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Keine Zeit für Vampire

Keine Zeit für Vampire

Titel: Keine Zeit für Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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rot an wie noch nie in meinem Leben. Mein Gesicht brannte vor Scham. »Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du verheiratet bist. Mein Benehmen ist wirklich unverzeihlich …«
    »Ich bin verwitwet. Meine Frau ist vor einigen Jahren gestorben.« Er betrachtete mich prüfend. Ich legte die Hände auf meine brennenden Wangen. »Wenn du, wie du behauptest, keine Hure bist, wer bist du dann?«
    »Ich bin einfach ich«, erklärte ich leicht genervt. »Eine arbeitslose Sekretärin. Ich fotografiere und reise gern, obwohl ich beides bisher noch nicht oft gemacht habe. Ich verbringe den Sommer bei meiner Cousine Gretl in St. Andras. Und ich beiße eigentlich keine Männer. Ganz besonders nicht solche, die ich nicht näher kenne, und schon gar keine, die so gut aussehen wie du. Also, nein, ich bin keine Hure, wenn ich auch zugeben muss, dass du nach meinem Benehmen von eben durchaus das Recht hast, diese Behauptung infrage zu stellen.« Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, wie sein Mund sich an meinem Hals angefühlt hatte. Noch nie zuvor hatte ich etwas so Sinnliches erlebt.
    Es wird noch besser .
    Ich erstarrte, und ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Warum hörte ich plötzlich Stimmen?
    »Wie gesagt, ich habe es genossen. Du musst also nicht erröten. Vor wem bist du weggelaufen?«
    »Vor niemandem. Zumindest glaube ich das.« Ich hörte auf, über mögliche Krankenhausaufenthalte zwecks Durchleuchtung meines Gehirns zu grübeln und versuchte mich zu erinnern, was geschehen war, nachdem ich neben das leuchtende Gebilde gefallen war.
    »Nicht daneben … Ich bin hineingefallen«, sagte ich laut und riss die Augen auf, denn nun stürzten die Erinnerungen auf mich ein. Der Tag, der plötzlich zur Nacht geworden war, der Feldweg anstelle der asphaltierten Straße und das Fuhrwerk, das plötzlich aus der Dunkelheit aufgetaucht war, als ich in Richtung Stadt flüchtete.
    Eine wahrhaft böse Ahnung bahnte sich ihren Weg durch die Windungen meines Hirns, so unglaublich, dass ich nicht wagte, sie ernsthaft in Betracht zu ziehen.
    »Wohinein?« Nikola hielt mir eine Hand hin. Ich ergriff sie ohne nachzudenken, und ließ mir von ihm aufhelfen. Ich starrte ihn an. Mein Hirn weigerte sich noch immer, meine abstruse Idee anzuerkennen.
    »Es war … keine Ahnung, was es gewesen sein könnte. Ein großes, waberndes Ding mitten im Wald. Aus Licht. Also, ich weiß, das ist eine seltsame Frage, aber welches Datum haben wir bitte heute?«
    »Wald? Welcher Wald? Hier in der Nähe?«
    »Da ich nicht weiß, wo ›hier‹ ist, kann ich das nicht beantworten. Ich meine den Wald, von dem die Menschen in St. Andras behaupten, dass es darin spukt. Er liegt auf dem Hügel in der Nähe der Burgruine. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Welches Datum haben wir heute?«
    »Die Andrasburg ist keine Ruine«, widersprach er und hielt mich weiter fest. »Zugegeben, der Ostflügel müsste wieder hergerichtet werden. Darum werde ich mich jetzt, da mein Sohn sein Studium in Heidelberg aufgenommen hat, kümmern.«
    Die fürchterliche Ahnung, die mein Verstand einfach nicht wahrhaben wollte, wurde konkreter. »Wie lautet das Datum?«, fragte ich noch einmal und erwartete seine Antwort mit angehaltenem Atem.
    Er runzelte die Stirn. »Heute ist der zwölfte Juli.«
    »Und welches Jahr haben wir?«
    Seine wunderschönen Augen, die nun wieder ein blasses Gletscherblau angenommen hatten, fixierten mich. »Du weißt nicht, welches Jahr wir schreiben?«
    »Ich dachte eigentlich, dass ich es wüsste, aber ich habe so das Gefühl, dass ich ganz schrecklich danebenliege. Also, welches Jahr haben wir?«
    »1703.«
    Ich schloss die Augen. Mir wurde schlecht, und das Zimmer begann, sich um mich zu drehen. Nikola hielt mich fest und zog mich an sich.
    »Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Nein, es ist nur … oh Mann. Du machst Witze, oder? Ihr tut nur so, als wäre1703 , oder? Ihr seid eine Laienspielgruppe oder Rollenspieler, nicht wahr?«
    »Ich spiele nicht«, entgegnete er, die Stirn noch immer in tiefen Falten. Ich spürte, dass er die Wahrheit sagte.
    »Nein. Das ist … nein. Unmöglich«, wisperte ich, sackte in mich zusammen und stützte mich auf ihn. Mein Hirn versuchte, in all dem Wahnsinn nicht die Kontrolle zu verlieren. »Houston, wir haben ein Problem.«
    »Ich heiße Nikola und nicht Houston. Und was das Problem angeht …«, er beäugte mich aufs Neue, »habe ich die Befürchtung, dass, solange du in meiner Nähe bist,

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