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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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überein. Auch die Beschreibung des Motorrades, eine blaue Yamaha.«
    »Danke, Calabrò. Halt mich weiter auf dem Laufenden.«
    »Soll ich das Martinshorn einschalten?«
    »Schalt es ein, Iannece. Wir werden nicht mehr schaffen, |323| ihn zu fassen, aber ich will wenigstens möglichst früh ankommen.«
    Was zum Kuckuck trieb Merli eigentlich? Er fuhr Richtung Grenze. Konnte es sein, dass er zurück nach Italien wollte?
     
    Ich muss ruhig bleiben, dachte er, während er seinen Pferdeschwanz löste und sich hinter der Sonnenbrille versteckte. Er drehte sich nach seinem Motorrad um, zuerst einmal den Helm aufsetzen, langsam aufsteigen und schön gemütlich losfahren, mit fünfzig Sachen. Wer weiß, was für eine Scheiße da gelaufen war und seit wann er gesucht wurde. Während er auf das Motorrad zuging, rief er sich noch einmal die Ereignisse der letzten Tage in Erinnerung, und schon bald fiel ihm der Hotelportier ein, dem er seinen Ausweis gegeben hatte. In wenigen Stunden habe ich sie am Hals, dachte er, das heißt vielleicht sind sie schon da, observieren mich. Er war versucht, einfach an der Yamaha vorbeizugehen, aber wenn sie schon hier waren, dann machte das keinen Unterschied mehr. Wenn nicht, hatte er vielleicht noch eine Chance. Allerdings musste er bald das Motorrad loswerden, denn das Kennzeichen hatten sie sicher bekanntgegeben.
    Er nahm die Sonnenbrille ab und schob sie in die Brusttasche, kniff die Augen in der grellen Sonne zusammen und nahm den Helm in beide Hände. Als er ihn hochhob, um ihn über den Kopf zu stülpen, nahm er den Geruch des Jägers wahr und einen Pistolenlauf, der sich in seine Rippen bohrte.
    Die Jungs sind auf Zack, dachte er, die Arme mit dem Helm noch immer in der Luft. Unsichtbar und fix. Auch der zweite Mann war aus dem Nichts aufgetaucht, obwohl sie mit ihren schwarzen Anzügen und den Blues-Brothers-Brillen eigentlich hätten auffallen müssen wie Schmeißfliegen auf einer Sahnetorte.
    Der Mann, der sich als zweiter zeigte, war älter und schien
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der Chef zu sein. Er präsentierte flüchtig einen Ausweis. »Bist du bewaffnet?«
    Maurizio Merli schüttelte den Kopf. »Kann ich den Helm runternehmen?«
    »Ganz langsam. Und lächle, als hättest du zwei alte Kumpels wiedergetroffen.«
    »Ich habe mit dieser Geschichte nichts zu tun.«
    Der Mann, der ihn in Schach hielt, kam an seine Seite. Er sah diesem französischen Schauspieler ähnlich … Jean-Paul Belmondo.
    »Kann sein«, sagte er, »aber du kennst ja das Spielchen: Du musst nur schön brav mitkommen und uns ein paar Fragen beantworten.«
    Merli schaute ihn mit einem verächtlichen Lächeln an: »Wo sind denn die anderen alle? Irre ich mich, oder wollt ihr die Sache nicht an die große Glocke hängen?«
    Der Ältere verzog das Gesicht. »Im Moment nicht. Wir würden gerne ohne viel Aufsehen nach Italien gelangen. Ohne mit den Franzosen herumzustreiten, über Auslieferungsanträge oder Ähnliches. Klar, wenn dir das lieber ist, kannst du auch einen Tanz aufführen. Dann werden wir sagen, du hast versucht abzuhauen«, sagte er, wobei er das Revers des Jacketts zurückschob und das Schulterhalfter sehen ließ. »Wenn du dagegen ein lieber Junge bist, dann sagen wir, dass wir dich in Italien festgenommen haben. Und wir werden berücksichtigen, dass du kollaboriert hast. Nein, du kannst sogar sagen, du warst auf dem Weg, dich zu stellen. Dein Anwalt ist schon in Rapallo und wartet auf dich. Wenn du willst, können wir ihn anrufen«, sagte er und zeigte sein Handy.
    Merli dachte kurz nach und lachte dann fies: »Ich glaube nicht, dass ich mich weiter von Mantero vertreten lasse.«
    Sie schwiegen einen Moment und sinnierten über den Sinn dieses Satzes nach. Dann sagte der Jüngere: »Was fangen wir mit dem Motorrad an?«
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»Nimm du es. Wir fahren mit dem Auto voraus. Etwas dagegen?«, fragte er Merli.
    »Kann er damit umgehen?«
    »Im Vergleich zu meiner Honda ist das hier ein Moped, mein Freund.«
    Merli warf ihm Helm und Schlüssel zu: »Jetzt halt mal die Luft an.«
     
    Über den rechten Fahrstreifen kroch eine endlose Schlange von Sattelschleppern, und die Sirene reichte nicht, um Staus zu entgehen. Außerdem gab es eine Menge Baustellen, und zweimal mussten sie die Spur wechseln und sich in die LKW einreihen. Giampieri fluchte.
    »Warum haben Sie es so eilig, Herr Ingenieur?«, fragte Iannece. »Der geht uns jetzt nicht mehr durch die Lappen.«
    »Ich weiß. Aber ich fürchte, er ist bewaffnet. Ich hätte ihn

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