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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hundertprozentige Erfolgsquote. Vielleicht ist sie wirklich ein Genie. Familie?«
    »Vom Ehemann getrennt. Keine Kinder. Lebt nur für die Karriere. Ich habe einen Kollegen aus Rapallo angerufen und mir erzählen lassen, was für ein Typ sie ist. Willst du es wissen?«
    »Ich nehme an, es sind die üblichen Gemeinheiten über Karriere-Frauen.«
    »Stimmt. Aber diese hier scheint nun wirklich … Jedenfalls sagt man, dass sie sich vor der echten Arbeit drückt, wo sie nur kann, im Büro ist sie nie, dafür lässt sie keinen gesellschaftlichen Termin aus, Vernissagen, Ausstellungen. Und sie nimmt sich wahnsinnig wichtig. Rennt ständig ins Fitnessstudio, wegen der Figur und wegen der Männer. Sie mag gern junge, die nimmt sie mit nach Hause und … na ja, sie geht wohl richtig ab. Der Kollege meint, die Nachbarn hätten eines Nachts die Polizei gerufen, weil sie so schrie.«
    Giampieri schnaubte. »Ach komm, verschon mich mit diesen Gerüchten. Ich muss mit ihr zusammenarbeiten, und wenn du mir derlei Zeug erzählst, kriege ich das nicht hin.« Aber eine Rothaarige bleibt nun mal eine Rothaarige, dachte er und stellte sie sich in der Robe vor – und nur in der Robe. Vielleicht sollte er doch einen Gedanken darauf verschwenden, sobald der Fall abgeschlossen war.
    Das Telefon rief ihn zur Ordnung. Giampieri nahm den Hörer ab. Die Sekretärin des Polizeichefs bat ihn, am |48| Apparat zu bleiben. Vitone zog sich diskret aus dem Büro zurück.
    »Doktor Iaquinta, guten Morgen. Alles in Ordnung?«
    »Bei mir schon. Ich bin heute Nacht aus Sardinien zurückgekommen. Was ist da in Rapallo passiert? Eine komplizierte Sache?«
    Giampieri seufzte. »Ein bisschen. Vor allem, weil der Tatort extrem kontaminiert ist.«
    »Und wie sieht deine Theorie aus?«
    »Ich weiß nicht. Dafür ist es noch ein bisschen früh. Wir müssten erst einmal die Tatwaffe und ein mögliches Motiv finden. Die Überfall-Hypothese überzeugt mich nicht, der Broker sagt, dass nichts fehlt; die Brieftasche des Mädchens wurde von den Sanitätern auf dem Boden gefunden, das ist zwar merkwürdig, aber es waren dreißig Euro drin, und ein Dieb hätte die wohl mitgenommen. Vielleicht ist es jemand, der das Mädchen kannte, oder einer, der sauer auf den Broker war. Er hatte es auf ihn abgesehen, fand aber sie vor.«
    Giampieris Herz schlug wie wild, er legte den Hörer vom linken an das rechte Ohr, weil er fürchtete, der Polizeichef könnte seinen Puls hören.
    »Wie viele seid ihr in eurer Einheit?«
    »Äh, ehrlich gesagt, nicht viele. Einer ist am Samstag zu seinem Urlaub ins Ausland aufgebrochen, den kann ich nicht zurückpfeifen. Seit einem Jahr sind wir unterbesetzt, und jetzt fehlt auch noch Luciani …«
    Er merkte, dass der Mann am anderen Ende zögerte.
    »Hör mal, Nicola …«
    »Ich höre.«
    »Wenn du vielleicht Unterstützung … ich weiß nicht … ist nur ein Vorschlag, aber ich habe mich gefragt, ob es nicht angezeigt wäre, Kommissar Luciani zurückzuholen.«
    |49| Giampieri spürte, wie alle Kraft aus ihm wich. Warum zum Teufel hatte er ihn nur erwähnt?
    »Formell ist der Kommissar, wie du weißt, im Urlaub, und das Entlassungsgesuch liegt noch in meiner Schublade … Damit will ich absolut nicht sagen, dass ich dir das nicht zutraue, im Gegenteil. Aber da ihr immer sehr gut zusammengearbeitet habt, auch beim letzten Fall …«
    Der Ingenieur ließ sich ein paar Sekunden Zeit für die Antwort.
    »Ich dachte, die Entscheidung des Kommissars sei unwiderruflich. Ich meine, Urlaub oder nicht Urlaub, ich hatte das so verstanden, dass er auf keinen Fall wieder einsteigen will. Hat er denn bei Ihnen angerufen?«
    »Nein, nicht die Spur. Ich weiß nicht einmal, ob er meinen Vorschlag akzeptieren würde. Du weißt, unser Verhältnis ist nicht gerade … Aber wenn vielleicht du ihn fragen würdest …«
    Das war jetzt wirklich zu viel, dachte Giampieri. Er merkte, dass dies der Moment war, in dem er sich selbstsicher geben musste, auch auf die Gefahr hin, dass es anmaßend wirkte. »Ich glaube, dass ich allein zurechtkomme, Dottore. Das sage ich in vollem Ernst. Ohne Kommissar Lucianis Bedeutung schmälern zu wollen, meine ich, in letzter Zeit bewiesen zu haben, dass ich mich auch alleine recht geschickt anstelle. Oder irre ich mich?«
    Iaquinta beschloss, die Sache fallenzulassen: »Sicher, sicher. Du hast dich immer tadellos verhalten, und wie ich jüngst sagte, bleibt für dich die Aussicht auf Beförderung bestehen.« Verlegen schwieg er einige

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