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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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Interessanteres als Grewes Hände entdeckt.
    Er stürzte sich auf Grewes Hose, genau da, wo der junge Kollege seine letzte Mahlzeit hinterlassen hatte.
    »Nein, Oskar, Schluss jetzt.« Grewe drückte immer wieder Oskars Kopf weg. Es half nichts, Oskar wollte um jeden Preis das großartige Leckerli von Herrchens Hose schlabbern.
    Also zog Grewe so schnell wie möglich die Hose aus, knüllte sie in der Küche in eine Tüte und warf das zusammengewickelte Bündel in den Wäschekorb im Bad.
    Mit einer Flasche Bier schlich sich Grewe ins Wohnzimmer, legte sich eine Decke über die nackten Beine und ließ sich aufs Sofa sinken, Oskar zu seinen Füßen.
    Leise hörte er den nächtlichen Verkehr hinter den Doppelglasfenstern. Gegenüber war in ein paar Fenstern noch Licht, aber Grewe hatte über die vielen Jahre jede Neugier und jede Scheu vorm Beobachtetwerden verloren. Es gehörte zum Leben in der Stadt, und er fand es oft tröstlich, dass es überall um ihn herum lebte. Jeder in seiner Welt.
    In Bernie Glaubkes schönem Haus am Stadtrand und auf dem kleinen Bauernhof von Kims Familie in Thüringen war die Welt heute in tausend blutige Splitter zerfallen. Sie würde nie wieder heil werden.
    Grewe trank einen Schluck. Oskar schnarchte laut.
    Der Wasserkessel. Der Timer. Die zerrissene Hose. Dauernd passierte so was. Man schlug die Tür zu und ging grußlos.
    Und eine Stunde später lag man tot auf der Straße, und die zugeschlagene Tür und das Gebrüll waren die letzte Erinnerung.
    Grewes Blick wanderte über die vielen Fotos an der Wand. Klara. Robert. Lotta. Tausendfach. Im Kinderwagen. Auf dem Spielplatz. Kita. Grundschule. Geburtstag. Urlaub. Gymnasium. Einfach so irgendwo. Dazwischen ein paarmal Oskar. Klein und süß. Groß und süß. Groß und dreckig. Im Schnee. Zweimal Grewe. Keinmal Stina. Wie auch? Stina machte immer die Fotos. Sie kaufte oder bastelte Rahmen, sie hängte die Bilder auf. Rahmte die Kinderzeichnungen.
    Von Stina kam alles, was an Grewes Leben schön war.
    »Du weinst ja.«
    Stina war im Schlafanzug ins Wohnzimmer gekommen, Grewe hatte sie nicht gehört.
    »Rutsch mal.«
    »O Gott nein, ich stinke.«
    Stina lachte dunkel und kuschelte sich neben ihren Mann. Eine ganze Weile saßen sie nur so da. Ab und zu trank Grewe einen Schluck Bier. Oskars Pfoten zuckten, im Schlaf jagte er Schafe oder Hasen. Oder große Säcke mit Trockenfutter.
    »Sabine hat mich angerufen.« Die Frau von Claus-Peter Wolf. »Sie war bei Evelyn. Ihre Schwester ist noch da, und die Kinder sind auch gekommen.«
    Grewe nickte nur. Stina streichelte sanft seinen Bauch.
    »Wie ist das mit der Familie von Kim?«
    Grewe blies die Luft aus.
    »Therese hat Kollegen von dort informiert. Die gehen dann hin. Mit Kriseninterventionsteam. Oder Pfarrer.«
    Stina machte ein schmerzvolles Gesicht.
    »Wie sagt man so was?«
    Grewe schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Es ist immer falsch.«
    Stina fröstelte. Grewe wickelte die Decke um sich und seine Frau, drückte sie an sich, roch an ihrem Haar. Ihr Kopf in seiner Halsbeuge, ihre Arme um seine breiten Hüften geschlungen. Grewe schloss die Augen.
    »Lass nie wieder zu, dass ich so aus dem Haus gehe. Du darfst mich sogar schlagen.«
    Merten hatte geduscht, sich die Zähne geputzt, aus dem Fenster gestarrt. Und vor allem der Wohnung, in der eigentlich Svenjas und sein Leben stattfinden sollte, den Rücken zugewandt.
    Er sah nichts vor sich, außer dem nächsten Tag, der ja kommen musste. Jürgen hatte den Schichtplan geändert, Merten würde erst morgen Vormittag wieder in der Leitstelle sitzen müssen.
    Sein Magen meldete sich wieder dienstfähig, er hatte plötzlich Hunger. Aber nicht auf Vollkornbrot und fettarme Wurst oder Lightkäse und Margarine. Was Svenja so für gute Ernährung hielt.
    Es war vor Mitternacht. Spießi’s Ein Euro Imbiss hatte noch auf. Svenja hasste es, wenn er von dort kam.
    »Bääh, du stinkst nach Bratfett.«
    Merten hatte noch fünf Euro einstecken. Doppelt Currywurst mit Pommes rot-weiß und ein Bier, vier siebzig. Dreißig Cent Trinkgeld. Perfekt.
    Er bog in die Querstraße, nur einen halben Block von zu Hause. Noch fünfzig, sechzig Meter bis zum Langemarkplatz.
    Er sah sie sofort.
    Sie war fast so groß wie er, sportlich. Ihre Jeans saß eng, sie trug eine kurze Jacke. Dunkle Haare. Sogar aus der Entfernung sah man, dass sie Kraft hatte, körperlich und mental. Sie war wie auf dem Sprung. Als könnte sie aus dem Stand einen Roundkick losschießen,

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