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Kein Opfer ist vergessen

Kein Opfer ist vergessen

Titel: Kein Opfer ist vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Harvey
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Jackentasche.
    »Führerschein und Zulassung.«
    Ich reichte ihm meinen Führerschein durchs Seitenfenster und kramte meine Zulassung aus dem Handschuhfach hervor. Ohne ein Wort schnappte er sich die Dokumente und kehrte zu seinem Wagen zurück. Ich klappte mein Handy auf und gab eine Nummer ein. Gleich nach dem ersten Klingelton sprang Sarahs Mailbox an. Ich beobachtete die Limousine im Rückspiegel.
    »Hallo, Sarah, ich bin’s, Ian. Hör zu, auf dem Weg zurück vom Asservatenlager hat mich die Polizei angehalten. Im Moment stehe ich auf der Canal Street, südlich der Roosevelt. Die Cops parken hinter mir in einem Zivilfahrzeug. Das Nummernschild kann ich nicht erkennen. Ich habe keine Ahnung, weshalb sie mich gestoppt haben.« Die Tür der Limousine ging auf. Der Detective stieg wieder aus. »Er kommt zurück. Ich melde mich, sobald ich kann.«
    Ich klappte das Handy zu und schob es in meine Hemdtasche.
    »Verlassen Sie den Wagen, Mr Joyce.«
    Ich gehorchte.
    »Geben Sie mir das Handy.«
    »Warum?«
    Er zog es aus meiner Hemdtasche und sah nach, welche Nummer ich zuletzt gewählt hatte. Dann steckte er das Handy in seine Jackentasche und legte die Hand auf den Griff seiner Waffe.
    »Wissen Sie, weshalb Sie angehalten wurden?«
    »Nein, Sir, das weiß ich nicht.« Mein Herz flatterte, aber meine Stimme klang fest.
    »Auf der Roosevelt haben Sie die Fahrbahn gewechselt, ohne den Blinker zu setzen.«
    »Den Blinker?«
    »Genau.«
    Mein Blick zuckte unwillkürlich zu dem Stapel Kopien auf dem Rücksitz meines Wagens hinüber.
    »Ich hätte da noch ein paar Fragen«, sagte der Detective.
    »Warum stellen Sie nicht einfach einen Strafzettel aus?«
    »Haben Sie in Ihrem Wagen illegale Ware?«
    »Was für illegale Ware?«
    »Drogen, Waffen oder Ähnliches.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Hätten Sie was dagegen, wenn ich mal nachsehe?«
    »Ja, hätte ich.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich. Und wenn es Ihnen recht ist, hätte ich jetzt gern mein Handy zurück.«
    Der Cop grinste und beugte sich zu mir vor, als könnte uns in der verlassenen Ecke sonst jemand hören. »Ich sag dir mal, wie die Sache läuft. Du willigst in die Durchsuchung deines Wagens ein, oder mein Partner verständigt die Hundestaffel. Bis die Viecher eintreffen, lege ich dir Handschellen an, lasse einen Streifenwagen kommen und setze dich hinein. Da hockst du dann ein, zwei Stunden. Wenn die Scheißköter da sind, schnüffeln sie fünf Minuten lang herum, und zu jedermanns Erstaunen scheint einer von ihnen Drogen zu riechen. Daraufhin durchsuchen wir deinen Wagen. Allerdings haben wir dann zwei Stunden vertrödelt und werden uns dafür ordentlich revanchieren. Also, Klugscheißer, du hast die Wahl.«
    Zehn Minuten später saß ich auf dem Rücksitz der Limousine und sah zu, wie zwei Detectives der Chicagoer Polizei die Türen und die Motorhaube meines Wagens öffneten und anfingen, alles auseinanderzunehmen.
    Zu guter Letzt konfiszierten sie die dreiundzwanzig Dollar, die ich in der Tasche hatte, ebenso wie die acht Dollar in einzelnen Scheinen, die sie in der Mittelkonsole meines Wagens fanden und als »möglicherweise Drogengeld« bezeichneten. Darüber hinaus kassierten sie meinen leeren Benzinkanister, eine Kühltasche mit dem Logo der Chicago Cubs, in der drei warme Dosen Bier lagen, und sämtliche Unterlagen, die sie auf meinem Rücksitz gefunden hatten. Der weiße Detective lehnte am Kotflügel meines Wagens und stellte eine Quittung über die beschlagnahmten Gegenstände aus.
    »Ich hätte gern Ihre Namen«, erklärte ich.
    »Die stehen auf der Quittung.«
    »Dürfte ich mal erfahren, weshalb Sie die Unterlagen auf meinem Rücksitz an sich genommen haben? Ich studiere an der Medill, und die Unterlagen sind Teil eines Seminarprojekts. Wie kommen Sie darauf, dass es sich dabei um illegale Ware handeln könnte?«
    »Die Erklärung finden Sie hier.« Er riss die Quittung von seinem Block ab und hielt sie mir hin. »Sie haben dreißig Tage, um die Rückgabe der Gegenstände zu beantragen. Sollten Sie das versäumen, wird das konfiszierte Material Eigentum der Regierung. Wenn Sie den Antrag stellen, bekommen Sie die Gegenstände entweder zurück, oder Sie strengen eine Zivilklage gegen den Verfall Ihres Anspruchs darauf an. Alles klar?«
    »Nein.«
    »Fahren Sie auf geradem Weg nach Hause, Mr Joyce. Und in Zukunft denken Sie besser daran, Ihren Blinker zu setzen.«
    Er kehrte zu seiner Limousine zurück. Die beiden Detectives fuhren davon. Ich las

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