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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Neuigkeiten mit Venuti aus (»Die Serra hat am Ende beschlossen, dass sie gegen den jungen Turone ermittelt, morgen machen wir in aller Frühe eine Hausdurchsuchung, willst du mitkommen?«)
    Fällt mir gar nicht ein, du und die Serra, ihr verliert nur Zeit, dachte er, sagte aber nur: »Nein, danke. Ich bin völlig fertig und muss ein paar Stunden schlafen. Ich komme am Vormittag zu euch.«
    Er nahm die Brille ab, massierte seinen Nasenrücken und zündete die letzte Zigarette des Tages an, obwohl er wusste, dass es nicht die letzte sein würde. Er öffnete das Fenster und atmete ganz tief den Duft des jetzt schon viel zu heißen Vorsommers ein. Er blies den Rauch Richtung Corso Italia, bemerkte auf dem Wasser die Lichter eines Kreuzfahrtschiffes, das so hoch wie ein Wolkenkratzer war. Tausende von Angestellten, Verkäuferinnen und Rentnern waren darauf zusammengepfercht, wandelten von einem Buffet zum nächsten und warteten darauf, dass etwas Aufregendes passierte. Er empfand es als Glück, dass er in seinem Beruf immer auf der Hut sein musste.

|90| Mittwoch
    Luciani
    »Commissario! Commissario!«
    Die Stimme, die von der Straße kam, war unverwechselbar. Marco Luciani erhob sich vom Sofa, auf dem er nach einer schlaflosen Nacht endlich eingedöst war, und trat ans Fenster. »Iannece. Was gibt es? Kannst du nicht klingeln wie jeder normale Mensch?«
    »Ich habe einen Brief für Sie!«
    »Schön. Steck ihn in den Briefkasten.«
    »Commissario!«
    »Mmhh.«
    »Ehrlich gesagt soll ich Ihnen etwas geben. Aber das kann ich nicht in aller Öffentlichkeit. Es ist eine Pistole.«
    Zwei oder drei Passanten drehten sich nach Iannece um, Marco Luciani hielt es für besser, ihn reinzulassen. Er versuchte, den Türöffner zu betätigen, aber der funktionierte nicht, wahrscheinlich hatten die Bauarbeiter den Strom abgestellt. Er schlüpfte in eine Hose und ging hinunter, um aufzuschließen.
    »Hat man Ihnen die Leitung durchtrennt, Commissario? Ist noch eine Rechnung offen, die Sie nicht auf der Rechnung hatten?«
    »Was ist denn los, Iannece?«
    »Ich habe Ihnen Ihre Pistole gebracht. Und den Dienstausweis.«
    »Was soll das heißen? Was ist denn aus meinem Rücktrittsgesuch geworden?«
    »Das liegt noch beim Polizeichef in der Schublade.«
    Der Kommissar war perplex. Er wusste, dass der Polizeichef |91| nie etwas von ungefähr tat, er hatte zwar viele Fehler, aber dumm war er bestimmt nicht, und in Sachen Kalkül und Intrigen war er unschlagbar.
    »Und warum?!«
    »Er hofft, dass Sie es sich anders überlegen«, sagte Iannece, »oder dass er Sie aus dem Urlaub zurückholen kann.«
    »Ach was … Er konnte es gar nicht erwarten, mich los zu sein.«
    »Vielleicht vor diesem Mordfall. Ich meine das Mädchen in Rapallo. Der Fall ist durchaus heikel. Der Chef riskiert seinen Sessel, wenn er ihn nicht löst, Herr Kommissar, und der Ingenieur wird’s alleine nicht hinkriegen.«
    »Nicola wird seine Sache sehr gut machen. Ich sage dir, er wird den Mörder schnappen und befördert werden.«
    »Neeeiinn, selbst wenn er das schafft, ist er trotzdem zu jung, um Kommissar zu werden. Er hofft natürlich darauf. Aber wie die Traube zum Fuchs sagte: Du bist zu sauer, um mich zu holen.«
    Marco Luciani wiederholte den Satz ein paar Mal im Stillen, um hinter seinen Sinn zu kommen. Iannece verhunzte, mehr oder weniger bewusst, die Sprichwörter, er kreierte neue Redensarten, die absurd wirkten, aber eine innere Logik, wenn nicht sogar ein Körnchen Weisheit enthielten.
    »Also, wann kommen Sie wieder zur Arbeit, Commissario?«
    »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht zurückkomme, Iannece. Mir geht es gut hier.«
    Der Beamte schaute sich um und nickte demonstrativ, wobei er seinen Blick über die Unordnung in der Wohnung schweifen ließ, die Wäsche am Boden, das schmutzige Geschirr im Spülbecken, die Staubmäuse an den Scheuerleisten.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich Ihnen die Pistole nicht überlasse.«
    |92| »Zieh Leine, Iannece. Ich habe viel zu tun.«
    Der Beamte stieß ein halblautes »Oh!« aus und ließ Dienstausweis und Waffe liegen. Dann zog er ein Stück Zeitungspapier aus der Tasche, in das er die Patronen gewickelt hatte.
    »Hier bitte, alle sechs. Damit können Sie Russisches Roulotte 1 spielen.«
    »Russisches Roulette. Aber das spielt man mit nur einer Patrone.«
    »Ich weiß, Commissario. Aber meine Variante ist anders, die spielt man mit allen sechs Patronen.«
    »Was soll das für einen Sinn haben?«
    »Probieren

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