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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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muss.
    Mitten in ihren Anweisungen bricht sie ab und sagt: »Sie hat ihre Katze Kali genannt?«
    Bevor sie mir den Vortrag halten kann, den ich heraufziehen sehe, sage ich: »Ich hab auch immer gedacht, es ist etwas schäbig, eine Katze nach einer Göttin zu benennen. Aber nicht meine Katze, nicht mein Bier.«
    Sie schenkt mir ihr Stolze-Lehrerin-Lächeln und ich verdrehe die Augen, was sie zum Lachen bringt. Schnell bringt sie ihre Kartoffellektion zu Ende. Aber als sie zur Tür rausgeht, bleibt sie noch einmal stehen und sagt: »Deine Mom wird begeistert sein. Stell dir vor, sie macht diesen langen Weg und ihre Familie wartet auf sie, mit komplettem Thanksgiving-Dinner. Das wird bestimmt toll.«
    Ich sehe mich in der Küche um und seufze. Bestimmt . Solange sie wirklich herkommen kann.

Kapitel 21
    Es sind noch zwanzig Tage, bis meine Mom kommt, und ich hab meine Fußballschuhe vergessen. Blöd, ich weiß. Aber wenn’s weiter nichts ist. Der Rest des Tages war doch perfekt: Im Chemieunterricht hab ich ein Reagenzglas zerbrochen und irgendeine Säure auf meinen Schuh gekleckert, sodass mein Zeh plötzlich durch ein großes Loch guckte, und ich darf mir gar nicht ausmalen, wie viel mich neue Schuhe kosten werden. Ich hab kein Mittagessen gehabt, weil ich vergessen hab, es einzupacken. Also hab ich mir im Medienraum die Zeit vertrieben und meine E-Mails gecheckt. Der Beitrag meiner Mutter zu meinem Tag war: »O. k.« Sie log in zwei Buchstaben. Am liebsten hätte ich ihr eine gehässige Mail darüber geschrieben, wie sie meinen Dad mit Schweigen schützte, aber stattdessen tippte ich: »Gut zu hören. Pass auf dich auf.«
    Dann die gefürchtete Mail von Lauren. Die Haftbefehl-Mail war noch einmal zu mir zurückgekommen. Letztes Mal hatte sie geschrieben: »Gemacht.« Jetzt stand da:
    Rückgängig gemacht.
    Dein Vater war neulich bei mir. Ich muss mit dir reden, mehr als je zuvor. Was kann ich tun, damit du mich anrufst? Mir schreibst?
    Ganz durcheinander und immer noch in Liebe,
    Lauren
    Dann, kurz vor dem Spiel, fällt mir auf, dass ich meine Schuhe nicht dabeihab. Also rase ich zurück zur Wohnung, hechte die Treppen hinauf und schließe die Tür auf. Dieser Tag kann doch nur noch besser werden, oder nicht? Ich habe ein bisschen Glück verdient. Immerhin ist es statistisch unwahrscheinlich, dass wir in dieser Saison jedes Spiel verlieren. Im Moment beträgt unser Punktestand sagenhafte 0 : 8 .
    Auf dem Boden, unter der Tür durchgeschoben, liegt ein Briefumschlag mit meinem Namen drauf. Hmm. Ich öffne ihn und ziehe drei weiße Blätter heraus, die ich auseinanderfalte. Auf dem obersten Blatt klebt ein pinkfarbener Post-it-Zettel.
    J,
    das hab ich beim Aufräumen gefunden. Dachte, es wäre vielleicht interessant für dich … M
    Ich reiße den Zettel ab und blättere durch die Papiere: »Statistiken zur Gewalt durch Beziehungspartner oder Gewalt in der Ehe«, »Hilfen für Opfer häuslicher Gewalt« und »Beratungszentren für Gewaltopfer«. Ich halte den Atem an und überfliege das erste Blatt.
    Bis zu diesem Moment habe ich nicht gewusst, wie sehr ich Statistiken hasse. Wie wohltuend, wie beruhigend zu wissen, dass meine Familie keine Besonderheit ist, dass all die Male, die mein Vater auf uns losgegangen ist, auf fette schwarze Zahlen und Prozentsätze auf einem Blatt Papier reduziert werden können.
    Ach, und wie gut, was ich Lauren angetan habe, ist auch hier repräsentiert, in einer speziellen Unterkategorie mit dem Titel »Missbrauch unter Jugendlichen«.
    Und ich bekomme auch eine Zahl zugeschrieben. Wegen meines Hintergrunds bin ich viermal mehr gefährdet, ein Scheißkerl zu werden und meine eigenen Freundinnen zu schlagen. Wie schön, mich in scheußlicher Gesellschaft zu wissen. Wir sollten einen Klub gründen. Hat Mirriam das gemeint, als sie schrieb, es könnte mich interessieren? Ich muss mir in Erinnerung rufen, dass sie gar nicht weiß, dass ich Lauren geschlagen habe, und nicht versucht, mich hiermit anzupissen. Es war eine der vielen Statistiken auf dem Blatt. Sie will mir nur zeigen, dass ich nicht allein bin und dass ich »Hilfe bekommen« kann.
    Ich presse die Zähne aufeinander, bis mein Kopf wehtut, und finde schließlich meine Fußballschuhe unter dem verdammten Bett in Christians Zimmer. (Was haben sie da zu suchen?) Ich fahre mit 90 Sachen zurück zur Schule. Aber ich bin sowieso zu spät dran, also verbannt mich der Coach für die erste Halbzeit auf die Bank und ich sehe zu, wie Tom eine

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