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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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an einem Strand auf Barbados, er lag im Schatten und sah, wie eine schwarze Venus aus dem Wasser stieg. Ein solches Leben hätte ich führen können. All das Geld auf den Auslandskonten … Wer weiß, wie viel noch übrig ist. Er verscheuchte |430| den Gedanken, es war dreckiges Geld, und außerdem brauchte es jetzt seine Mutter. Am Tresen stand eine griesgrämige Brünette und telefonierte, sie bot ihm keinen Platz an, ja schien nicht einmal Notiz von ihm genommen zu haben. Eine andere Angestellte bediente gerade ein Rentnerehepaar, Marco hörte eine Weile ihrer Reiseplanung zu: Ziel Santiago de Compostela.
    »Bitte«, sagte die Griesgrämige schließlich. Ihr geübtes Auge hatte ihn bereits in die Schublade der Nichtsnutze eingeordnet, die nur Informationen einholen, aber nicht die geringste Absicht haben, in Urlaub zu fahren, oder es sich gar nicht leisten können.
    Der Kommissar zeigte diskret seinen Ausweis. »Guten Tag. Ich bin Kommissar Luciani«, sagte er möglichst leise, damit die Rentner ihn nicht hörten, »ist der Chef da?«
    Das Mädchen wurde sofort zugänglicher. »Nein, leider nicht … Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    »Ich denke schon. Können wir irgendwo einen Moment reden?«
    In einer Bar, bei einem Espresso, erklärte er, worum es ging.
    »Ja, an diesen Kreuzfahrt-Gewinn kann ich mich erinnern«, sagte die Angestellte, »die Route war festgelegt, das Mädchen und ihr Freund kamen, um die Reisedaten auszusuchen.«
    »Sie wissen, was mit ihr geschehen ist, oder?«
    Die Frau senkte den Blick. »Ja, ich habe es im Fernsehen gesehen. Und in der Zeitung. Die Ärmste. Ich wollte es nicht glauben, dass sie es war.« Sie schwieg einen Moment, dann hob sie den Blick, ebenso erregt wie erschrocken.
    »Aber hat das etwas mit der Kreuzfahrt zu tun?«
    Marco Luciani beruhigte sie: »Nein. Nur eine Routineüberprüfung. Ich wollte sichergehen, dass sie die Reise gewonnen hatte. Wer hatte den Gewinn ausgelobt?«
    |431| »Radio 19, die Welle vom ›Secolo XIX‹. Die waren erst seit kurzem auf Sendung und wollten offensichtlich Werbung für sich machen.«
    »Nur zwei Plätze?«
    »Nein, insgesamt waren es acht. Vier Reisen zu je zwei Personen. Sechs waren schon unterwegs, und die beiden anderen fahren, glaube ich, im Oktober.«
    »Eine schöne Reise? Ich meine, wurden sie wie die anderen Passagiere behandelt?«
    »Klar. Sie hatten natürlich keine Suite … einfache Kabinen, aber die Reise ist für alle gleich. Frühstück, Mittag- und Abendessen, alles bezahlt, auch Wein und Wasser zum Essen, Disko, Swimmingpool. Wer möchte, kann eine Woche Ferien verbringen, ohne einen Pfennig zusätzlich zu bezahlen. Die Landausflüge werden extra abgerechnet, und die sind teuer, aber freiwillig.«
    »Wissen Sie, ob er oder sie die Reise gewonnen hatte?«
    »Sie, glaube ich. Ja, doch, ich meine sie.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Der Sender hatte uns ihren Namen übermittelt. Ich weiß nicht, ob der Gewinn übertragbar war.«
    Der Kommissar dankte dem Mädchen, zahlte die Espressi, und während sie ins Reisebüro zurückkehrte, streunte er noch eine Weile in der Gegend herum: Irgendetwas kam ihm spanisch vor, und er wollte herausfinden, was. Es war nichts Merkwürdig daran, dass jemand eine Reise, eine Kreuzfahrt gewann. Diese Gewinnspiele gab es inzwischen wie Sand am Meer, und irgendjemanden musste das Glück ja treffen. Ausgesprochen merkwürdig war allerdings, dass einem Menschen mit völlig geregeltem Leben in kurzer Zeit zwei so ungewöhnliche Ereignisse zustießen: eine Kreuzfahrt zu gewinnen und ermordet zu werden, ohne dass es zwischen beiden eine Beziehung gäbe. Ob das Gewinnspiel vielleicht manipuliert war? Hatte jemand Barbara diesen |432| Preis zugeschustert, um sie für irgendetwas zu entschädigen oder um sie vom Büro fernzuhalten? Aber diese Hypothese wirkte ziemlich abstrus. Plausibler war, dass sie auf dem Schiff jemanden kennengelernt hatte, einen Verehrer zurückgewiesen hatte, der ausgetickt war und ihr daraufhin nachgestellt hatte. Aber in Jackys Aussagen gab es darauf keinen Hinweis, und für Jacky wäre es nur von Vorteil gewesen, eine solche Theorie zu stützen, um sich selbst zu entlasten. Nur hatte sich in der Zwischenzeit etwas geändert: Der Zeitpunkt des Computerbootings musste vorverlegt werden und der Zeitpunkt des Überfalls wohl auch. Und damit war das Alibi des Burschen nicht mehr wasserdicht.
     
    Calabrò klappte das Handy zu und schaute Vitone an.
    »Das war Failla. Er sagte, er sei eben

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