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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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ein Geräusch gehört.
Er zog sofort seine Waffe und fuhr herum.
    Die Kleine trat an seine
Seite. „Was ist?"
    „ Still!"
    Er schlich bis zur nächsten
Ecke. Dann atmete er tief durch und sprang hinter der Ecke hervor, die SIG-Sauer im Anschlag. Er zielte auf einen leeren
Korridor.
    „ Verdammter Mist." Er
sicherte seine Waffe und schob sie in seinen Hosenbund zurück. „Ich hätte
schwören können, hier schleicht jemand herum."
    „ Mann, du siehst echt
Gespenster", lachte die Kleine. „Oder du hörst welche."

Kühe
     
    Aufwachen.
    Er riss die Augen auf. Und
da saß noch immer dieser Beschaffer. Verdammter Mist. Er steckte in einem
Albtraum, aus dem er nicht erwachen konnte.
    „ Sagen sie mal, hören sie mir
überhaupt zu?"
    Nein, er hatte nicht
zugehört. Irgendwann waren seine Gedanken abgedriftet und er hatte
abgeschaltet. Und dann waren ihm auch noch die Augen zugefallen. Das hätte
nicht passieren dürfen. Bevor er die Luken dicht gemacht hatte, hatte ein paranoider
Beschaffer vor ihm gesessen. Das war schon anstrengend genug gewesen. Nun saß
da ein paranoider und gleichzeitig angepisster Beschaffer. Das war wirklich zum
Kotzen großartig. Genau das, was er gerade brauchte.
    Er warf einen Blick auf
seine Flasche. Noch halb voll. Als der Beschaffer mit seiner Tirade angefangen
hatte, war die Flasche voll gewesen. Er sollte wirklich weniger saufen. Doch er
brauchte den Suff. Seit seine beste Pfadfinderin zu diesem verdammten Loch
aufgebrochen war, ging es einfach nicht mehr ohne. Und dabei musste er
ordentlich abpumpen. Er konnte es sich nicht mehr erlauben, den Alk langsam in sich hineinlaufen zu lassen und sein Dasein
in einem angenehmen Dämmerzustand zu fristen. Seit die Kleine unterwegs war,
musste er saufen bis zum Verlust der Muttersprache, um seinen Verstand nicht
vollständig zu verlieren. Dies führte natürlich zu einem gewissen
Aufmerksamkeitsdefizit - insbesondere, wenn man es mit einem Jammerlappen wie
diesem Beschaffer zu tun hatte.
    Er hatte so etwas bereits
zweimal erlebt. Beide Male war seine beste Pfadfinderin zum Loch aufgebrochen.
Beim ersten Mal war das Gefühl ziemlich schnell wieder verschwunden. Wie sich
später herausstellte, hatte es die Zielperson der Kleinen nicht bis zum Loch
geschafft. Beim zweiten Mal hatte er sich etwas länger mit der Sache
herumschlagen müssen. Er hatte beinahe mehr gesoffen, als seine Beschaffertrupps heranschleppen konnten. Doch irgendwann,
nach einem mörderischen Besäufnis, war er aufgewacht und hatte sich besser
gefühlt. Als die Kleine dann zurückkehrte, hatte sie ihm berichtet, ihre
Zielperson habe es nicht durch die Maschinenzone geschafft.
    Er kannte dieses Gefühl
genau. Diesen Drang, von hier zu verschwinden. Es begann immer als leichte
Unruhe. Man redete sich ein, man solle eigentlich überhaupt nicht hier sein.
Aus dieser Unruhe wurde dann der Drang, einfach loszulaufen. Aus dem Drang
wurde Angst, man könne erwischt werden. Und aus der Angst wurde schließlich
eine ausgewachsene Panik. Wenn man bis zu diesem Punkt gelangte, dann sollte
man besser schnellstens verschwinden, denn dann war der Entsorger nicht mehr
weit.
    Nachdem es ihm damals
gelungen war, den Entsorger auszuschalten, war dieser Drang zu einem dumpfen
Hintergrundrauschen in seinem Kopf herabgesunken. Dieses leichte Druckgefühl
hatte er mit Alk bestens im Griff gehabt, so lange
niemand in seine Nähe kam, hinter dem der Entsorger her war. Zweimal war dies
der Fall gewesen, zweimal hatten es die Zielpersonen des Entsorgers nicht bis
zur Siedlung geschafft. Doch diesmal war es anders. Diesmal war der Zeiger
schlagartig in das obere Drittel einer stufenlosen Skala zwischen leichtem
Druck und ausgewachsener Panik geschossen. Das konnte nur eines bedeuten: Die
Zielperson des Entsorgers würde schon bald hier eintreffen und auch der
Entsorger war bereits auf dem Weg hierher. Und das bedeutete, er musste über
kurz oder lang von hier verschwinden, falls der Druck nicht doch noch nachließ.
    Dabei wusste er, der
Entsorger war nicht hinter ihm her. Stattdessen hatte es dieser Geisteskranke
auf die Zielperson der besten Pfadfinderin in dieser Siedlung abgesehen.
Vielleicht schaffte es seine beste Pfadfinderin noch, die Zielperson
loszuwerden, bevor der Entsorger der Siedlung zu nahe kam. In diesem Fall würde
das Gewitter an ihnen vorüber ziehen. Schaffte sie es jedoch nicht, dann konnte
er seine Koffer packen. Auch wenn es der Entsorger nicht auf ihn abgesehen
hatte - wenn die

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