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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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    »Na dann«, lachte Grewe und schlug sich mit den Papieren munter aufs Knie.
    Die Bahn zockelte gemütlich weiter. Zingerle glotzte verstrahlt vor sich hin und konnte das Grinsen nicht vollständig loswerden.
    Wann würde das erste seiner drei Kinder mit so einem Grinsen beim Frühstück aufkreuzen?, dachte Grewe. Oder beim Abendessen. Die Zwillinge wurden bald fünfzehn. Robert war ein Schlaks mit breiten Schultern und großen Füßen. Er hatte die Bassstimme von Stinas Vater geerbt und den Dickkopf von Grewe. Es krachte oft zwischen ihnen beiden, aber sie rauften sich auch schnell wieder zusammen. Klara war wie Stina. Klar. Emotional. Ausgleichend. Eigentlich immer gut drauf. Aber sie hatte die Verletzlichkeit ihres Vaters geerbt. Sein überzogenes Ehrgefühl. Sie würde leiden an der Welt.
    Und Lotta, das Nesthäkchen, zog seit neuestem Kleider an, die farblich perfekt zueinander passten, und ließ sich von Klara die Haare machen.
    Stina weinte jetzt schon manchmal, dass sie bald keine Kinder mehr im Haus hätten. Grewe grummelte dann immer beleidigt, immerhin sei er doch noch da und ob das vielleicht keine schöne Aussicht wäre. Und guckte dabei vorsichtshalber so, als wäre es ein Scherz.
    »Na, dann …« Zingerle war aufgestanden. Grewe folgte ihm zur Tür.
    »Sagen Sie mal …«
    »Ja?«
    »Hatten Sie nicht vorgestern Dienst?«
    Merten Zingerle nickte. Die Tür der Bahn ging mit einem Zischen hinter ihnen zu.
    Sie schlängelten sich zwischen geparkten Autos durch und steuerten die Direktion an.
    »Haben Sie den Anruf entgegengenommen?«
    »Ja, hab ich. Die Kollegen haben auch schon mit mir gesprochen.«
    Grewe klingelte am Eingang, die Tür summte.
    »Ich würde trotzdem gerne noch mal mit Ihnen reden. Haben Sie jetzt kurz Zeit?«
    Merten nickte.
    »Klar.«
    Grewe zeigte mit seinen Unterlagen in Richtung Kantine.
    »Ich lade sie ein.«
    Der schwere BMW von Odhan Celik knirschte über den Kiesweg.
    Celik sah aus dem Fenster. Wald. Dann wieder ein Feld. Irgendwelche Kühe und Schafe. Er konnte mit dem Land nichts anfangen. Er war Städter durch und durch. Geboren in Istanbul, aufgewachsen in Köln und Berlin. War mit Hauptschulabschluss (gerade so) und ohne Ausbildung als Hilfsarbeiter gestartet. Boxer geworden. Türsteher. Milieu. Die Luden hatten ihn immer angeekelt, aber hier lernte er sein künftiges Geschäft. Drogen. Und an den Drogen hingen immer irgendwo hinten auch die Waffen.
    Celik hatte schnell gelernt. Und immer mehr wissen wollen. Und dann war ihm Aydan begegnet. Und das war sie: schön wie der Mond. Und so weit weg von Odhan Celik. Beste Familie. Beide Eltern Akademiker, sie selbst machte gerade Abitur.
    Odhan erklärte ihr seine Liebe und dass er sie heiraten werde, wenn er ihrer würdig sei. Aydan hatte eine Augenbraue hochgezogen und gelächelt, seine Hand genommen und ihn lange angeschaut.
    »Ich gebe dir fünf Jahre.«
    Odhan hatte das Abitur nachgeholt und ein Fernstudium in Wirtschaftswissenschaften aufgenommen. Nach dem Vordiplom stellte Aydan ihn ihren Eltern vor. Sie steckte mitten in den Abschlussprüfungen. Architektur, wie ihr Vater.
    Die Eltern waren nett, offen. Luden Odhan in ein sehr teures Restaurant ein, und er trank zum ersten Mal einen wirklich guten Wein. Sie redeten. Odhan erklärte, was er vorhatte im Leben und dass er Aydan immer versorgen würde. Und der Vater lachte, dass Odhan hier offensichtlich um seine Erlaubnis fragen wolle. So denke er nicht. Und er hoffe sehr, dass er, Odhan, seine Tochter nicht als Besitz betrachten würde, wenn sie jemals heirateten.
    Odhan sah ihn an, nickte. Dann ging er vor Aydan auf die Knie und bat sie, seine Frau zu werden. Und Aydan nickte und küsste ihn.
    Die Mutter brach sofort in Tränen aus. Der Vater wurde rot und lachte überlaut. Dann bestellte er mit großer Geste eine Flasche Champagner.
    Später, im Bett, nach der Liebe, sah Aydan ihn mit feuchten Augen an.
    »Du hast ihn beeindruckt. Das ist noch nicht vielen gelungen.«
    Odhan lächelte.
    »Und ich habe nicht gelogen. Ich werde immer für dich da sein.«
    Aydan setzte sich auf, lehnte sich an die Wand und zog seinen Kopf auf ihren nackten Schoß. Ihr schwarzes Haar fiel glänzend über ihre Schultern und Brüste.
    »Ich will dir jetzt antworten.«
    Erst ein paar Tage vorher hatte Odhan Aydan gesagt, womit er sein Geld verdiente. Sie war nicht erschrocken. Hatte ihm genau zugehört.
    Und jetzt würde sie antworten.
    »Mir war klar, dass du kein Mann bist, den man mit

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