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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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war in Herefordshire beim SAS gewesen und bei der Sayeret Matkal in Israel. Er hatte Überlebenstrainings in Wüsten, Dschungeln und in der Arktis absolviert.
    Und dann musste er so tun, als würde ihn eine Horde fanatisierter Araber und ein Haufen wirrer deutscher Pastorenkinder beeindrucken. Er stellte sich also talentiert, aber noch ungeschickt mit Waffen und ein bisschen ängstlich mit Sprengstoff an. Spielte seine offensichtliche Fitness aus, ohne Einblick in seine Fähigkeit zu geben, Schmerzen und Entbehrungen zu ertragen. Er wurde Musterschüler, und niemand im Camp hatte die leiseste Vorstellung, wer er wirklich war. Und als er wieder in Deutschland war, nahm er Kontakt zu dem Mann auf, den er jetzt in seinem Wohnzimmer beobachtete.
    Der hatte sich der jungen Frau gegenüber gesetzt. Sie prosteten sich zu und tranken. Im Hintergrund brannte ein Feuer in einem riesigen Kamin. Der Mann redete. Unterstrich, was er sagte, mit ausholenden Gesten. Dozierte, aber charmant. Das wusste Gandalf. Ja, er konnte sehr charmant sein, einnehmend. Er hatte eine angenehme Stimme.
    Die junge Frau lächelte unentwegt, lachte öfter. Warf den Kopf zurück. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und die langen Beine auf das Sofa gezogen. Lehnte sich zur Seite, legte den Kopf schief. Schaute den Mann ein bisschen von unten an, wie es ältere Männer mit Macht gerne hatten. Trank Wein. Strich ihr Haar zurück.
    Sie sah ihr so ähnlich. Gandalf atmete tief ein, schloss die Augen. Ließ ihr Bild entstehen. Und das Ziehen in seiner Brust. Das aufstieg. In seine Kehle. Er öffnete den Mund. Spürte, dass seine Augen sich röteten. Atmete aus. Und wischte das Bild weg und alles, was er fühlte.
    Legte den Mantel aus Eis an. Senkte seinen Herzschlag. Ließ sein Blut gefrieren. Wartete.
    Therese Svoboda kurvte jetzt schon seit fast einer Viertelstunde auf der Suche nach einem Parkplatz durch die Gegend. Eigentlich liebte sie ihr Viertel, ihre Wohnung, das Haus. Aber einfach so einen Parkplatz zu finden, war unmöglich. Vor allem bei der Größe ihres Autos.
    Sie hatte sich vor einem halben Jahr von ihrem heiß geliebten Sportwagen getrennt. Unter Tränen. Und sich einen gebrauchten SUV gekauft, eine Autosorte, die sie immer belächelt, wenn nicht verachtet hatte. Viel zu groß für die Stadt, viel zu schick fürs Land. Drinnen meistens weißhaarige Angeber oder hypersportliche, bezopfte und in sehr teure Markensachen scheinbar lässig gekleidete Vorstadtmuttis. Ihre Erscheinung täuschte einen praktischen Lebensstil vor, doch in Wirklichkeit verwendeten sie ihre ganze Konzentration, ihre Zeit und das Geld ihrer Männer darauf, so auszusehen, dass die gestressten Normalmütter sich neben ihnen wie Scheiße fühlten. Was genau genommen ihr einziger Triumph war, denn ihren Männern war es völlig wurscht, wie sie aussahen, wenn sie sie nicht gerade zum Angeben bei einem Geschäftsessen brauchten. SUV s waren also Autos für Leute, die etwas demonstrieren mussten.
    Und dann war die Sache passiert. Dann war das Schwein über sie hergefallen. Und hatte ihr alle Sicherheit genommen. Das war das Schlimmste. Therese misstraute. Ständig. Das war ihr früher völlig fremd gewesen. Sogar mit Grewe hatte es eine Krise gegeben, weil sie ihm unterstellt hatte, er sei nur deswegen nicht der Nachfolger von Kertsch geworden, weil er ihr nicht zutraute, seinen Job zu übernehmen.
    Sie hatte sich in ihrem roten Flitzer wie ausgeliefert gefühlt, glaubte zu spüren, wie dünn das Blech des Wagens war. Wie zerbrechlich. Therese konnte nichts Zerbrechliches um sich haben. Sie brauchte Schutz.
    Und jetzt saß sie in diesem Monster von Auto, fühlte sich sicher, aber fand nie unter zehn Minuten Suche einen Parkplatz.
    Sie dachte an Evelyn und ihre großen Kinder, die jetzt um Bernie weinten, und Kims Familie in Thüringen.
    Und daran, wie machtlos sie gerade waren. Sie hatten nichts. Therese hatte Gerd Drossel noch nie so mutlos und verzweifelt erlebt. Der Tatort war die Hölle für ihn und seine Leute. Sie hatten zwar Unmengen von möglichen Spurenträgern gesichert, aber es war nichts Verwertbares dabei. Bis jetzt zumindest. Sie jagten Phantome. Schatten. Das machte aus einem Doppelmord an Kollegen, an Freunden ein fast unheimliches Rätsel. Eine Provokation. Als hätten die Täter genau deswegen zwei Kollegen ausgesucht, um ihnen ihre Machtlosigkeit vorzuführen.
    Ein großer Mercedes setzte rückwärts aus einer Parklücke. Therese konnte gerade noch bremsen und

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