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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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umgedreht und funkelte Ines empört an. »Jetzt geht es ja wohl
     los. Und es hat sich niemand, hört ihr, wirklich niemand in meine Privatangelegenheit einzumischen, ist das klar?«
    »Ach so, es ist eine Privatangelegenheit?«
    Gesas Stimme war zuckersüß und Adelheid so sauer, dass ich kurz befürchtete, Adelheid würde Gesa eine scheuern. Guntram Bernds
     Stimme bewirkte die Deeskalation.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, die Damen. Ob ich etwas Kaffee haben könnte?«
    »Guntram!« So schnell, wie der Frost in Adelheids Gesicht gestiegen war, taute er wieder ab. »Hast du gut geschlafen? Geh
     schon an deinen Tisch, ich bringe dir sofort alles.«
    Jetzt fiel mir schlagartig Eleonore Stehler mit ihrem Wunsch nach grünem Tee wieder ein. Ich wunderte mich, dass sie sich
     bislang gar nicht beschwert hatte.
    Nur ein paar Minuten später lief ich mit der Teekanne in den Gastraum. Frau Stehler saß noch allein am Tisch, trug eine große
     Sonnenbrille und starrte bewegungslos vor sich hin.
    »Frau Stehler?« Ich stellte die Kanne vorsichtig ab und sah sie von der Seite an. »Ist alles in Ordnung?«
    »Was?« Wie ertappt blickte sie hoch und riss sich die Sonnenbrille von der Nase. »Natürlich. Haben Sie den Tee selbst gepflückt
     oder warum hat das so lange gedauert?« Sie nahm ihr Handy vom Tisch, drückte kurz auf die Tasten und bellte: »Wo bleibst du
     denn?« Dann klappte sie es zu, ließ es sinken und fragte: »Ist noch was?«
    Bevor ich etwas sagen konnte, fiel mir auf, dass am Nebentisch Guntram Bernd dem Gespräch sehr interessiert gefolgt war. Sein
     Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, ich wunderte mich nur über seine angespannte Körperhaltung. Als er meinen Blick bemerkte,
     lächelte er mich unsicher an.

»Das mit Eleonore Stehler war doch ein Witz, oder?«
    Ich wartete auf Gesas Antwort, während wir über den Kurplatz liefen. Wir hatten die Küche nach dem Frühstücksdienst den wahren
     Künstlern überlassen. Hans-Jörg, Hanna und meine Mutter hatten in Ermangelung eines originellen Namens für das heutige Buffet
     beschlossen, dass sie sich einfach während des Kochens inspirieren lassen wollten. Wovon auch immer, wir wussten es nicht.
     Aus Angst vor dem Ergebnis hatte ich entschieden, für drei Stunden ins »Badehaus« zu gehen und etwas für meine Seele und gegen
     meine kalten Füße zu tun.
    Gesa hatte mich gefragt, ob ich etwas dagegen hätte, wenn sie mitkäme. Ich konnte nicht gut Nein sagen. Ines hatte keine Lust,
     sie war ja auch erst in der Sauna gewesen, also gingen Gesa und ich jetzt nebeneinander auf das »Badehaus« zu.
    »Wieso ein Witz?« Gesa stellte sich vor mir in die Schlange an der Kasse. »Eleonore Stehler hat auf dem Tisch getanzt. Beim
     Schlager ›Du hast mich tausend Mal belogen‹ oder so ähnlich. Sie hat sich vier Becher Bowle in den Hals gekippt und dann ging’s
     ab.«
    »Bowle gab es auch?«
    Verwundert hatte ich die Eintrittskarten bezahlt und folgte Gesa zu den Umkleidekabinen.
    »Ja. Ananas-Pfirsich-Bowle. War ein voller Erfolg. Pierre fand die sehr gelungen. Und das als Barkeeper, Charlotte war ganz
     stolz. Irgendwer hatte zu viel Ananas gekauft, das hatte sich danach erledigt.«
    Ich beschloss, zunächst bei 90   Grad zu schwitzen und mir anschließend von Gesa den Abend brühwarm und in allen Einzelheiten beschreiben zu lassen.
     
    Gesa war innerhalb weniger Sekunden auf der bequemen Liege im Ruheraum eingeschlafen. Entweder hatte sie die Schilderung des
     gestrigen Abends so fertiggemacht oder sie war einfach keine 90   Grad gewöhnt. Während sie also, eingerollt in eine Decke, selig vor sich hin schlief, versuchte mein Gehirn, aus dem gerade
     Gehörten Bilder zu entwickeln.
    Nach anfänglichen Irritationen war das Buffet anscheinend zu einem großen kulinarischen Event erklärt worden. Entscheidend
     für die relativ schnell ansteigende Stimmung war natürlich der Star-Autor Guntram Bernd, der sich kaum einkriegte vor lauter
     Begeisterung über diese perfekte Retrospektive der deutschen kalten Küche. Er postulierte das in einer Rede, um die ihn Adelheid,
     Hanna und Charlotte gebeten hatten. Anschließend hatten Heinz und Kalli Platten aufgelegt, und damit kam die Stimmung wohl
     relativ schnell zum Kochen. Ob es an der Musikauswahl oder am Geheimrezept für die harmlos aussehende Bowle lag, hatte Gesa
     nicht ausmachen können, sie hatte aber auch dieses grün-gelbe Getränk nicht probiert. Bis auf Gregor Morell und Eleonore Stehler
    

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