Keine Gnade
wie Al zu kitzeln.«
Sami gab ihr noch einen Kuss, stellte ihr Nachtlicht an und ging ins Wohnzimmer. Emily hatte Sami schon ein Glas Wein eingegossen.
Emily klopfte auf das Sofakissen neben ihr. »Komm setz dich, Kus.«
Noch bevor sie sich setzte, trank Sami hastig zwei Schluck Wein.
»Wir kippen hier keinen Tequila«, sagte Emily. »Wein trinkt man langsam.«
»Dann sollten wir vielleicht den Patrón rausholen.«
»Willst du darüber reden?«, bot Emily ihr an.
Sami wollte eigentlich nicht darüber reden, doch wenn sie nicht bald bei jemandem Dampf ablieÃ, dem sie vertraute, würde bestimmt ihr Kopf explodieren. Und wem konnte sie in ihrem Leben mehr trauen als Emily?
»Es ist alles ziemlich kompliziert geworden«, sagte Sami. »Als Al in Rio war, um sich um seine Schwester zu kümmern, hat er â¦Â«
Emily fasste zu ihr hinüber und nahm ihre Hand.
»Er hatte eine Affäre mit einer Krankenschwester.«
Emily war für einen Augenblick still. »Wow. Das haut mich vom Stuhl.«
»Warum? So sind Männer doch, oder? Sie laden dich fürstlich zum Abendessen ein, du verliebst dich in sie, und dann reiÃen sie dir das Herz heraus und trampeln darauf herum.«
»Ich kann da nicht mitreden, Kus. Seit der Highschool habe ich keine Zeit mehr für Dates gehabt.«
»Glaub mir. Du bist ohne besser dran.«
»Ist es aus?«, fragte Emily. »Ich meine, richtig aus?«
»Die Frage kann ich im Moment nicht beantworten. Ich warte noch darauf, dass sich mein Ãrger legt. Kannst du klar denken, wenn du wütend bist?«
»HeiÃt das, du überlegst, ihm noch eine Chance zu geben?«
»Da bin ich mir nicht sicher. Einfach nicht sicher.«
Emily legte ihren Arm um Samis Schultern und drückte sie. »Willst du den Rat eines Kindes mit Rotznase hören?«, fragte Emily.
»Aber sicher. Du bist weiser als viele doppelt so alte Leute.«
»Ich verstehe nicht viel von Beziehungen, deshalb sage ich das jetzt aus dem Bauch heraus. Aber ich glaube, zwischen dir und Al ist etwas ganz Besonderes. Etwas Seltenes. Vielleicht kannst du es nicht erkennen, aber wenn er dich ansieht, sieht man, dass er dich von ganzem Herzen liebt. Er ist ein guter Kerl. Manchmal machen Menschen Fehler. Ich würde mal sagen, dass er sich in Rio schwach und verletzlich gefühlt hat, weil er fürchtete, seine Schwester würde sterben. Dann passierte das mit dieser Krankenschwester, was ihm Trost gab. Ich glaube nicht, dass es um Sex ging oder dass es ein schlechtes Licht auf seine Gefühle für dich wirft. Und es ging dabei auch ganz sicher nicht um seine Gefühle für die Krankenschwester. Es hätte jeder sein können, der ihm nur nahe genug war, um ihm emotionale Unterstützung geben zu können. Wenn du meine Meinung hören willst, Sami, dann lass ihn bitte nicht gehen. Gib ihm noch eine Chance, seine Liebe zu beweisen. Er ist es wert, Kus.«
Sami drängte die Tränen zurück. »Ich liebe dich, Emily.«
48    Julian machte in der Krankenschwesternstation halt und beorderte eine Schwester, ihm bei den Pre- OP -Tests zu assistieren. Und wieder hielt ihn ein Polizist, der vor McKenzies Zimmer postiert war, an der Tür auf.
»Hallo, Doc. Wieder zurück, hey?«
»Miss OâNeills Operation ist für morgen früh angesetzt, und ich muss vorher noch einige Pre- OP -Tests durchführen.« Er deutete auf die Krankenschwester. »Miss Oliver wird mir dabei assistieren.«
»Ist es okay, wenn ich dabei bin?«
»Habe ich denn die Wahl?«
Der Cop schüttelte den Kopf. »Fürchte nicht. Ist das übliche Vorgehen.«
Julian war es egal, ob der Cop mitkam, denn er hatte nicht vor, McKenzie irgendetwas anzutun. Er hatte schon entschieden, dass der Augenblick der Wahrheit sich während der Operation ergeben würde. Doch trotz seiner gleichmütigen Einstellung konnte Julian nicht verhehlen, dass der Cop ihn über alle MaÃen nervte. »Also ist die Vertraulichkeit zwischen Doktor und Patient nicht von Bedeutung?«
»Nicht in dieser Situation.«
Julian ging mit dem Cop in das Zimmer, die Schwester folgte ihnen. Schwester Oliver wusste auch ohne Anweisung genau, was zu tun war. Während sie an McKenzies linkem Arm Blut abnahm, führte Julian eine Reihe von diagnosÂtischen Tests durch, bei denen er unter anderem überprüfen musste, ob ihre
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