrer Gesundheitssandale. Der größte von den drei Typen pfiff anerkennend. Da begriff sie, dass sie ihre

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