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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sekunden. »Ich lasse dich jetzt arbeiten. Aber denk dran: halt mich auf dem Laufenden.«
    Der Ingenieur legte auf, kniff Augen und Zähne zusammen, versuchte bis zehn zu zählen, aber bei sechs hatte er bereits die halbleere Cola-Dose auf seinem Schreibtisch |50| ins Visier genommen. Bei sieben hielt er sie in der Hand, und bei acht hörte er, wie sie gegen die Wand krachte, während er ein »Hurensohn!« brüllte.
    Der braune Fleck wirkte sofort beruhigend. »Hurensohn«, sagte er noch einmal halblaut. »Als Luciani noch da war, rief er nie an, kümmerte sich nur um seinen eigenen Dreck, und jetzt wirft er sich mir gleich an den Hals, dieser Arsch. Und dann will er ihn auch noch zurückholen!«
    Er hörte jemanden an die Tür klopfen.
    »Alles in Ordnung, Ingegnere?« Es war Ianneces Stimme. »Alles in Ordnung, alles in Ordnung. Mir ist nur eine Dose … heruntergefallen.«
    Iannece steckte den Kopf ins Zimmer. »Brauchen Sie irgendetwas? Einen Kaffee? Womöglich koffeinfrei? Einen Kamillentee?«
    Giampieri wischte den Boden mit Papiertaschentüchern auf, dann knüllte er sie zusammen und warf sie in den Mülleimer.
    »Nein, alles okay.«
    »Soll ich Sie nach Rapallo fahren, Ingegnere?«
    »Warum?«
    »Der Termin beim Staatsanwalt, um zehn.«
    »Der Staatsanwalt ist mir wurscht. Zuerst müssen wir eine interne Lagebesprechung machen.«
     
    Zwanzig Minuten später betrat Giampieri den Obduktionssaal im Gerichtsmedizinischen Institut. Doktor Vassallo, der Pathologe ihres Vertrauens, hatte Barbara Ameri eben wieder zugenäht. Die Leiche lag auf dem Tisch, vollkommen nackt, mit einer großen, ypsilonförmigen Naht, die von den Schultern zur Scham verlief.
    »Können Sie mir schon einen kleinen Vorgeschmack geben, Dottore?«
    »Worauf?«
    |51| »Auf alles, was möglicherweise von Interesse sein könnte. Angefangen bei der Tatwaffe.«
    »Und das Tatmotiv wollen Sie nicht hören?«, flachste Vassallo, während er die Maske abnahm und die spärlichen Haare auf seinem Kopf richtete. Wie immer hatte er einen befriedigten Gesichtsausdruck, er arbeitete mit Hingabe und war intelligent genug, um sich nicht in anderer Leute Kompetenzen zu mischen.
    Giampieri zeigte ein schwaches Lächeln: »Schön wär’s.« Vassallo zog auch die sterilen Handschuhe aus und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Der erste Schlag war äußerst stark und muss das Gesicht getroffen haben. Wahrscheinlich mit der Faust. Das Mädchen stand hinter dem Schreibtisch, ihr Angreifer davor, und er überraschte sie mit einem Schlag, bei dem sie zwei Zähne verlor. Es war entweder ein sehr kräftiger Mann, oder er hatte etwas in der Hand. Sie flog mit dem Kopf gegen die Wand, stürzte nach vorn, war benommen, und da fing der Täter an, auf ihren Schädel einzuschlagen. Insgesamt elf Schläge, mit einem schweren Gegenstand, eher rund als eckig.«
    »Was für eine Art Gegenstand?«
    »Das ist schwer zu sagen. In der Notaufnahme hat man ihr die Haare abgeschnitten, dann wurde sie notdürftig genäht, wobei wichtige Spuren verlorengingen. Es könnte sich um einen Briefbeschwerer handeln, aber nicht um den aus Quarz, der auf dem Schreibtisch stand, dessen Oberfläche ist zu uneben, außerdem wurde mir gesagt, dass sich daran keine Blutspuren befanden.«
    »Ein Bergsteigerpickel?«, fragte Giampieri in Erinnerung an das Foto des Anwalts auf einem Berggipfel.
    »Vielleicht, allerdings ein kleiner.«
    »Was haben Sie noch gefunden, Dottore?«
    »Ah ja. Der Schlag in den Unterleib. Normalerweise |52| verrät das die Handschrift eines sexuell motivierten Täters. Eine Art letzter Schliff, eine symbolische Vergewaltigung, nachdem er sie getötet hatte.«
    »Impotent?«
    »Nun, das ist nicht gesagt. Das ist eher eine Frage für einen Psychiater, nicht für mich. Aber Triebtäter oder zurückgewiesene Verehrer verwenden in der Regel ein Messer.«
    Vassallo drückte die Zigarette aus. Giampieri betrachtete Barbaras von den Nähten entstelltes Gesicht. Es würde schwierig werden, sie für die Bestattung herzurichten. Am meisten war die linke Gesichtshälfte in Mitleidenschaft gezogen worden: wahrscheinlich hatte der Mörder die Schläge mit der rechten Hand geführt.
    »Soll ich sie zudecken?«, fragte der Mediziner, als er Giampieris Miene sah.
    »Nein, das macht mir nichts aus. Ich dachte nur an die armen Eltern. Wie soll man je über so etwas hinwegkommen?«
    »Gar nicht. Ach, entschuldige, das – in gewisser Hinsicht – Wichtigste habe ich dir gar nicht gesagt: Das

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