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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gerne lebend.«
    »Wollen Sie meine Meinung hören? Wenn er sich nicht ergibt – um so besser. Kerle wie den braucht man gar nicht erst in den Knast zu stecken, in vier, fünf Jahren haben wir ihn eh wieder am Hals. Ich bin für Handabhacken, noch vor dem Prozess: Angenagter, erheben Sie sich!«
    Giampieri gönnte ihm ein Lächeln: »Auf jeden Fall möchte ich vor Ort sein, wenn er verhaftet wird. Jetzt sieh zu, dass du dich verpisst!«, schrie er in Richtung eines LKWs, der vor ihnen fuhr.
    Iannece merkte, dass Giampieri weniger an Merlis Schicksal als vielmehr an seinem eigenen interessiert war. Der Vizekommissar hatte ihn entwischen lassen, und dieser Fehler konnte ihn die Beförderung kosten.
    Klar, wenn er selbst ihn wieder einfing, dann machte das einen ganz anderen Eindruck.
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»Tut mir leid, dass ich dich an den Türgriff fesseln muss. Aber ich bin allein, und das ist Vorschrift.«
    Merli nickte. »Kein Problem.«
    Keiner von beiden hatte Lust zu reden, der Man in Black schaltete das Radio ein und suchte einen Jazz-Sender. Dann stellte er die Klimaanlage an und fuhr ebenso gemächlich wie zielsicher ins Landesinnere.
    »Welche Strecke fahren wir?«
    »Mit dir da hinten in Handschellen kann ich nicht bei Ventimiglia über die Grenze. Vielleicht bemerken sie uns gar nicht, aber wenn doch, dann müsste ich eine Menge unangenehmer Fragen beantworten.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, wir müssen bis Olivetta hinauf. Da oben wird nicht kontrolliert.«
    »Ach du Scheiße, das ist ja eine Weltreise.«
    »Ich weiß. Mir schmeckt es auch nicht. Ich hatte für heute Abend etwas anderes vor. Aber dafür wird mein Kollege auf seine Kosten kommen.«
    Als die Serpentinen begannen, schoss das Motorrad vorbei, legte sich im Stile eines Valentino Rossi in die Kurve, richtete sich wieder auf und jagte davon.
     
    Wieder klingelte Giampieris Handy. Der Ingenieur hörte eine Weile zu und sagte dann nur: »Gut. Danke.«
    Er schaute aus dem Fenster, unschlüssig. Bis zur Grenze waren es nur noch wenige Kilometer. »Du kannst langsam fahren, Iannece. Sie haben ihn erwischt.«
     
    Er saß zehn Kilometer weiter oben am Straßenrand. Der Asphalt war nur noch ein schwarzer Strich im Wald, durch dessen dichtes Astwerk kaum Sonne drang. Sein Anzug war dreckverschmiert, und mit der schwarzen Krawatte hatte er sich die rechte Hand verbunden. In der anderen hielt er eine Zigarette,
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aber der Rauch, den er in die Luft blies, war nichts im Vergleich zu dem Rauch, der aus dem Motor der Yamaha aufstieg. Die Maschine war von der Straße geschlittert und lag im Wald.
    Als sie aus der Kurve kamen und Merli sein Motorrad im Unterholz erblickte, rutschte er aufgeregt auf dem Sitz herum: »Was zum Henker …«
    Der Man in Black fuhr rechts ran. »Was ist los?«
    Belmondo antwortete mit einem verächtlichen Grinsen: »Ich wusste, dass das eine Schrottkarre ist. Die Bremsen funktionieren nicht. Ich konnte gerade noch abspringen.«
    »Du verdammter Hurensohn! Was hast du für eine Scheiße gebaut? Jetzt nimm mir diese Dinger ab!«
    »Hast du dir weh getan?«
    »Nein, nur eine Schramme an der Hand. Scheißbock.«
    »Der Scheißbock bist du, verdammt! Lass mich raus, lass mich raus!« Merli stieß Flüche und Drohungen aus, und erst nachdem er sich ein wenig abgeregt hatte, sprach der Fahrer beschwichtigend auf ihn ein.
    »Willst du nachsehen, was passiert ist? Vielleicht kriegen wir sie wieder hin.«
    Merli nickte.
    »Soll ich dir die Handschellen abnehmen?«
    »Ja, mach schon, zum Kuckuck!«
    »Aber versuch nicht, uns zu linken. Wir sind hier alle ein bisschen nervös.«
    Merli sprang aus dem Wagen und widerstand der Versuchung, sich auf den Polizisten zu stürzen. Polizist, oder was immer er war. Jetzt, da er darüber nachdachte – sie hatten sich nicht eindeutig legitimiert. Er watete durch den Laubteppich ins Unterholz, hielt sich an einem Baum fest und gelangte an sein Motorrad. Interpol wahrscheinlich. Oder jemand vom Geheimdienst, den Klamotten nach zu urteilen.
    Das Motorrad rauchte nicht mehr. »Helft mit wenigstens, sie aufzustellen.«
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Er beugte sich über die Yamaha, und da sah er die kleine Rauchbombe, die im Motorblock steckte. Er hob den Kopf, drehte sich um, und seine Schläfe stieß gegen den Lauf einer Pistole. Er hatte nicht einmal Zeit, sich nach dem Grund zu fragen. Das Echo des Schusses hallte noch lange durch die einsamen Wälder.
     
    Giampieri und Iannece kamen nach Nizza und fanden sich bei der Gendarmerie

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