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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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sah sich rasch um. Sein
Blick blieb an dem Mädchen hängen, das sich auf dem Boden zusammengerollt hatte
und mit dem Kopf auf einem Rucksack schlief. Erst jetzt brachte er die
Ereignisse der Zeit, bevor er eingeschlafen war, wieder in die richtige
Reihenfolge.
    Noch bevor er sich aus den
Lumpen geschält hatte, entdeckte er seine Kleider. Die Kleine hatte sie
offenbar gewaschen. Danach hatte sie einige Holzreste an der Wand aufgestellt
und die Kleider zum Trocknen darüber gehängt. Er nickte anerkennend. Gar nicht
so dumm von der Kleinen. Und nicht nur das: Alle Kleider waren bereits weit
genug getrocknet, um sie wieder anzuziehen. Der Gestank der Kanalisation
haftete jedoch noch immer an den Kleidungsstücken. Damit würde er leben müssen,
bis er andere Kleider fand - oder bis er einen Ausgang entdeckte, je nachdem
was zuerst eintrat.
    Hinter ihm regte sich die
Kleine und blinzelte ihn verschlafen an. „Ah, schon wach", nuschelte sie.
„Du hast so lange geschlafen, da bin ich auch irgendwann weggetreten."
    Er nickte zur Tür. „Wenn wir
so viel Zeit verloren haben, dann sollten wir sehen, dass wir weiter kommen.
Ich habe ein ziemlich mieses Gefühl. Als würde hier bald jemand auftauchen und
mich erwischen."
    Das Mädchen machte sich
bereits daran, ihre Sachen einzusammeln und in den Rucksack zu stopfen. Bevor
sie den Rucksack verschloss, nestelte sie seine Pistole hervor und hielt sie
ihm mit dem Griffstück voran hin.
    „ Hier. Die habe ich besser
mal eingesackt. Ich hatte den Raum zwar abgeschlossen, aber man weiß ja
nie."
    Er nahm die Waffe an sich
und fluchte innerlich, weil er nicht selbst daran gedacht hatte. Doch was
wollte er von sich selbst erwarten? Er dachte nicht an so etwas. Er war
schließlich nur irgendein Kerl von der Straße und kein Elitekämpfer. Zumindest
glaubte er das.
    Er schlüpfte in seine
Kleidung und überprüfte die Pistole. Als er dann in den Korridor hinaus trat,
fühlte er sich, als hätte er gerade jede Menge Zeit verschwendet. Dabei hatte
die Kleine lediglich noch einige Dinge eingerafft ,
darunter verschiedene Stofflappen, und in ihren Rucksack gestopft.
    Soweit er sich erinnern
konnte, waren sie von rechts gekommen. Also wandte er sich nach links. Doch
bevor er losmarschieren konnte, rief ihn die Kleine zurück.
    „ Warte mal."
    Sie blätterte in einem
Notizblock herum. Er ging zu ihr hin und beäugte den Block. Er sah Linien und
Symbole.
    „ Sag mal, hast du da etwa
einen Wegweiser?"
    Sie nickte. „Das ist 'ne
Karte."
    „ Eine Karte?" Er
versuchte, über ihre Schulter zu schauen. Wenn es von diesem Gebäude eine Karte
gab, dann mussten dort auch alle Auswege verzeichnet sein. Und selbst wenn
nicht, so konnte er sich damit zumindest einen Überblick verschaffen.
    Die Kleine hielt den
Notizblock ein Stück in die Höhe, damit er die aufgeschlagenen Seiten sehen
konnte. Was er dort erblickte, ließ ihn sofort alle Hoffnung begraben. Auf
diesen Seiten gab es nur Bleistiftgekritzel . Symbole,
Linien, Pfeile - doch nichts, was auch nur entfernt nach einer Karte aussah.
    „ Guck, hier sind wir",
sagte die Kleine und deutete auf eines der Symbole. Dann strich sie mit ihrem
Finger an einer Linie entlang. „Hier müssen wir lang. Dann hört diese Karte auf
und wir müssen weiter blättern. Hier am Rand steht die Verkettungsadresse für
die nächste Karte. Buch, Ebene, Seite, Abschnitt. Wichtig ist, dass wir zuerst
nach rechts gehen müssen, nicht nach links. Wir müssen den Weg ein Stück zurück
und dann hier" - sie deutete auf einen Pfeil - „nach links abbiegen. Sonst
laufen wir hier" - sie deutete auf ein Symbol - „in eine Sackgasse und
müssten ohnehin wieder zurück. Alles klar?"
    einen Augenblick lang hatte
er mit dem Gedanken gespielt, der Kleinen das Notizbuch zu entreißen und seinen
eigenen Weg zu finden. Nach dieser Erklärung verwarf er die Idee jedoch auf der
Stelle wieder. Er hatte nichts, aber auch gar nichts verstanden. Und dann
überraschte ihn die Kleine, indem sie einen zweiten Notizblock aus dem Rucksack
kramte.
    „ Gibt es etwa zwei von
diesen Kartenbüchern?"
    Die Kleine zuckte mit den
Schultern. „Für den Weg zum Loch habe ich sieben Stück dabei. Keine Ahnung, wie
viele wir im Archiv haben. Weißt du, normalerweise brauche ich keine Karten.
Als Pfadfinderin finde ich mich auch so zurecht. Aber wenn es schnell gehen
muss, dann verlasse ich mich lieber auf die Karten."
    Sieben Karten hatte die
Kleine alleine für diesen Weg dabei. Wie viele mochte

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