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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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übergeschnappt?«
    »Wie viel haben Sie von der Lebensversicherung kassiert, als Ihre Frau gestorben ist?«
    Ich erstarrte, sah erst ihm, dann Stone ins Gesicht. Vollkommen unergründlich. Ich traute meinen Ohren nicht. »Was soll das?«
    »Halten Sie sich bitte an unsere Fragen. Es sei denn, Sie haben uns etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    »Das ist kein Geheimnis«, sagte ich. »Die Versicherungspolice belief sich auf zweihunderttausend Dollar.«
    Stone pfiff. »Zweihundert Riesen für eine tote Ehefrau. Hey, Nick, wo muss ich unterschreiben?«
    »Das ist eine sehr hohe Police für eine Frau von fünfundzwanzig Jahren.«
    »Ihr Cousin hatte kurz vorher als Versicherungsagent bei der State-Farm angefangen«, sagte ich etwas stockend. Das Komische daran war, dass ich anfing, mich schuldig zu fühlen, obwohl ich wusste, dass ich nichts Böses getan hatte - zumindest nicht das, was sie dachten. Es war ein seltsames Gefühl. Aus den Achselhöhlen liefen mir Schweißtropfen den Körper hinunter. »Sie wollte ihn unterstützen. Darum hat sie eine so hohe Versicherungspolice unterschrieben.«
    »Nett von ihr«, meinte Carlson.
    »Wirklich nett«, pflichtete Stone ihm bei. »Die Familie ist ja so wichtig, finden Sie nicht auch?«
    Ich sagte nichts. Carlson setzte sich wieder auf die Tischecke. Jede Form von Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. »Sehen Sie mich an, Doc.«
    Ich tat es. Sein Blick bohrte sich in meine Augen. Es fiel mir schwer, ihm standzuhalten, aber ich schaffte es.
    »Beantworten Sie mir eine Frage«, sagte er langsam. »Und spielen Sie jetzt nicht den Schockierten oder Beleidigten. Haben Sie Ihre Frau jemals geschlagen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Nicht ein einziges Mal?«
    »Nicht ein einziges Mal.«
    »Haben Sie sie je gestoßen?«
    »Nein.«
    »Oder ihr aus Wut eine Ohrfeige verpasst? Das ist uns doch allen schon passiert, Doc. Ein kleiner Klaps. Das ist ja kein Schwerverbrechen. In Herzensangelegenheiten passiert so was schon mal. Wenn Sie wissen, was ich meine?«
    »Ich habe meine Frau nie geschlagen«, sagte ich. »Ich habe sie nie gestoßen, ihr nie einen Klaps gegeben und ihr nie aus Wut eine Ohrfeige verpasst. Niemals.«
    Carlson sah Stone an. »Ist die Angelegenheit für dich damit erledigt, Tom?«
    »Natürlich, Nick. Er sagt, er hat sie nie geschlagen, und das reicht mir.«
    Carlson kratzte sich am Kinn. »Wenn ich da nicht …«
    »Wenn du da nicht was, Nick?«
    »Na ja, wenn ich da nicht noch so einen Katalysator für Dr. Beck hätte.«
    Wieder waren alle Blicke auf mich gerichtet. Meine nervösen, unregelmäßigen Atemzüge hallten mir in den Ohren. Ich fühlte mich leicht benommen. Carlson wartete noch einen Moment, dann nahm er den braunen Umschlag vom Tisch. Langsam öffnete er ihn mit seinen langen, dünnen Fingern. Dann hob er ihn hinten etwas an, so dass der Inhalt auf den Tisch rutschte.
    »Wie wär’s damit als Katalysator, Doc?«
    Es waren Fotos. Carlson schob sie zu mir herüber. Ich sah sie an und spürte, wie das Loch in meinem Herzen größer wurde.
    »Dr. Beck?«
    Ich starrte die Bilder an. Meine Finger näherten sich ihnen zaghaft und berührten die Oberfläche.
    Elizabeth.
    Es waren Fotos von Elizabeth. Das erste war eine Großaufnahme ihres Gesichts. Im Profil. Mit der rechten Hand hielt sie ihr Haar vom Ohr weg. Ihr Auge war violett angelaufen und geschwollen. Am Hals unter dem Ohr waren eine lange Risswunde und weitere Blutergüsse zu sehen.
    Es sah aus, als hätte sie geweint.
    Ein anderes Foto zeigte ihren Oberkörper von der Hüfte an. Elizabeth trug nur einen BH und deutete mit dem Finger auf einen großflächigen Bluterguss auf ihrem Brustkorb. Ihre Augen waren noch immer gerötet. Das Licht war seltsam grell, als hätte der Blitz die Verletzung hervorgehoben und näher ans Objektiv herangezogen.
    Auf dem Tisch lagen noch drei Fotos - alle aus unterschiedlichen Blickwinkeln und von verschiedenen Körperteilen. Auf allen waren Abschürfungen und Blutergüsse zu sehen.
    »Dr. Beck?«
    Mein Blick zuckte hoch. Ich war fast verblüfft, sie im Zimmer zu sehen. Ihre Mienen waren neutral und geduldig. Ich sah erst Carlson, dann Stone an und sagte dann zu Carlson: »Denken Sie, dass ich das war?«
    Carlson zuckte die Achseln. »Das wollten wir eigentlich Sie fragen.«
    »Natürlich nicht.«
    »Wissen Sie, wie sich Ihre Frau diese Verletzungen zugezogen hat?«
    »Bei einem Autounfall.«
    Sie sahen sich an, als hätte ich ihnen erzählt, der Hund hätte meine Hausaufgaben

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