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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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starrte einen Moment auf ihre Füße. Dann hob sie langsam den Kopf.
    »Wir müssen sie besser im Griff haben. Wir geben uns alle Mühe, nichts durchsickern zu lassen, und Papa und Kalli erzählen
     dem Erstbesten wilde Geschichten.«
    Mir brach der Schweiß aus, ob hormonell oder aus Angst, konnte ich nicht unterscheiden. Mit belegter Stimme versuchte ich,
     uns beide zu beruhigen.
    »Sie hatten nicht viel Zeit, wilde Geschichten zu erzählen. Ich glaube auch nicht, dass sie es machen würden. Sie haben doch
     keine Ahnung, was hier wirklich los ist.«
    »Hoffentlich.« Ines hatte plötzlich auch eine Falte über der Nase. »Ich weiß nur nicht, ob   …«
    »Christine?« Die Stimme meiner Mutter schallte durch den Garten zu uns. Ich stand auf und brüllte zurück: »Ja? Was ist?«
    »Dosenananas! Für Toast Hawaii.«
    Mit gesenkter Stimme fragte ich Ines: »Was soll mir das jetzt sagen?«
    Dann rief ich: »Ja und? Soll ich da jetzt einen ganzen Satz draus machen?«
    Ines drückte sich noch tiefer in den Strandkorb. »Ich bin nicht hier.«
    »Du musst noch mal los. Dosenananas kaufen. Hier sind keine.«
    Charlotte war vom Zaun so schnell verschwunden wie sie aufgetaucht war. Ines streckte den Kopf wieder aus dem Strandkorb und
     schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß gar nicht, ob es noch Dosenananas gibt. Die isst doch kein Mensch mehr.«
    »Doch«, ergeben setzte ich mich in Bewegung. »Mama und Hanna. Und mit Glück auch heute Abend die Gäste. Ich fahre mit dem
     Rad, ich muss mich mal bewegen. Bis später.«

Als ich durch den Habenpad radelte, entdeckte ich vor mir einen Jogger, der mir bekannt vorkam. Ich trat schneller in die
     Pedale, um zu ihm aufzuschließen. Bevor er rechts zur Seeseite abbiegen konnte, pfiff ich ihm hinterher. Immer noch trabend,
     drehte er sich zu mir um und blieb schließlich stehen. Ich hatte ihn erreicht.
    »Hallo, Tom.«
    Er wischte sich mit seinem Ärmel den Schweiß von der Stirn und lächelte.
    »Das ist ja schön. Willst du zum Hafen?«
    Ich deutete nach links zum Supermarkt. »Die Küche braucht Dosenananas. Sozusagen ein Notfall. Und du? Was macht deine Mutter?«
    »Sie hat sich nach dem Frühstück aufs Bett gelegt und liest jetzt Liebesromane. Das macht sie immer so. Auch im Urlaub. Deshalb
     kann ich in Ruhe joggen gehen.«
    Mir fiel wieder die Situation mit dem Fahrrad ein. »Es ist nicht so ganz leicht, oder?«
    Er lächelte tapfer. »Wann sind Mütter schon einfach? Wir wollten doch mal zu dem Italiener essen gehen. Wie sieht es denn
     heute Abend bei dir aus?«
    »Das geht.« Ich hatte ohne nachzudenken geantwortet. Es wurde einfach mal Zeit, an etwas anderes zu denken. »Wenn du willst,
     dann gerne.«
    »Gut.« Er nickte zufrieden und zog den Reißverschluss seiner Jacke höher. »Dann bestelle ich einen Tisch, wenn ich zurücklaufe.
     Ich freue mich. Um acht?«
    »Gern.«
    »Bis später.«
    Tom legte mir kurz zwei Finger auf den Arm, wandte sich zum Meer und setzte sich wieder in Bewegung.
    Ich sah ihm mit einem warmen Gefühl im Bauch nach. Er freute sich! Solche Töne hatte ich schon länger nicht gehört. Ich freute
     mich irgendwie auch.
     
    Mit acht Dosen Ananas auf dem Gepäckträger fuhr ich langsam zurück. Ich wollte gar nicht ausrechnen, wie viel Toast Hawaii
     man daraus machen konnte. Andererseits hatten wir immer noch Unmengen Huhn im Angebot. Mir fiel ein, dass ich »Hühnchen Bombay«
     auf einer Liste gelesen hatte. Meine Mutter hielt Ananas für indisch. Es sollte mir egal sein, Hans-Jörg bekam Geld fürs Verhindern.
    Apropos verhindern: Ich musste herausbekommen, wer der Mann aus dem Garten war und was mein Vater und Kalli ihm genau erzählt
     hatten. Fragen könnte ich sie nicht noch einmal, sonst würden sie ahnen, dass irgendetwas passiert war. Dann gäbe es vermutlich
     kein Halten mehr, im schlimmsten Fall würde mein Vater vorschlagen, eine Befreiungsaktion in Dubai zu planen. Was hieß »planen«?
     Er würde es einfach durchziehen. Spontan.
    Ich fuhr bereits durch den Damenpfad, ein kleines Stück weiter war der »Seesteg«. Eine Möglichkeit wäre, hineinzugehen und
     den Fremden zu fragen, was er bei uns gewollt hatte. Das war der auffälligste Weg. Zumal ich noch nicht einmal seinen Namen
     kannte. Eine andere Idee war, unter dem Vorwand, er hätte etwas im Strandkorb liegen lassen, nach ihm zu suchen. Allerdings
     hatte ich außer acht Obstkonserven und meiner Geldbörse nichts bei mir, was man vergessen haben könnte. Ob mir die

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