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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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baute in aller Ruhe |309| eine Tüte mit Mazar El Sharif. Der erste Zug brachte ihn wieder unter die Lebenden, nie hatte das Dope ihm besser geschmeckt.
    Er kam auf einen guten Trip, obwohl er alleine war. Er brach in herzhaft-albernes Gelächter aus, als er sich Luciani vorstellte, der ein Big Bacon aß. Morgen rufe ich ihn noch mal an, dachte er, und überrede ihn, es einmal zu probieren. Damit er endlich die Freuden des Daseins entdeckt.
    Er rauchte, bis er sich die Finger verbrannte, dann drückte er den Stummel aus.
Man stirbt nur einmal.
Was für ein Scheiß, ich bin kein bisschen bereit zum Sterben. Nicht in einer Woche, wo ich es mit einer Rothaarigen und einer Brünetten getrieben habe und noch eine Blondine draufpacken könnte. Er lächelte. Was wäre das für ein Hattrick! Ja, nach so einer Serie könnte ich ruhig sterben. Zwischen den Armen Stefanias oder den Schenkeln Amalias. Ihm entfuhr noch ein hysterisches Lachen, dann fiel er auf sein Kissen, eher ohnmächtig als schlafend.

|310| Freitag
    Luciani
    Am Fenster stand der Neapolitaner mit Unschuldsmiene, um seine Mundwinkel schien sogar ein Lächeln zu spielen.
    Marco Luciani trat wutentbrannt auf ihn zu und flüsterte: »Weißt du, dass ich dich anzeigen müsste für das, was heute Nacht passiert ist?«
    »Was hab denn ich damit zu tun, Commissario? Ich hatte es dir gesagt, der heilige Judas haut nie daneben.«
    »Klar. Und er arbeitet natürlich mit dem Seil.«
    »Du liegst schon wieder falsch. Der das Seil benutzt hat, das war Judas Iskariot. Der hier ist …«
    »Taddäus. Ich weiß. Jedenfalls war es nicht angebracht, ihn zu bemühen, meinst du nicht?«
    »Du weißt, wie man sagt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Aber bei den Heiligen ist es anders, die leisten zwar ihren Beitrag, aber du kannst nicht einfach herumsitzen und darauf warten, dass aus heiterem Himmel ein Wunder geschieht.«
    »Ich habe Erkundigungen eingezogen, der Bursche ist nicht tot, er hat nur ein paar Knochenbrüche und ein Schädeltrauma. Wenn er keine Anzeige erstattet, könntest du ungeschoren davonkommen.«
    »Wirst sehen, dass er jetzt langsamer fährt, Commissario. Oder wenigstens wird er nicht trinken, bevor er in den Sattel steigt. Und ich hoffe, dass du ein bisschen besser schläfst, dieser Tage bist du allzu nervös.«
    Marco Luciani wollte etwas erwidern, doch dann ließ er es bleiben. Es war schon elf Uhr vorbei, und er wollte nicht zu spät zum Tennis kommen.
    |311| Er schickte seiner Mutter eine Nachricht, dass er noch einige Dinge zu erledigen habe und gegen drei kommen werde. Er schämte sich, ihr zu sagen, dass er Tennis spielen ging, während sein Vater im Sterben lag. Aber er sah keine Verbindung zwischen diesen Dingen, sein Vater würde so oder so sterben, und wenn Luciani beschlossen hätte, drei Stunden zu schlafen, hätte ihn niemand tadeln können, nach all den schlaflosen Nächten. Also war nichts Schlechtes daran, wenn er sein unbestreitbares Recht auf Schlaf gegen eine körperliche Betätigung eintauschte, ohne die er heute und die nächste Woche nervös und schlecht gelaunt wäre. Das war seine wöchentliche Droge: diese zwei Stunden Tennis. Und jeder Mann sollte sich einmal pro Woche in aller Ruhe besaufen oder bekiffen können, sollte sich dem Sex oder sonst einer Aktivität widmen, die ihm das Gefühl gab, noch am Leben zu sein.
    Als er nach Bogliasco kam, erwartete Andrea ihn, indem er wie immer Dehnübungen in der Umkleide machte. Es wurde nie viel gesprochen zwischen ihnen, und seitdem Marco ihn vor drei Wochen geschlagen hatte, hatten sich ihre Wortwechsel auf das Allernotwendigste reduziert. Andrea würde ihn mindestens viermal hintereinander, und zwar mit niederschmetternden Punktzahlen schlagen müssen, um sich von dieser schmachvollen Niederlage reinzuwaschen. Lucianis Gegner betrat das Feld höchst konzentriert, fast wütend, und als der Kommissar seine giftigen Blicke auffing, verging ihm die Lust an dem Match. Die ganze Zeit sagte er sich, er sollte nicht auf dem Tennisplatz sein, sondern bei seinem Vater oder bei Giampieri oder dass er auf eigene Faust ermitteln sollte, um den Eltern von Barbara eine klare Antwort zu liefern. Wenigstens hier will ich mich frei fühlen, dachte er dann ärgerlich, während er auf der Grundlinie die Vorhand voll durchzog und bei jeder Gelegenheit plan- und gedankenlos ans Netz stürzte. Andrea |312| erwartete ihn, gut postiert, einen Meter hinter der Grundlinie und schoss ihn mit seinen

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