Keine Lady ohne Tadel
keinen Ehemann mehr hat, sich der Dienste ihrer Angestellten zu versichern
.« Morgen, ja morgen würde sie ein neues Leben beginnen, das Leben einer respektablen Witwe und Mutter. Und wenn das Kind erst einmal geboren war, kamen Liebhaber selbstverständlich nicht mehr infrage.
Doch Esme fiel es schwer, an ein ehrbares Leben zu denken, denn ihr ganzer Körper vibrierte in der Erwartung der kommenden Nacht. Noch nie hatte sie mit Sebastian eine Verabredung gehabt. Einmal, im letzten Sommer, hatten sie sich in Lady Troubridges Haus geliebt. Und danach hatte sie ihn einige Male in seiner Gärtnerhütte besucht, doch immer nur der Eingebung eines Augenblicks folgend. Niemals war Sebastian zu ihr gekommen. Wie auch?
Nie hatte sie sich vorstellen können, dass er in ihr Zimmer kommen würde. Dass sie ihm beim Auskleiden zusehen würde. Dass er sich mit brennendem Blick über sie beugen würde. Bei der bloßen Vorstellung kribbelte es zwischen ihren Schenkeln.
»Ich bin sehr erschöpft«, teilte sie ihrer Zofe Jeannie mit. »Ich möchte bitte sofort baden. Und gib Aprikosenöl hinzu.« Jeannie schnatterte in einem fort über die anderen Bediensteten, während Esme merkte, dass allein das Waschen ihres Körpers ein Gefühl der Fülle, der Erwartung heraufbeschwor …
Plötzlich nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. An den Fenstern ihres Zimmers hingen lange blassgelbe Vorhänge. Und unter einem dieser Vorhänge ragte die Spitze eines schwarzen Stiefels hervor. Nicht der Stiefel eines feinen Herrn. Sondern der eines Gärtners.
Eine Welle des Verlangens erfasste Esme. Er beobachtete sie. Ihr ganzer Leib geriet in Aufruhr, weil sie sich dieser verborgenen Augen bewusst war. Jeannie hatte ihr das Haar auf dem Kopf festgesteckt, damit es nicht nass wurde. Jetzt tastete Esme danach, als wollte sie sich davon überzeugen, dass alle Haarnadeln noch an Ort und Stelle saßen. Bei der Bewegung hoben sich ihre Brüste aus dem Wasser, und Tropfen rannen über ihre glatte Haut. Wieder bewegte sich der Vorhang kaum merklich.
Esme unterdrückte ein zufriedenes Lächeln und beugte sich über den Rand des Badezubers. »Meine Haut ist in letzter Zeit furchtbar trocken geworden«, sagte sie zu Jeannie und hoffte, ihre Zofe würde den veränderten Ton ihrer Stimme nicht bemerken. »Könnte ich jetzt das Öl haben?«
Jeannie goss ihr etwas Öl in die hohle Hand. Langsam, behutsam ließ Esme das süß duftende Öl über ihren Hals und über die glatte Rundung ihres Busens rinnen. Jeannie machte sich derweil im Zimmer zu schaffen, faltete Kleider zusammen und redete unaufhörlich dabei. Esme breitete eine Hand über die Rundung ihrer Brust aus. Das Öl zog in ihre feuchte Haut ein und machte sie samtzart. Wieder bewegte sich der Vorhang, und Esme lächelte. Für den Mann, der auf sie wartete. Diese Augen, die sie im Verborgenen belauerten, verwandelten ein schlichtes Bad in ein laszives, verbotenes Vergnügen … gaben ihr das Gefühl, sinnlich und erotisch zu sein.
Der Vorhang bewegte sich. Er sah ihr zu …
»Das ist ja merkwürdig!«, rief Jeannie und ging auf das Fenster zu. »Ich hätte schwören können, dass ich es zugemacht habe, aber da ist ein Luftzug.«
»Da ist kein Luftzug!«, rief Esme.
»Ich will bloß nachsehen, Mylady.«
»Nein!«
Jeannie stoppte abrupt. »Mylady?«
»Ich glaube, ich bade heute Abend ein wenig länger. Warum gehst du nicht hinunter und« – sie suchte nach einem Vorwand – »hilfst Mrs Myrtle?«
Jeannie sah sie bass erstaunt an, wandte sich aber immerhin vom Fenster ab. »Aber Mylady, Mrs Myrtle braucht meine Hilfe nicht! Sie ist viel zu eingebildet, um ausgerechnet mich um Hilfe zu bitten!«
Das mochte wohl stimmen. Esmes Haushälterin war eine Furcht einflößende Person. »Ich würde gern allein sein«, sagte Esme geradeheraus.
»Natürlich, Mylady! Ich komme einfach in zehn Minuten wieder und –«
»Nein! Ich wollte damit sagen, dass ich mich heute ohne deine Hilfe fertig machen werde.«
Jeannie klappte der Mund auf. »Aber Mylady, wie wollen Sie denn allein aus dem Zuber kommen? Sie könnten stolpern!«
Damit hatte die Zofe durchaus recht. Esme konnte aber schlecht behaupten, dass bereits eine helfende Hand anwesend war. »Dann hilf mir jetzt heraus«, befahl sie und streckte ihre Hand aus. Jeannie half ihr aus dem Zuber, Esme stellte sich auf den warmen Vorleger und hüllte sich in das Badetuch ein, das Jeannie ihr hinhielt. Sie hegte keinerlei Interesse daran, Sebastian
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