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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sollten sie vielleicht nicht allein lassen. Man weiß nie, welchen Schaden sie anrichtet.«
    Der Ingenieur lächelte: »Keine Chance, mein Teurer.« Er hatte nicht die geringste Lust, mit ins Kommissariat zu kommen, die nächsten zehn Stunden mit diesem stinkenden Ochsen zu verbringen, die Komödie vom guten und vom bösen Bullen aufzuführen und zwanzigmal dieselben Fragen zu wiederholen. Noch weniger Lust hatte er allerdings, Venuti die Ermittlungen zu überlassen und
die
Chance seiner Laufbahn zu verpassen.
     
    Sie setzten Giulio Mantero in das heißeste fensterlose Zimmer, und Venuti begann das Verhör mit Routinefragen, |34| während Giampieri hinter der verspiegelten Wand zuhörte und zusah. Dann ging der Kommissar raus, und der Ingenieur nahm seinen Platz ein, wobei er mehr oder weniger dieselben Fragen stellte, allerdings in höflicherem Ton. Sie trieben dieses Spiel eine ganze Weile, weil sie hofften, der Anwalt würde die Nerven verlieren, doch dieser wusste, wie derlei Methoden funktionierten und verlor weder die Ruhe noch seinen Aplomb. Er hätte seine Version der Fakten auch tausendmal wiederholt. Bevor er ins Kommissariat mitkam, hatte er darauf bestanden, sich zu rasieren und korrekt zu kleiden, und seitdem hatte er nicht einmal den Knoten der Krawatte gelockert, er hatte weder um ein Glas Wasser gebeten, noch wollte er auf die Toilette. Hinter der Fassade des vertrottelten Muttersöhnchens musste sich ein stahlharter Wille verbergen. Als sie es mit einem Bluff versuchten und behaupteten, der Zustand des Mädchens hätte sich stabilisiert, es werde den Täter bald identifizieren können, antwortete Mantero nur: »Um so besser, dann werdet ihr mich nicht länger verdächtigen.«
    Gegen drei Uhr nachmittags hatte Giampieri bereits genug: »Er hat sich nicht ein Mal selbst widersprochen. Nicht mal bei Details.«
    »Ein Zeichen dafür, dass er kein reines Gewissen hat.«
    »Was machen wir jetzt?«
    Venuti blies den Rauch seiner Zigarre aus. »Das Übliche. Jetzt gehe ich wieder rein, stelle ihm eine Frage und gehe raus, um die Antwort zu überprüfen. Dann gehe ich wieder rein, stelle ihm wieder eine Frage, überprüfe wieder die Antwort. Und so weiter.«
    »Das kann lange dauern.«
    »Klar. Aber ich habe es nicht eilig. Ich gehe von der Annahme aus, dass er es war, und so lange er mir nicht das Gegenteil beweist, lasse ich nicht locker.«
    Giampieri strich sich über den Kinnbart und dachte daran, |35| dass er diesen vor Freitag noch abnehmen musste. Und dass er die Zeit finden musste, bei Amalia vorbeizuschauen.
    Der simple Evergreen des Nokia Tune unterbrach seine Gedanken. Kommissar Venuti kramte das wahrscheinlich letzte noch in Umlauf befindliche Nokia Base hervor, horchte eine Weile in das Handy und sagte dann nur: »Verstanden. Danke.«
    »Probleme?«
    »Das Mädchen ist tot. Der Vater hatte einen Schwächeanfall, und der Onkel ist gegenüber den Journalisten ausgeflippt.«
    Giampieri sehnte sich weg. »Vielleicht ist es besser, wenn auch ich nach Genua fahre.«
    »Okay. Wenn es Neuigkeiten gibt, informiere ich dich.«
     
    Im Foyer des San-Martino-Krankenhauses wimmelte es nur so von Journalisten. Giampieri erkannte einige von ihnen. Sie schwirrten in den Fluren herum und mischten sich unter die Angehörigen von Patienten, um sich in den OP-Trakt einzuschmuggeln.
    »Wo sind die Eltern?«, fragte er einen der Beamten, die Wache schoben.
    »Das ist kein günstiger Augenblick, Herr Ingenieur. Der Vater ist kollabiert und liegt jetzt mit einer Infusion im Bett. Die Mutter ist am Boden zerstört, sie kann weder weinen noch sprechen. Sie haben eine Psychologin geholt, aber die konnte auch nicht viel ausrichten. Die Ärmsten.«
    »Gibt es jemanden, mit dem man reden kann? Freunde, Verwandte?«
    »Der Onkel ist da. Aber der spinnt am meisten rum. Vorhin hat er ein Aufnahmeteam der RAI angegriffen, hat eine Kamera auf den Boden geschmissen, und wenn man ihn nicht zurückgehalten hätte, dann würde jetzt das ganze Team hier im Krankenhaus liegen. Das ist ein Urvieh von |36| einem Kerl, wir haben drei Leute gebraucht, um ihn zu bändigen. Man hat ihm ein Beruhigungsmittel gegeben.«
    Der Ingenieur schaute vorsichtig in das Zimmer der Eltern. Paolo Ameri lag im Bett, die Augen geschlossen, das Gesicht kreidebleich. Seine Frau Maria Rosa saß stocksteif auf einem Stuhl, die Knie aneinandergepresst, die Handtasche im Schoß. Sie starrte geradeaus.
    Giampieri holte tief Luft, trat ein und stellte sich vor. Die

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