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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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los. Neuigkeiten von Venuti?«
    »Ist unterwegs. In zwanzig, maximal dreißig Minuten ist er hier.«
    »Gut.« Der Inspektor holte das Schulterhalfter aus der Schublade, legte es an, kontrollierte Waffe und Munition.
    »Sobald er da ist, geht es los.«
     
    Der Sitz von Radio 19 war im Stadtzentrum, an einem der hässlichsten Plätze von Genua und wohl ganz Italien. Eine graue Steinwüste, drei Seiten flankiert von einem Wolkenkratzer und zwei Gebäuden von erlesenstem realsozialistischen Charme, im Sommer herrschte glühende Hitze, im Winter peitschte eisiger Wind über die Fläche; an der offenen Flanke staute sich rund um die Uhr der Verkehr vor dem Eingang einer Tiefgarage. Marco Luciani kam unangekündigt, wie es seine Gewohnheit war: Man musste das Überraschungsmoment ausnutzen, damit der andere sich nicht auf die Fragen einstellen und passende Antworten zurechtlegen konnte.
    |433| »Wie laufen diese Gewinnspiele ab?«
    Der Manager, der ihn empfangen hatte, lächelte entspannt, als gäbe es nichts zu verbergen. Er strich sich mit einer Hand durch das lange graumelierte Haar und hob die Augenbrauen über das orangefarbene Gestell seiner Brille.
    »Für diese Kreuzfahrten mussten sich die Kandidaten, wenn ich recht erinnere, telefonisch vormerken lassen. Im Beisein eines Notars zogen wir dann vierundsechzig Hörernamen. Danach wurde ein Spielplan, wie beim Tennis, ausgearbeitet, im K.-o.-System mussten jeweils zwei gegeneinander antreten und Fragen beantworten.«
    »Was für Fragen?«
    »Vor allem zur Tagesaktualität. Auch weil man Fragen zur Allgemeinbildung nicht mehr verwenden kann: Dank Google finden Sie alles in wenigen Sekunden heraus. Oder Rätsel, Scherzfragen, von allem etwas. Anfangs sind sie leicht, dann werden sie immer schwieriger. Für jeden fünf Fragen, wer die meisten Antworten weiß, gewinnt. Bei Gleichstand geht es weiter, bis einer einen Fehler macht.«
    »Gibt es davon Aufzeichnungen?«
    »Klar. Ist alles archiviert, von Gesetzes wegen. Kommen Sie.«
    Der Kommissar rechnete mit einem Raum, dessen Wände mit winzigen Kassetten zugestellt waren. Stattdessen war das Archiv schlichtweg ein Computer, vollgestopft mit nach Datum und Thema geordneten MP-3-Dateien. Luciani wurde an die Redaktionssekretärin verwiesen, eine Brünette mit sanftem Blick und einer Lücke zwischen den Schneidezähnen. Sie suchte eine Weile herum und fand dann die Dateien des Gewinnspiels.
    »Hier. Das Spiel zog sich über viele Tage hin. Sind Sie an einem speziellen Datum interessiert?«
    Marco Luciani nickte. »Am Tag des Finales.«
    »Es gab vier Finale. Das wird ein bisschen dauern.«
    |434| Der Kommissar beruhigte sie. »Es ist nicht nötig, dass Sie hierbleiben. Zudem ist das eine … wie soll ich sagen … ziemlich heikle Ermittlung.«
    Das Mädchen errötete. »Natürlich. Sie können es sich in dem Raum dort drüben bequem machen, ich lege sie Ihnen auf den Kopfhörer.«
    Er hörte sich geduldig zwei Duelle an. Die Fragen waren durchschnittlich schwer, der Kommissar hätte von den fünf Antworten drei oder vier gewusst. Beim dritten Duell wurde er hellhörig.
    »Wir haben hier Barbara in der Leitung. Guuuten Morgäään.« Die Sprecherin redete schnell und so, als ob sie jeden Moment loslachen müsste.
    Die Anruferin schien ebenfalls happy. »Euch auch einen guten Morgen.«
    Die Radiosprecherin gab ein paar dämliche Bemerkungen über das Wetter, den Sonntag und das Strandleben von sich.
    »Gehst du heute ans Meer, Barbara?«
    »Weiß nicht. Eigentlich bin ich gerade erst aufgewacht.«
    »Was für ein Faulpelz. Aber das gehört sich so, wenigstens am Sonntag …«
    Das Duell begann. Barbara und ihr Gegner Luca gaben jeweils vier richtige Antworten. Auch der Kommissar hätte sich einmal geirrt. Dann begann das Stechen, und die Fragen wurden schwieriger. Jeder erwischte noch einmal eine richtige Antwort, und dann kam für Luca eine harte Nuss: »Es kann auch … sein.« Luca versuchte es mit »das«, aber die richtige Antwort war »scharf«.
    Das war sauschwer, dachte Marco Luciani. Ohne die Erklärung der Sprecherin, die noch einmal den Satz wiederholte und »Es« mit einem kurzen e, wie »S« sprach, hätte er nicht einmal die Auflösung verstanden.
    »Gut Barbara, dein Gegner hat einen Fehler gemacht. |435| Das heißt, wenn du diese Frage richtig beantwortest, dann hast du, wir wiederholen es noch einmal, eine-Kreuzfahrt-für-zwei-Personen-durchs-Mittelmeer-gewonnen! Auch für dich eine Rätselfrage. Wie bist

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