Keinesfalls Liebe (German Edition)
zwei Wochen, dann bin ich da.
Nur ein paar Stunden nach der OP ging es Carlos gut genug, dass er einen Spaziergang mit uns durch den winzigen Krankenhauspark machen konnte; es war ihm jedoch strengstens untersagt, das Gelände auch nur mit einem Blick zu verlassen. Die Polizisten konnten jederzeit auftauchen und ihn mitnehmen.
Das Verhältnis zwischen uns allen war anders geworden. Sean und Celine waren wie Carlos untypisch ruhig – und Carlos sprach die ganze Zeit kein Wort. Sein Blick war seltsam, fast entrückt, als wir gingen, so als hätte er einen Plan geschmiedet und würde ganz in dessen Perfektion und Schönheit aufgehen.
Wir konnten uns nicht dazu durchringen, Pauls Familie zu besuchen.
Wir waren alle drei schrecklich müde, aber der Hunger nach einer Antwort auf eine Frage an Daniel hielt mich wach. Spät abends, nach einem Spielfilm, warf ich eine Decke über meine Freunde, die eingeschlafen waren, und stellte Tee auf den niedrigen Wohnzimmertisch, wohl wissend, dass er unberührt abkühlen würde. Ich wollte trotzdem, dass sie sich nicht allein gelassen fühlten, solange ich weg war.
Kurzentschlossenen legte ich noch etwas Schokolade neben die beiden dampfenden Tassen, dann nahm ich Daniels Mantel. Es wurde Zeit, dass er zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück konnte. Es fiel mir schwer, ihm gegenüberzutreten, doch schließlich stand ich vor seiner Tür und klopfte.
Ich hörte ein Rumpeln, sogar ein Fluchen, bevor die Tür geöffnet wurde und ich in Daniels Augen starrte. Sie waren extrem von roten Äderchen durchzogen und von schwarzen Ringen umgeben.
„Warum hast du mir nichts gesagt?“, platzte ich heraus.
Seine dunkelgrünen Augen weiteten sich erst, verengten sich dann kurz, und letztendlich öffnete er die Tür noch ein wenig weiter.
„Komm rein“, forderte er tonlos.
Ich rührte mich nicht. Er entriss mir meinen Mantel, hängte ihn sofort auf, packte meinen Arm und zerrte mich hinein.
Das Zimmer wirkte nicht ganz so ordentlich wie beim letzten Mal, als ich hier gewesen war. Kleidungsstücke lagen auf dem Sofa und sogar auf dem Tisch, an dem wir gefrühstückt hatten. In der Küche stapelte sich Geschirr. Die Tür in sein Schlafzimmer stand weit offen und gab den Blick frei auf … einen schlafenden Ryan in dem Bett, in dem ich mich Daniel das erste Mal hingegeben hatte.
Ich starrte das engelsgleiche Gesicht an, das sich in einem Albtraum verzerrte und wieder entspannte, verzerrte und wieder entspannte, den nackten Körper, der sich unruhig hin und her wälzte. Erst als ich mir sicher war, dass ich unter Daniels dunklem, abgrundtiefem Blick standhaft bleiben könnte, schaute ich ihn wieder an.
Er starrte eindringlicher, als ich erwartet hatte. Das Verlangen zu ihm durchströmte mich mit beeindruckender Wucht. Beinahe hätte ich nach Luft geschnappt.
„Wie … geht es Ryan?“, fragte ich heiser.
„Beschissen“, antwortete Daniel ohne ein Zögern, aber in einem Tonfall, als hätte die Unterhaltung anders begonnen: Wie soll das Wetter morgen werden? – Warm, bewölkt. Null Chance auf Regen, kein Tröpfchen. – Aha .
„Du … du kümmerst dich um ihn?“, fragte ich, immer noch heiser.
„Er ist mein bester Freund“, antwortete er nur. Nach außen hin emotionslos schaute er zu der sich windenden Engelsgestalt auf seinem Bett. Mit einem dumpfen, kaum wahrnehmbaren Geräusch landete ein Kissen auf dem Boden. Daniel lief hin, nahm es in die Hand, hob zärtlich Ryans Kopf an und schob das Kissen darunter. Mein Herz verkrampfte sich.
‚Daniel?‘
‚Hm?‘
‚Schmeiß Ryan aus dem Bett und schmeiß mich rein, ja?‘
‚Alles klar, komm her.‘
Ich wartete, bis er wieder zu mir kam. Als er vor mir stand, kam ich auf meine Frage zurück. „Du willst mir also nicht antworten?“
Daniel nickte, seelenruhig. „Richtig.“
„Liebst du Ryan?“
„Nicht so, wie es aussieht.“
„Aha. Wie einen sehr guten Freund eben.“
„Richtig.“
Ich schwieg kurz. „Nur zwei Dinge noch.“
„Ich warte.“ Daniels Blick hatte noch nie so kalt und gleichgültig auf mir geruht.
„Bist du gerade so zu mir, weil all deine Zuneigung zu Ryan fließt?“
„Nein.“
Es war die Wahrheit – ich wusste es. „Warum bist du so?“
„So bin ich immer.“
„Immer?“
„Immer.“
„Ach so“, wisperte ich und knetete unsicher meine Finger. Ich atmete mehrmals tief durch.
„Dann, was ich eigentlich fragen wollte …“
„Ja?“
Die Frage kam als verlegenes Flüstern heraus: „Wann
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