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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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kein französisches Kleingeld, und selbst wenn,
hätte er nicht gewußt, wieviel er ihm geben sollte.
    Der Hotelboy zuckte mit den Schultern
und machte den Weg frei.
    »Jetzt sind wir hier«, sagte Alison
aufgeregt, als der Fahrstuhl knarrend in die dritte Etage fuhr. »Ich kann es
gar nicht fassen, daß wir wirklich hier sind!«
    »Ich auch nicht«, antwortete er und
versuchte zurückzulächeln.
    Er hatte gar nicht glauben können, wie
leicht es gewesen war, von zu Hause wegzukommen. Als er sich die Sache mit dem
Schulausflug ausgedacht hatte, hatte er ihn ganz ruhig und vorsichtig erwähnt,
fast als wollte er testen, wie es klingen würde, aber Lia hatte die Idee sofort
aufgegriffen, ihn mit den nötigen Details versorgt und war fast dankbar
gewesen, ein bißchen Zeit ohne ihn verbringen zu können, dachte er.
    Das Zimmer war klein und wurde fast
völlig vom Bett eingenommen. Wenn man sich nicht gerade ans Fenster quetschte
und hinaus auf den Hof sah, gab es keine Möglichkeit, seiner anklagenden
Präsenz zu entgehen.
    »Es ist sehr bequem«, sagte Alison,
setzte sich auf eine Seite und schleuderte die Schuhe von sich.
    Er setzte sich ebenfalls und federte
auf und ab, als würde er es in einem Kaufhaus ausprobieren.
    »Ja«, sagte er.
    »Du bist nervös, oder?« fragte sie ihn
und streichelte seinen Arm.
    »Ich denke schon.«
    »Ich auch.«
    »Wirklich?« Er wandte sich zu ihr und
sah Furcht in ihren Augen.
    »Ja«, sagte sie. »Ich habe Angst, daß
wir uns nicht mögen werden...«
    »Nein«, sagte er, legte die Arme um
sie und wiegte sie hin und her. »Die Möglichkeit besteht nicht.«
    »Wovor hast du denn Angst?« fragte sie
ihn, nahm den Kopf von seiner Brust und sah ihn an.
    »Vielleicht davor, daß wir uns zu sehr
mögen. Ich weiß nicht«, sagte er, unfähig, seine Verwirrung zu beschreiben, und
unsicher, ob er das überhaupt wollte.
    Sie hielt sein Gesicht zwischen den
Händen. »Was auch immer geschieht, du weißt doch, daß ich dich liebe.«
    »Ich habe dich immer geliebt«, sagte
er zu ihr.
    »Singst du das Lied?« fragte sie ihn.
    »Nein«, sagte er. »Jetzt nicht mehr.
Wir sind jetzt hier. Wir setzen es in die Tat um. Es ist kein Traum mehr.«
    »Na, dann laß uns Mittag essen«, sagte
sie lachend.
    »Und eine Menge trinken«, schlug er
vor. Er fühlte sich ein wenig besser.
    Er stand auf, ging zu ihrer Seite des
Bettes und zog sie hoch. Arm in Arm verließen sie das Zimmer, wie alte Freunde.
     
    »Ist es nicht seltsam«, sagte Alison,
als sie mit der Gabel Friseesalat aufspießte und die Salatsauce auf den weißen
Teller tropfen ließ, bevor sie ihn in den Mund steckte, »daß Steak mit Pommes
und Salat bei den Franzosen absolut köstlich schmeckt, und man in England nicht
im Traum daran denkt, es zu bestellen?«
    »Wirklich nicht?« fragte er und dachte
daran, wie gern er immer Steak mit Pommes aß, besonders eine richtig dicke
Scheibe, nicht so eine dünne wie auf seinem Teller. Er goß ihnen beiden Wein
nach.
    Er fühlte sich langsam angenehm warm
und betrunken. Während sie auf das Essen warteten, hatten sie Kir getrunken,
und jetzt hatten sie fast eine ganze Flasche Rotwein geleert. All die
Angstkristalle, die seine Glieder anscheinend steif gemacht hatten, waren
weggeschmolzen. Beim zweiten Glas hatte er beschlossen, daß es keinen Zweck hatte,
sich Sorgen zu machen. Sie waren noch das ganze Wochenende hier, und dagegen
konnte er nichts unternehmen, also konnte er genausogut seinen Spaß haben und
erst im Zug zurück nach Hause wieder damit anfangen, sich graue Haare wachsen
zu lassen. Er war in Paris, in einem Café, das genauso war, wie er sich ein
Pariser Café vorgestellt hatte, so daß er sich vorkam wie auf einem Filmset,
und er war mit der Frau dort, mit der er sich immer vorgestellt hatte, dort zu
sein.
    Alison trug schwarz. Eine
schmalgeschnittene, schwarze Hose und einen feinen, schwarzen Pullover unter
einer kurzen, schwarzen Jacke mit schwarzem Samtkragen. Um den Hals hatte sie
sich einen leuchtend bunten Seidenschal gebunden, und sie trug Ohrclips mit
Perlenhalbkugeln. Sie sah genauso schick aus wie die flott angezogenen
Französinnen, die an den Nebentischen aßen. Sie sah immer so teuer aus, dachte
er, und ihre Klasse machte ihn plötzlich an. Ihre Haut war glatt, rein und
cremefarben. Sie hinterließ nie Lippenstift am Glas, und sie wußte genau, wie
man sich zum Mittagessen in Paris kleidete. Unglaublich!
    »Komm mit«, sagte er, sah auf die
Rechnung und warf ein paar

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