Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
aber die Leute sind nett. Ein alter Mann auf einer Bank hat mich in die richtige Richtung geschickt«, sagte sie. »Wie geht’s dir?«
»Gut.« Endlich blickte er auf.
Falls sie merkte, wie verunsichert er war, zeigte sie es nicht. »Hast du alles geschafft, was du vorhattest?«
»Ich hab nach den Rindern gesehen, ein bisschen Holz gehackt und ein paar Sachen eingekauft.«
»Klingt aufregend.« Sie hielt sich die Hand über die Augen, drehte sich langsam im Kreis und betrachtete ihre Umgebung. Inzwischen war Hund herbeigelaufen und stromerte um ihre Beine herum. »Und das ist dann wohl Hund.«
»Höchstpersönlich.«
Sie ging in die Hocke und kraulte ihn hinter den Ohren. Sein Schwanz klopfte beifällig. »Du hast einen furchtbaren Namen, Hund«, flüsterte sie und streichelte ihn ausgiebig. Das Wedeln wurde noch stärker. »Es ist wunderschön hier. Gehört das alles dir?«
»Meiner Mutter. Aber ja, es ist alles Teil der Ranch.«
»Wie groß ist sie?«
»Etwas mehr als dreihundertzwanzig Hektar.«
Sie runzelte die Stirn. »Das sagt mir gar nichts. Ich komme aus New Jersey. Aus einer Stadt, schon vergessen?«
Ihm gefiel, wie sie das sagte. »Gut, wie wäre es damit: Sie fängt an, wo du von der Straße abgebogen bist, und zieht sich zweieinhalb Kilometer in diese Richtung, bis zum Fluss. Das Land hat die Form eines Fächers, an der Straße ist es schmal und zum Fluss hin verbreitert es sich bis auf über drei Kilometer.«
»Aha, verstehe.«
»Ehrlich?«
»Nicht so ganz. Wie viele Häuserblocks sind das?«
Mit der Frage hatte er nicht gerechnet, und sein Gesichtsausdruck brachte sie zum Lachen. »Keine Ahnung«, sagte er.
»War nur ein Witz.« Sie stand auf. »Aber das ist wirklich beeindruckend. Ich war noch nie auf einer Ranch.« Sie deutete auf das Haus hinter sich. »Und das ist deins?«
Er folgte ihrem Blick. »Das habe ich vor ein paar Jahren gebaut.«
»Und wenn du sagst, du hast es gebaut ...«
»Den Großteil habe ich selbst gemacht, außer den Was serleitungen und der Elektrik. Dafür habe ich keine Zu lassung. Aber der Entwurf und der Rohbau stammen von mir.«
»Natürlich«, sagte sie. »Und ich wette, wenn mein Wagen kaputtgeht, kannst du den auch reparieren.«
Er blinzelte Richtung Auto. »Wahrscheinlich.«
»Du bist irgendwie ... altmodisch. Ein echter Kerl. Viele Männer wissen gar nicht mehr, wie man so etwas macht.«
Er konnte nicht einschätzen, ob sie tatsächlich beeindruckt war oder sich über ihn lustig machte, aber er fand es interessant, dass sie ihn ständig leicht aus dem Konzept brachte. Dadurch wirkte sie irgendwie älter als die meisten Frauen, die er kannte.
»Ich freu mich, dass du hier bist«, sagte er.
Einen Moment lang war sie offenbar unsicher, wie sie seinen Kommentar zu verstehen hatte. »Ich freue mich auch. Danke für die Einladung.«
Er räusperte sich. »Ich dachte, dass ich dir vielleicht die Ranch zeige.«
»Zu Pferde?«
»Es gibt eine hübsche Stelle unten am Fluss«, sagte er, ohne direkt auf ihre Frage zu antworten.
»Ist sie romantisch?«
Auch diesmal wusste Luke nicht genau, was er erwidern sollte. »Mir gefällt sie«, sagte er stockend.
»Das reicht mir«, erwiderte sie lachend. Dann deutete sie auf die Stiefel in seiner Hand. »Und die soll ich tragen?«
»Sie sind von meiner Mutter. Ich weiß nicht, ob sie dir passen, aber damit hat man mehr Halt in den Steigbügeln. Ich hab dir ein Paar Socken reingesteckt. Das sind meine, wahrscheinlich zu groß, aber sie sind sauber.«
»Das glaube ich dir unbesehen. Wenn du Autos reparieren und Häuser bauen kannst, weißt du sicher auch, wie man eine Waschmaschine bedient. Darf ich sie mal anprobieren?«
Er reichte ihr die Stiefel und bemühte sich, nicht den Sitz ihrer Jeans zu bewundern, als sie auf die Veranda trat. Hund tapste hinter ihr her, mit wedelndem Schwanz und heraushängender Zunge, als hätte er eine neue beste Freundin gefunden. Sobald sie sich hinsetzte, beschnupperte er wieder ihre Hand, und Luke nahm das als gutes Zeichen, denn normalerweise war Hund nicht so freundlich. Aus dem Schatten beobachtete er, wie Sophia ihre Ballerinas auszog. Sie bewegte sich mit Anmut, zog die Socken über und steckte die Füße mühelos in die Stiefel. Dann stand sie auf und machte ein paar Probeschritte.
»Ich hatte noch nie Cowboystiefel an«, sagte sie und starrte auf ihre Füße. »Wie sehe ich aus?«
»Du siehst aus, als hättest du Stiefel an.«
Sie lachte ungezwungen und hell, lief
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