Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
Vom Netzwerk:
schielt sie
     unter den halbgeschlossenen Lidern rechts an mir vorbei in Richtung des verdutzten Ronald, der ein ebenso bescheuertes Gesicht
     macht, wie ich es vermutlich gerade tue.
    Ich bin einer dieser letzten wahren Helden.
    Trotz meiner zu diesem Zeitpunkt eventuell noch bestehenden minimalen Chance bei Elisa und – wie sich später herausstellen
     sollte – unter Einsatz meines Lebens presse ich meine Zunge in Nadjas Mund.
    Gut, der eine oder andere mag das jetzt für eine übertriebene Geste halten, aber ich bin nun mal Perfektionist. Wenn ich eine
     Sache mache, dann mache ich sie auch richtig.
    Nadja scheint das ähnlich zu sehen. Jedenfalls schlingt sie jetzt theatralisch ihre Arme um meinen Hals und umklammert mich,
     als wäre ich der letzte Mann auf Erden. Ich fühle mich wie im Film. Nur dass hier niemand «Danke! Schnitt. Im Kasten. Ihr
     wart super!» ruft.
    Stattdessen sehe ich circa fünf Meter hinter Nadjas Ohr Elisa und Mashavna – vor Schreck fällt mir dieser verrückte Name wieder
     ein – wütend mit dem Finger auf mich zeigen und dann in der Menge verschwinden.
    |273| Selbst wenn ich gewollt hätte, ich wäre nicht losgekommen von Nadja, deren Mund sich inzwischen wie ein Blutegel an meinem
     festgesaugt hat. Und wahrscheinlich würden wir noch immer aneinanderkleben, hätten uns nicht ein paar Männerpranken brutal
     auseinandergerissen.
    «Zieh Leine, du Wichser.» Dann zu Nadja: «Ich muss mit dir reden!»
    Ich habe ihn zwar noch nie gesehen, ihn mir aber genau so vorgestellt. Ronald. Typ: Bei-der-Landung-Applaudierer.
    «Ich aber nicht mit dir», quiekt Nadja hysterisch.
    «Dämlicher Hurensohn, was glaubst du eigentlich, mit wem du es hier zu tun hast?», scheint mir in dieser Situation eine angemessene
     Begrüßung für den Idioten, ich kriege nur leider vor Aufregung keinen Ton raus. Ronald dagegen schon, der setzt nämlich jetzt
     zum ältesten Märchen seit Hänsel und Gretel an.
    «Nadja, Schatz, ich kann dir alles erklären.»
    Dann aber fühle ich, dass nun meine Stunde gekommen ist. Ich kann endlich einen Satz anbringen, den ich schon immer mal benutzen
     wollte, für den sich aber bislang noch nie die passende Gelegenheit ergab.
    «Hast du nicht gehört, was die Dame gesagt hat?»
    Dummerweise folgt darauf meist der Schlag auf die Zwölf.
    «Außerdem störst du!», sind somit auch meine letzten Worte, ehe Ronalds Faust mich erwischt.
    Wo rohe Kräfte sinnlos walten.
    Dabei war ich nur eine Sekunde abgelenkt, als nämlich Elisa, die inzwischen aussieht, als hätte sie eine Überdosis Merz-Spezial-Dragees
     gegessen, plötzlich hinter Ronalds |274| Rücken auftaucht. Verblüfft und somit ohne Deckung setzt sie mich damit auch noch Ronalds Folgehieb aus, der mich ebenfalls
     mit voller Wucht trifft.
    Elegant und geräuschlos breche ich zusammen. Alles, woran ich mich später noch erinnern kann, ist ein spitzer Schrei von Nadja
     und ein Raunen, das durch die Menge geht, ehe ich das Bewusstsein verliere.
    Als ich eine gefühlte Woche später (Nadja behauptet, es wären nur 30   Sekunden gewesen) aufwache, liege ich, wie ein Häufchen Elend, stöhnend und zusammengeklappt am Boden – wohl die sicherste
     Art, sich als kompletter Schwächling zu präsentieren.
    Nadja tupft mit einem bestickten Taschentuch in meinem Gesicht herum, und von irgendwoher fragt jemand: «Sollen wir einen
     Arzt rufen?»
    Mit der letzten mir verbliebenen Heldenhaftigkeit lehne ich dankend ab und versuche gleichzeitig, mich aus der demütigen Lage
     zu befreien und aufzustehen.
    «Alles okay mit dir?»
    Nadja hilft mir besorgt auf die Beine.
    «Wo ist das Schwein?», belle ich wütend. Schließlich gilt es, meine Ehre zu verteidigen. Ronald hat mich bis auf die Knochen
     blamiert, und das, obwohl er den Namen eines in Gefangenschaft lebenden Mauergeckos trägt. Elisa, die sowieso nichts mehr
     von mir wissen will, ist nun sicher froh, nicht an einen Schlappschwanz wie mich geraten zu sein.
    «Sie haben ihn rausgebracht und in ein Taxi gesetzt. Er war völlig betrunken.» Und kleinlaut fügt sie hinzu: «Du hättest dich
     nicht mit ihm anlegen sollen, er ist Hobbyboxer. Ich hielt das nicht für erwähnenswert.»
    |275| Doch dann strahlt sie mich an wie die Sonne das Schlachtfeld. «Aber unser Plan hat funktioniert! Er war ja so was von eifersüchtig!»
    Wie bitte? Unser Plan? Ha. Wenn überhaupt, war das
ihr
Plan, und zwar ein besonders schlechter. Mir hat das Ganze, außer einem Doppelkinn und noch

Weitere Kostenlose Bücher