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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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war keine Kritik. Im Gegenteil, ich fragte mich …«, erwiderte Giampieri und zog seine Zigarettenpackung halb aus der Tasche.
    »Bitte.«
    Die Staatsanwältin gab ihm Feuer, und einen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke. Tief in diesen haselnussbraunen Augen erkannte der Ingenieur einen Hauch von Verletzlichkeit, und vielleicht auch Verruchtheit. Ja, wenn man sie so betrachtet, ist sie wahrlich eine schöne Frau, dachte er, aber zu steif, zu kontrolliert. Wer weiß, vielleicht muss sie so sein, wenn sie in einer Männerdomäne überleben will, ist im Bett aber bereit, sich zu unterwerfen, ja, vielleicht wird sie im Bett zu einer anderen Frau, weich und melancholisch.
    Sie schien zu erraten, was er dachte, wandte den Blick ab und tat, als suchte sie etwas in einer Schublade.
    »Ich will ein bisschen Bedenkzeit«, sagte sie schließlich. »Ich riskiere, dass der Antrag vom Richter abgeschmettert wird, und ich will keinen Fehltritt begehen, der Fall zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Ich kann Ihnen jedenfalls jetzt schon sagen, dass die Abhörmaßnahmen nicht durchgehen werden. Sie wissen ja, dass der Richter Schwierigkeiten hatte.«
    Giampieri nickte. Es ging um eine Geschichte von vor zwei Jahren, die noch nicht geklärt war. Parlamentarier waren versehentlich in Abhörmaßnahmen involviert worden, und die Abhörprotokolle waren – alles andere als versehentlich – in die Presse geraten.
    »Verstehe. Aber wenigstens den DNA-Test, den Mantero nicht hat machen wollen, und seinen Computer …«
    »Wie ich schon sagte, ich werde darüber nachdenken.«
    |107| »Aber denken Sie nicht zu lange nach«, erwiderte er spontan. Dann erinnerte er sich, dass er devot hatte auftreten wollen, und korrigierte sich:
    »Natürlich nur, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
    Er war ziemlich enttäuscht, als er ging. Er hatte gehofft, dass es nicht so schwierig würde, dieses Verfahren einzuleiten. Es stimmte, die Situation war heikel, aber er war fast sicher, dass die Serra zu den angriffslustigen Staatsanwälten gehörte, die keinerlei Rücksichten nahmen und mit Hilfe aufsehenerregender Untersuchungen Karriere machen wollten.
    Er stieg ins Auto, stellte die Hifi-Anlage an und sagte sich immer wieder, dass die Serra nicht vorsichtig war, das war auch der Blick nicht gewesen, den sie getauscht hatten, und den eine andere, wirklich kontrollierte Frau, sich nicht hätte entlocken lassen. Die Serra liebte aufregende Momente, und sie wollte im Mittelpunkt stehen.
    Während Giampieri noch unterwegs ins Büro war, hatte die Staatsanwältin bereits die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Giulio Mantero unterzeichnet. Wenige Stunden später erfuhr die Presse davon, und als sie zu dem Broker eilten, um ihn in Kenntnis zu setzen, wusste dieser überraschenderweise schon Bescheid.
     
    Er grübelte erneut über den Tagesablauf aller Hausbewohner nach, als Calabrò kam, um die beiden Neuen anzukündigen. »Bring sie her«, sagte er, »die schaffen wir uns sofort vom Hals.«
    Wenn die beiden Frauen alles darangesetzt hätten, möglichst gegensätzlich zu wirken, hätten sie es nicht besser treffen können. Zuerst stellte sich, indem sie leicht die Rechte hob und die Linke in der Tasche ließ, »Giolitti, Nadia« vor, braunes kurzes Haar, harter Blick. Sie trug Zivil, |108| schwarze Springerstiefel, Tarnhose, schwarzes Tank-Top und Jeansjacke.
    Gott, ist die lesbisch, dachte Giampieri. Seine Lippen öffneten sich dagegen zu einem unfreiwilligen Lächeln, während er der zaghaften Stimme von »Boemi, Stefania« lauschte, einem blonden Engel in Dienstuniform, der vorbildlich salutierte, die Handkante an der Stirn und das Käppi am Herzen, oder besser gesagt an einer runden, vollen Brust, die auch die gestärkte Bluse nicht bändigen konnte. Das erste Adjektiv, das ihm in den Sinn kam, war »weich«, weich waren ihre Kurven und ihr Blick, in dem sich Scheu und Bewunderung für ihn mischten. Sie hatte blaue Augen, verdammt noch mal, auch wenn diese Vorliebe etwas trivial war, in blauen Augen verlor der Ingenieur sich nun mal am leichtesten.
    Jetzt schau dir mal dieses Häschen an, dachte er, während er im Geiste die Versetzungsliste löschte, die Calabrò so mühselig entworfen hatte. Wenn ich die ins Archiv schicke, wird sie ganz käsig, abgesehen davon, dass diese widerlichen Aasgeier sie nach zehn Minuten schon zerfleischt hätten. Da würde ich höchstens die Lesbe hinverfrachten. Klar, aber dann würde die Blonde im

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