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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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hauchdünn war wie ein Nachthemd. Es war blassrosa und hätte sich eigentlich mit rotem Haar beißen müssen, doch an Bea sah es wunderbar aus. Darüber trug sie ein Überkleid aus durchsichtiger Waschseide, das mit
fleur-de-lis
bestickt war. Jede Bewegung ihrer schönen Kurven wurde durch die durchsichtigen Stoffe noch hervorgehoben.
    Sie führte den ersten Stoß auf die in Dreiecksform liegenden Kugeln aus, und diese spritzten auseinander wie Regentropfen auf einem Tablett. Drei versenkte sie in die Ecktaschen.
    Stephen schaute versonnen auf den Tisch. »Ihr Diener muss sehr gut gewesen sein.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Weil Sie offensichtlich eine ausgezeichnete Spielerin sind«, erwiderte er und versuchte zu entscheiden, in welche Tasche er spielen sollte.
    »Sie folgern demnach, dass eine Frau nur so gut sein kann wie ihr Lehrmeister. Zufälligerweise war Ned nur ein mittelmäßiger Spieler. Binnen vier Monaten hatte ich ihn überrundet.«
    »Diese dort«, sagte Stephen und zeigte auf die hintere rechte Tasche.
    Er beugte sich vor und wählte eine Kugel. Mit lässiger Präzision schickte er sie auf ihre Reise zwischen den Banden. Sie stieß mit einer anderen Kugel zusammen und landete schließlich in der Tasche, die er angesagt hatte.
    »Sie scheinen ein viel besserer Spieler als mein Diener zu sein«, bemerkte Bea.
    Er richtete sich wieder auf. »Ich entschuldige mich für meine Rückschlüsse auf die weibliche Befähigung zu diesem Spiel. Ich bin bislang noch keiner Spielerin begegnet.«
    Wieder zuckte sie die Achseln, und ein paar lange rote Locken rutschten von ihrem Rücken auf ihre weiße Schulter. »Ich könnte darauf hinweisen, dass es für Frauen schwer ist, etwas zu lernen, wenn niemand sich bereit erklärt, es ihnen beizubringen. Diese Kugel.« Sie spielte sie auf eine andere Kugel, von der sie im richtigen Winkel abprallte, in eine Ecke schoss und in der Tasche versank.
    »
Le coup sec
«, bemerkte Stephen, der seine Bewunderung nicht verhehlen konnte. Er wechselte zur anderen Seite des Tisches und stellte sich neben Bea. Ihr französisches Parfüm wehte ihn an wie ein Versprechen, ein Versprechen rückhaltloser Sinnlichkeit.
    Bea lächelte ihn über ihre Schulter hinweg an. Am liebsten hätte er sie gepackt und rückwärts über den Tisch gebogen, die Kugeln beiseitegeschoben und sie gleich an Ort und Stelle genommen.
    »Ich denke, ich nehme die Kugel dort hinten«, sagte er und deutete auf sie. Seine heisere Stimme ließ den Satz wie eine Frage klingen.
    Sie trat ein wenig beiseite und musterte die Kugel. »Wollen Sie es mit einem tiefen Stoß versuchen?«
    Stephen nickte. Ihm war soeben aufgefallen, dass sie gar nicht so gelassen war, wie sie tat, denn er konnte den Puls an ihrem Hals schlagen sehen. An ihrem wunderschönen weißen Hals, den er abschlecken, küssen, schmecken wollte. »Wenn Sie gestatten …« Selbst in seinen Ohren klang seine Stimme tiefer als sonst. Er legte die Hand auf Beas Rücken und schob sie ganz, ganz behutsam beiseite. Dann beugte er sich so langsam und bewusst vor, wie sie es getan hatte. Er spürte ihre Augen auf sich, genauer gesagt, auf seinen Beinen.
    Er richtete sich wieder auf. »Das ist ein schwieriger Stoß«, sagte er und sah sie an. Auf ihrer Wange war ein kleiner roter Fleck erschienen, der nicht von ihrem Rouge stammen konnte. »Wenn es Sie nicht stört, würde ich gern mein Jackett ablegen, Lady Beatrix.«
    »Bea«, sagte sie. »Bitte nennen Sie mich Bea.«
    Sie sah zu, wie er sich aus seinem Jackett schälte und die Ärmel hochkrempelte. Er war sich seines muskulösen Körpers bewusst, eines Körpers, der bei Frauen Bewunderung hervorrufen konnte, selbst bei einer Frau wie ihr, die vermutlich mehr als nur ein paar Männer unbekleidet gesehen hatte. Wenn Stephen von langen Sitzungen im Unterhaus allzu angespannt war, pflegte er Gentleman Jacksons Boxhalle aufzusuchen. Niemals hatte er sich derart zur Schau gestellt, aber bei Bea …
    Stephen beugte sich wieder vor und visierte die Kugel sorgfältig an. Beinahe berührten sich ihre Hüften. Wie durch ein Wunder zitterten seine Hände nicht. Er versetzte dem Spielball einen sanften Rückläuferstoß, spielte ihn auf die Kugel, die im Bogen um eine andere herumrollte und sicher in die angesagte Tasche fiel.
    »Sie sind am Zug«, sagte er, sich wieder aufrichtend.
    »Hmmm. Sie können es wirklich.«
    Stephen ließ alle Vorsicht fahren und warf ihr einen lüsternen Blick zu. »Ich habe eben viele Talente,

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