Keine Lady ohne Tadel
auf diesem Gebiet?« Es war eine von Esmes schönsten Erinnerungen, wie der Marquis Bonnington in Lady Troubridges Salon seine Krawatte abgelegt und verkündet hatte, er sei noch unerfahren. Und wie er sodann bemüht gewesen war, seine Unschuld so rasch als möglich zu verlieren.
»Es wäre nicht sehr viel anders, wenn ich Adam wäre und du Eva«, sagte er. Wieder flammten seine Augen vor Begehrlichkeit. »Niemand kann dich so lieben wie ich.« Seine Hände glitten von ihren Schultern zu ihren Brüsten und formten deren Üppigkeit nach. Esme bog sich ihm keuchend entgegen. Sein Knie schob ihre Schenkel auseinander, dann hob er sie in einer raschen Bewegung auf das Bettende, wo er ihren Bauch nicht mit seinem Gewicht belasten würde.
Und dann war er dort, ganz bei ihr, beugte sich über sie, und sie lachte, und für ihn war es, als seien sie die einzigen Menschen auf der Welt. Er und seine berückende, betörende Geliebte, seine Esme, die berüchtigte Esme …
Sein Garten war der Garten Eden.
Und seine Esme mit ihren vollen Lippen und dem verführerischen Esprit war die einzige Frau der Welt. Sie stöhnte und er zitterte vor Verlangen. Fiel in einen Rhythmus, von dem er wusste, dass er sie zur Raserei trieb, sodass sie stöhnen musste und keiner Worte mehr fähig war. Wie er sie jetzt liebte, köstlich und langsam, war er der einzige Mann auf der Welt … oder der erste … es war auch gleich.
Der Marquis Bonnington war restlos entzückt.
5
Vorfreude
Stephen hatte beschlossen, sich Lady Godwin zu nähern – nicht etwa, sie zu verführen. Man konnte ein derartiges Wort nicht in Verbindung mit einer solch tugendhaften Dame benutzen. Er plante seinen Feldzug so umsichtig wie die Vorbereitung auf eine wichtige Debatte im Parlament. Gewissenhaft wägte er das Für und Wider ab.
Dafür sprach, dass Helene von Godwin im zarten Alter von siebzehn Jahren mit ihrem Mann durchgebrannt war. Schon das deutete auf eine gewisse Neigung hin, sich nicht immer strikt an Regeln zu halten. Außerdem war ihr Ehemann ein verkommenes Subjekt. Er hatte sie des Hauses verwiesen und sich stattdessen ein junges Flittchen nach dem anderen in sein Schlafzimmer geholt. Gegen den Feldzug sprach, dass die Dame natürlich schwer zu erobern sein würde, weil sie ihren untadeligen Ruf nicht aufs Spiel setzen wollte. Doch im Großen und Ganzen rechnete er sich gute Chancen aus. Vielleicht war es auch nur reine Spekulation … aber die Tatsache, dass sie bei seinem Anblick errötete, schien doch zu seinen Gunsten zu sprechen.
Stephen musste über sich selbst lachen. Im Unterhaus pflegte er sich die Chancen auf einen Sieg in Prozent auszurechnen, und für Helene gab er sich vierzig Prozent. Somit blieben genügend Unwägbarkeiten, damit sie für ihn eine Herausforderung darstellte. Schon jetzt hatte er das Gefühl, mehr er selbst zu sein als in den vergangenen Monaten. Flurbereinigungsgesetze waren auf die Dauer nicht sonderlich fesselnd, und Stephen hatte sehr unter unerfülltem Verlangen gelitten.
Eine wunderbar schüchterne Gräfin, klug und musikalisch und von ihrem Ehemann vernachlässigt, konnte all seine Probleme lösen.
Stephen begab sich zu Lady Rawlings’ Rosensalon, wo er einen Moment auf der Schwelle verharrte. Die Gesellschaft war offenbar durch ein paar Nachbarn verstärkt worden. Ortsansässige Gutsbesitzer hatten sich zu kleinen Gruppen zusammengefunden. Die Gräfin saß am Kamin und plauderte mit der Gastgeberin. Ihre Haut war so blass, dass sie fast durchscheinend wirkte. Beinahe wie gefroren. Wie Schnee oder Eis. Stephen liebte süßes, kühles Eis, das auf der Zunge zerging.
Er war ein viel zu versierter Politiker, um sofort auf Lady Godwin zuzusteuern. Stattdessen gesellte er sich zu Lord Winnamore, einem alten Freund, den er von verschiedenen Scharmützeln im Ober- und Unterhaus gut kannte.
Winnamore war so leutselig wie immer. »Noch ein Ausreißer vor der täglichen Tretmühle!«, begrüßte er Stephen.
»Ich müsste eigentlich in London sein«, gab er zu. Und wenn er es recht bedachte: Was tat Winnamore eigentlich hier im tiefsten Wiltshire?
»Das Leben beschert einem immer wieder neue Zerstreuungen«, gab ihm Winnamore mit einem Blick auf Lady Arabella zu verstehen.
»Zum Glück!« Stephen erschrak über die Heftigkeit seiner Zustimmung. Nie hätte er erwogen, das Unterhaus zu verlassen, bevor seine Amtszeit abgelaufen war. Nein, nicht einmal dann. Seine Wiederwahl stand schließlich außer Frage.
»Nicht
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