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Keine Angst

Keine Angst

Titel: Keine Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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mal sämtliche Informationen kommen lassen, die ich im Laufe der Jahre über den Fall gesammelt habe. Die Amputationen geschahen stets mit großem Können. Sehr sauber ausgeführt, wahrscheinlich auch, wie Sie selber schon sagten, sehr schnell. Gleiches gilt für die Lippen. Ich will’s ja nicht beschwören, aber der Mörder hat sein Werk fast … liebevoll verrichtet.«
    »Mhm.«
    »Finden Sie nicht, daß das auf einen Arzt hindeutet?«
    Sie hatte natürlich recht.
    »Doch«, gab ich zu.
    »Des weiteren wird es kaum ein Neurologe oder theoretischer Forscher gewesen sein. Fazit: Was läge näher als die Chirurgie?«
    »Also ein Chirurg?«
    »Ja. Wieviele Chirurgen arbeiten hier?«
    »Einige. Eine Menge, und darüber hinaus viele, die zwar keine Chirurgen sind, aber so was mal gelernt haben.«
    »Das grenzt den Kreis trotzdem ein.«
    »Glauben Sie nicht, daß die Polizei zu ähnlichen Schlüssen gelangt ist?«
    »Wahrscheinlich«, nickte sie. »Aber die haben ihn trotzdem nicht gefaßt.«
    »Wissen Sie das genau? Der letzte Mord liegt doch schon eine ganze Weile zurück?«
    Sie sah mich mitleidsvoll an. »Ich habe mich natürlich erkundigt«, sagte sie von oben herab.
    »Natürlich«, seufzte ich.
    »Wem steht eigentlich der Waschraum zur Verfügung?«
    »Allen.«
    »Auch Patienten?«
    »Man merkt, daß Sie ein Zimmer mit Bad und WC bewohnen. Ja, allen.«
    »Hm.« Sie überlegte einen Moment. »Trotzdem spricht einiges dafür, daß es sich um einen Chirurgen handelt.«
    »Erzählen Sie mir endlich, was Sie vorhaben«, drängte ich.
    »Ach richtig!« Ihre Augen blitzten vor Unternehmungs-lust. »Die wesentliche Frage ist, wie können wir mit dem Mörder in Kontakt treten?«
    »Über das Symbol«, sagte ich.
    »Treffer! Wir locken ihn zu einem Rendezvous. Und da lauern wir ihm auf.«
    »Wir?«
    »Sie und ich.«
    »Augenblick!« Ich hob die Hände und schüttelte energisch den Kopf. »Ich lauere überhaupt niemandem auf, damit das schon mal klar ist. Sie können meinetwegen machen, was Sie wollen, aber ich bin nicht Kalle Blomquist. Ich habe ein Krankenhaus zu leiten und …«
    »He, Doc! Jetzt machen Sie sich mal locker. Ich verlange ja gar nicht, daß wir uns mit Indianergeheul auf ihn stürzen.«
    »Was dann?«
    »Nun, morgen früh werden die Faxgeräte sämtlicher Abteilungen die gleiche Botschaft ausspucken. Ein Blatt mit zwei konzentrischen Kreisen. Ohne jeden Kommentar.«
    »Unsere Faxgeräte sind für wichtigere Sachen da.«
    »Ein Blatt, ich bitte Sie!«
    »Und wer soll das losschicken?«
    Sie schenkte mir ein Honiglächeln.
    »Sie. Ist ja Ihr Krankenhaus.«
    »Meine Güte. Ich sollte Ihnen den Arsch versohlen und jedes weitere Wort verbieten.«
    »Stellen Sie sich nicht so an! Was ist schon dabei. Niemand außer unserem Kandidaten wird damit was anfangen können, also wird es in den Papierkörben landen. Aber den Mörder haben wir verunsichert.«
    »Und dann? Ist er verunsichert. Glückwunsch.«
    »Dann werden wir ein weiteres Blatt an der Tür des Waschraums befestigen und eine Kleinigkeit dazuschreiben.«
    »Die da wäre?«
    » Ich kenne dich. Null Uhr. Heute. «
    »Und Sie meinen, er wird kommen?«
    »Ich glaube, er wird versuchen, seinerseits mit uns in Kontakt zu treten.«
    »Das ist doch Mumpitz. Das ist der größte Amateurquatsch, der mir jemals untergekommen ist.«
    »Wieso? Wir müssen nichts weiter tun, als den Waschraum zu beobachten.«
    »Da gehen viele rein, auch Ärzte«, sagte ich. »Eine Menge Personal arbeitet bis zum Morgen.«
    »Diesmal wird aber einer um Schlag Mitternacht kommen, und der …«
    »Aber kein Chirurg«, unterbrach ich sie. »Wenn Ihre kleine Theorie stimmt, und wir haben es mit einem aus der Chirurgie zu tun, wüßte ich nicht, warum er diesen Waschraum hätte benutzen sollen. Die Chirurgie ist ganz woanders.«
    Sie sah mich unsicher an. »Gibt’s nicht Chirurgen mit Zweitjob? Sie riechen ja auch in alle Abteilungen rein und rennen ständig durch das ganze Krankenhaus.«
    »Ich leite das Krankenhaus, und daß ich ständig überall gleichzeitig bin, ist meine persönliche Marotte. Genausogut könnte ich den Großteil meines Jobs vom Schreibtisch aus erledigen.«
    »Ach, verdammt. Dann ist er eben ein Chirurg mit einem besonderen Grund, sich hier zu waschen. Was weiß denn ich? Oder meinetwegen kein Chirurg. Aber er ist ein Killer, und er wird kommen.«
    »Wird er nicht.« Ihre Beharrlichkeit begann mich zornig zu machen. »Er wäre schön blöde, in so eine dämliche Falle

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