Keine Zeit für Vampire
schließlich versammelten sich alle, wie gesagt, in Imogens hübschem Wohnwagen, dessen Innenleben ganz in Olivgrün und Taupe gehalten war.
Imogen, Fran und ich saßen auf einem eleganten braungrauen Sofa mit olivgrünen Punkten. Ben und sein Vater standen etwas abseits, hatten die Köpfe zusammengesteckt und schienen über etwas zu diskutieren. Es war schön, Nikola und seinen Sohn wieder vereint zu sehen, und es freute mich, wie sehr sie in ihr offenbar emotionales Gespräch vertieft waren.
»Ich glaube, ich schulde dir eine Entschuldigung, Io«, sprach Fran mich an.
»Weil du so gemein zu Nikola warst? Inzwischen kann ich das nachvollziehen, obwohl, selbst wenn Nikola aus der Vergangenheit stammen würde, an die ihr euch erinnert, so wäre er trotzdem immer noch Bens Vater und hätte darum etwas mehr Respekt …«
»Nein«, unterbrach mich Fran und hob die Hand, um mir Einhalt zu gebieten. »Weil ich davon angefangen habe, ob ihr beiden nun verliebt seid oder nicht. Mir war nicht klar, dass ein Vampir und seine Auserwählte nicht ineinander verliebt sein müssen. Das war sicherlich unangenehm für euch, und es tut mir sehr leid.«
»Ach so, das.« Ich winkte ab, als wäre es völlig bedeutungslos. »Das liegt wahrscheinlich daran, dass Nikola und ich so viel reif… ähm … gesetzter sind. Wir sind nicht mehr so jung wie du und Ben. Also, so jung wie du, meine ich. Womit ich nicht sagen will, du wärst noch zu jung, sondern nur … Ach, du weißt schon, was ich meine.«
»Ja, das tue ich.« Sie musste lachen. »Ich bin froh, dass ich euch damit nicht gekränkt habe. Und ich bin auch froh, dass du und Nikola euch gefunden habt, egal, wie es dazu gekommen ist oder welche Beziehung ihr führt. Es ist einfach nur schön zu sehen, dass wieder ein Dunkler sein Gegenstück gefunden hat.«
Ich konnte nicht anders – ich musste Nikola einfach ansehen. Ich ließ meinen Blick versonnen über seinen Körper wandern und wusste, wenn ich mich jetzt nicht schwer zusammenriss, würden wir in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Ich schwöre es: Nur davon, dass ich ihn ansah und beobachtete, wie er und Ben verschwörerisch die Köpfe zusammensteckten, lief mir das Wasser im Munde zusammen.
»Sind die beiden nicht süß?«, flüsterte ich gerührt. »Wenn ich sie so zusammen sehe, fließt mir das Herz schier über vor Glück.«
»Was glaubst du? Worüber sprechen sie?«, fragte Fran Imogen.
Sie lächelte versonnen, und in ihren Augen glitzerten Freudentränen. »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Ich freue mich einfach nur so sehr, Papa wiederzuhaben. Den Papa, wie er in meiner Jugend war. Er war immer so ein liebevoller Mann … Bis zu jenem verhängnisvollen Tag.«
»Der ja nun nie stattgefunden hat«, bemerkte ich und spürte, wie auch mir die Augen feucht wurden. »Ich wette, sie sprechen gerade über Dinge von tiefgehender Bedeutung. Bestimmt sagt Nikola Ben, wie stolz er auf ihn ist und wie sehr er ihn vermisst hat. Womöglich gibt er ihm auch väterliche Ratschläge.«
»Ja, bestimmt«, sagte Imogen und schniefte glücklich.
Worüber sprecht ihr? Ich musste es einfach wissen. Über etwas Nettes, Bewegendes?
Ja. Nikola blickte in meine Richtung. Ich habe mich bei Benedikt erkundigt, ob es ihm auch so oft passiert, dass sich sein Schamhaar im Schließmechanismus dieser Kniehosen verfängt. Er hat mir Jockey Slips empfohlen. Was ist ein Jockey Slip? Ich möchte ungern vor meinem Sohn als unwissend dastehen. Steckt man das vorne in die Kniehose, um seine Genitalien zu schützen?
Ich lachte hemmungslos. »Oh ja, sie erörtern tatsächlich ein schwerwiegendes Problem.«
Die beiden Männer hatten zwischenzeitlich offenbar eben jenes Problem ausdiskutiert und setzten sich nun uns gegenüber. »Ihr wollt uns also helfen, Rolf aufzuspüren?«, fragte Nikola und bedachte mich dabei mit einem Seitenblick, mit dem er mich wissen ließ, dass er meine Gedanken kannte und wusste, wie meine Lösung dafür aussah, sein Schamhaar vor dem Zugriff seines Reißverschlusses zu bewahren.
»Wir würden euch nur zu gern dabei helfen, aber es gibt da ein Problem, das uns immer größere Schwierigkeiten bereitet. Der bisherige Höhepunkt war der Angriff, den ihr vorhin miterlebt habt«, erklärte Ben und lehnte sich in einem von Imogens eleganten Sesseln zurück. »Die Untoten wurden von einem Ilargi geschickt, der über diese Kreaturen gebietet. Außerdem macht er gemeinsame Sache mit einer Gruppe, die Experimente an
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