Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
sich möglichst weit oben platzierte, konnte er genug Punkte sammeln, um im März in die Tour der Besten aufzusteigen.
Seiner Mutter entging nicht, was er vorhatte, und sie zog sich nach und nach wieder zurück. Ihr Zorn war nicht zu übersehen, doch auch ihre Traurigkeit nicht, und Luke wünschte sich, Sophia wäre bei ihnen, und wenn nur, um die wachsende Befangenheit abzumildern. Ach was, er wünschte sich, Sophia wäre da, Punkt. Ohne sie war Heiligabend sehr still verlaufen. Am ersten Feiertag war die Stimmung ebenfalls gedrückt. Er war erst am Nachmittag zu seiner Mutter gegangen, und sie war sehr angespannt gewesen.
Wenigstens lag der Weihnachtsbaumverkauf hinter ihm. Er hatte zwar gute Umsätze gebracht, aber während dessen waren die meisten anderen Arbeiten auf der Ranch liegen geblieben, und das Wetter tat ein Übriges. Lukes Liste mit den Dingen, die erledigt werden mussten, wurde immer länger, und das machte ihm Sorgen, besonders da er im kommenden Jahr viel unterwegs sein würde. Seine Abwesenheit würde die Lage für seine Mutter noch erschweren.
Es sei denn, er gewänne gleich zu Anfang.
Darauf lief es immer wieder hinaus. Trotz der Erlöse aus dem Weihnachtsbaumverkauf, von denen seine Mutter sieben neue Paar Rinder für die Herde kaufte, würde das Einkommen der Ranch nicht annähernd ausreichen, um die fälligen Zahlungen abzudecken.
Und deshalb trottete Luke zum Training in die Scheune und zählte die Tage bis Silvester, wenn er endlich Sophia wiedersähe.
F rühmorgens fuhr er los und kam kurz vor Mittag in New Jersey an. Nachdem sie den Nachmittag mit Sophias Eltern und Schwestern verbracht hatten, hatten weder Luke noch Sophia Lust, sich in das Gedränge am Times Square in New York zu stürzen. Also aßen sie gemütlich in einem schlichten Thai-Restaurant und kehrten dann in Lukes Hotel zurück.
Nach Mitternacht lag Sophia auf dem Bauch, während Luke mit dem Finger kleine Kreise auf ihren Rücken malte.
»Hör auf«, sagte sie und wand sich. »Es wird nicht funktionieren.«
»Was denn?«
»Ich hab dir schon gesagt, dass ich nicht bleiben kann. Ich muss nach Hause.«
»Du bist einundzwanzig«, protestierte er.
»Aber ich wohne bei meinen Eltern, und die haben Regeln. Es war schon besonders großzügig von ihnen, dass ich bis zwei wegbleiben darf. Normalerweise muss ich um eins zu Hause sein.«
»Was wäre, wenn du doch hierbleibst?«
»Dann würden sie wahrscheinlich denken, wir schlafen miteinander.«
»Wir haben miteinander geschlafen.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Das müssen sie ja nicht erfahren. Ich habe nicht die Absicht, es ihnen unter die Nase zu reiben.«
»Aber ich bin nur eine Nacht hier. Morgen Nachmittag muss ich wieder fort.«
»Ich weiß, aber Regeln sind Regeln. Außerdem solltest du es dir mit meinen Eltern nicht verderben. Sie mögen dich. Obwohl sie angeblich enttäuscht waren, dass du deinen Hut nicht aufhattest, haben meine Schwestern mir erzählt.«
»Ich wollte mich anpassen.«
»Das ist dir gut gelungen. Vor allem, als du von deinen Landwirtschaftsausstellungen erzählt hast. Dir ist doch wohl aufgefallen, dass sie genauso wie ich reagiert haben, als sie hörten, dass du die armen Ferkel an den Metzger verkauft hast, nachdem du sie wie Haustiere aufgezogen hattest?«
»Stimmt, ich wollte mich noch bei dir bedanken, dass du das Thema angeschnitten hast.«
»Gern geschehen.« Sophias grinste verschmitzt. »Hast du Dalenas Gesicht gesehen, als ich es ihr erklärt habe? Ich dachte, ihr fallen gleich die Augen aus dem Kopf. Wie geht es übrigens deiner Mutter?«
»Ganz gut.«
»Das heißt also, sie ist noch sauer auf dich?«
»Könnte man so sagen.«
»Sie wird sich schon wieder beruhigen.«
»Das hoffe ich.« Er küsste Sophia. Obwohl sie den Kuss erwiderte, drückte sie ihm gleichzeitig die Hand auf die Brust und schob ihn sanft von sich weg.
»Küss mich ruhig, wie du willst, aber du musst mich trotzdem nach Hause bringen.«
»Kannst du mich in dein Zimmer schmuggeln?«
»Meine Schwester ist doch auch da. Das wäre ein bisschen seltsam.«
»Wenn ich gewusst hätte, dass du nicht bei mir übernachtest, wäre ich vielleicht gar nicht den weiten Weg hierhergekommen.«
»Das glaube ich dir nicht.«
Er lachte kurz und wurde dann wieder ernst. »Ich hab dich vermisst.«
»Nein, hast du nicht. Dazu warst du viel zu beschäftigt. Immer wenn ich angerufen habe, warst du gerade auf dem Sprung. Vor lauter Arbeit und Training hast du
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