Kein Paar wie wir

Titel: Kein Paar wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Rathgeb

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Und das half mir. Mein Leben wäre anders verlaufen, wenn ich hässlich gewesen wäre. Ich war gerne hübsch. Welche Frau ist das nicht. Aber schön zu sein bedeutet für eine Frau mehr als nur schön zu sein, die Schönheit der Frauen ist in der Welt der Männer eine Grundvoraussetzung, um von ihnen beachtet zu werden, das Grundkapital, um im Leben und im Beruf voranzukommen. Eine Frau ist nicht schön für sich allein. Ist sie schön, dann ist sie vor allem schön für die Männer, auch wenn sie nicht schön für die Männer sein möchte.
    »Du hättest eine gute Partie machen können«, sagte Vika. »Die Männer standen vor dir Schlange, du hättest dir nur einen aussuchen müssen, du hättest jeden bekommen, den du haben wolltest.«
    Aber du warst zu klug, um auf sie hereinzufallen, dachte sie. Du hast dich von ihnen nicht um den Finger wickeln lassen. Du hast sie dir vom Leibe gehalten.
    »Gelegenheiten boten sich genug. Ah non.«
    Ruth winkte ab.
    An Verehrern hatte es mir nicht gefehlt, dachte sie, ich hätte mir einen großen Fisch an Land ziehen können, aber das wollte ich nicht. Ein großer Fisch hätte mich erdrückt, mich mit sich fortgezogen. Was wäre dann aus mir geworden. Entweder eine Frau an seiner Seite oder eine Frau fürs Bett. Ich wollte weder das eine noch das andere.
    »Du mochtest nicht heiraten.«
    Zum Glück heiratete sie nicht, dachte Vika. Vor Anträgen konnte sie sich kaum retten. Doch die Männer wären mit ihr nicht glücklich geworden. Die Männer wären mit uns nicht glücklich geworden. Wir waren nicht die Art Frauen, die Männer sich vorstellen, die Art Frauen, die Männer brauchen. Die Männer hätten uns enttäuscht, und wir hätten die Männer enttäuscht.
    »Es ist immer dasselbe«, sagte Ruth, »sie laufen einem hinterher, wenn man jung und hübsch ist, und wollen einen unbedingt heiraten, aber wenn man alt geworden ist und nicht mehr gut aussieht, dann nehmen sie sich eine andere, die jünger und attraktiver ist.«
    Die Männer legen einen zum alten Eisen, wenn man alt ist, dachte sie. Sie werfen einen in die Ecke und gehen mit einem neuen Fang ins Bett. Straffe Brüste, straffer Po, straffer Bauch. Das ist es, was ihnen wichtig ist. Wenn eine Frau nicht perfekt ist, dann hat sie bei den Männern schlechte Karten. Eine Frau muss in der Welt der Männer ihren Platz gefunden haben, bevor sich bei ihr die ersten Falten zeigen. Sie muss beruflich angesehen sein, bevor die Männer keinen Blick mehr für sie übrig haben. Als ich meine ersten Falten bekam, saß ich schon lange Zeit auf einer sicheren Position. Ich kümmerte mich nicht mehr um die Blicke der Männer. Sie schauten mich immer seltener an, und eines Tages schauten sie mich gar nicht mehr an, und ich begann ebenfalls, mich nicht mehr anzuschauen. Nur noch ein rascher Blick in das Gesicht, morgens und abends. Die Männer stehlen einem den unbefangenen Blick auf sich selbst.
    »Sie durften dich nur bis vor die Haustür begleiten, aber sie durften nie mit dir hineingehen«, sagte Vika.
    Du gehörtest nicht zu dieser Sorte Frauen, dachte sie. Du hast dich nicht einfach von einem Mann nehmen lassen. Wenn eine Frau etwas auf sich hält, dann tut sie so etwas nicht.
    »Die Frauen«, sagte Ruth, »zahlen immer drauf. Dafür war ich mir zu schade. Women pay.«
    »Women pay«, bestätigte Vika.

14
    Jungfrau, Mutter Gottes mein (ein jungfräulicher, ein unberührter Leib, eine glatte Haut, ein Flaum, wir durften uns nicht anfassen, es sei Sünde, sagte die Mutter, sie sagte es langsam, leise und schaute zu Boden, als kröche die Sünde dort unten herum, die Haut war zart und rein, es konnte nicht Sünde sein, mein Herz floh zum Fenster hinaus, meine Augen wanderten am Himmel entlang, die Sonne schmiegte sich an mich, ich habe die Männer nicht geliebt, ich habe die starren Körper der Männer nicht gemocht, ihren fremdartigen Geruch, ihre blinde rücksichtslose Lust, wir lagen als junge Mädchen nebeneinander im Bett, kühl von der Luft der Nacht, wir liefen mit nackten Füßen am Strand entlang, Hand in Hand, und wollten vor Lust und Übermut in die Lüfte aufsteigen und über das grüne Wasser dahinsegeln, und als es so weit war und die Pflicht uns rief, haben wir unsere Eltern gepflegt, und erst starb Vater und dann Mutter), lass mich ganz dein eigen sein (ich wollte frei sein, ungebunden, wollte mir selbst gehören, keine Magd, keine Gattin sein, niemandem zugeordnet, nur mit dir zusammen, mein eigen, dein eigen, und ich