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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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    Nun gut, hier stand er also
wieder, wie er angefangen hatte: alleine auf feindlichem Territorium. Er musste
sich auf eigene Faust durch diesen Raum zu schlagen. Dabei konnte er sich nur
an der groben Richtung orientieren, die sie bis jetzt eingeschlagen hatten und
hoffen, irgendwann eine Tür zu erreichen, die aus diesem Moloch hinaus führte.
Was die Spinnen anging, konnte er sich nur auf sein Gehör und seine Instinkte
verlassen - und auf seine Kanone, die er nun wieder aus dem Hosenbund zog. Er
würde es kaum schaffen, einen dieser flinken Roboter anzuvisieren, doch falls
ihn eine Spinne angriff, dann konnte er ihr vielleicht aus nächste Nähe einen
Treffer verpassen.
    Er schlich vorwärts und
spähte dabei in das Zwielicht. Es ging ihm nicht darum, eine Spinne zu
entdecken. Wenn er eines dieser Dinger sah, dann war es ohnehin zu spät.
Stattdessen hielt er Ausschau nach möglichen Verstecken. Außerdem taxierte er
den Weg, der vor ihm lag. Abzweigungen gab es genug - er musste rein intuitiv
entscheiden, welche Richtung er einschlug. Ihm blieb nur die Möglichkeit, den
Spinnen immer einen Schritt voraus zu sein, indem er jederzeit wusste, welches
Versteck oder welchen Fluchtweg er nutzen konnte. Seinen Kopf hielt er etwas
schräg; wenn er eine Spinne hörte, dann konnte er auf diese Weise den Dopplereffekt
nutzen und abschätzen, aus welcher Richtung sich die Maschine näherte.
    Beim ersten Zusammentreffen
mit einer Spinne ging seine Taktik auf. Er hörte das Klirren der Messer bereits
aus einiger Entfernung und ging hinter einem Gerät in Deckung, an dessen Vorderseite
die Zeiger eines halben Dutzend Messanzeigen zitterten. Aus der Seite der
Maschine ragte eine Welle, die mit einem Sirren rotierte. Die Welle wiederum
verschwand in einer anderen Apparatur. Er achtete darauf, dieser Welle nicht zu
nahe zu kommen. Eine Verbrennung konnte er nun überhaupt nicht gebrauchen.
    Sein Gehör hatte ihn nicht
getäuscht: Er hatte sich kaum hinter die Maschine geduckt, als eine Spinne
direkt vor ihm vorbei huschte. Er konnte den Roboter zwar nicht sehen, doch er
hörte das Kratzen der Beine auf dem Metallboden. Er wartete noch einen Moment,
dann machte er sich mit einem Kopfschütteln wieder auf den Weg. Das war
verdammt knapp gewesen. Hätte er nur einen Augenblick länger benötigt, um in
Deckung zu gehen, dann hätte ihn die Spinne erwischt.
    Bei seiner zweiten Begegnung
reagierte er schneller. Diesmal ertönte das Klirren hinter ihm. Er wusste
genau, in welche Richtung er sich zurückziehen musste. Als er hinter einigen
Rohren abtauchte, blieb ihm sogar noch ein kleiner Zeitpuffer, bis die Spinnen
auftauchten - zwei Stück, eine auf dem Boden, eine bewegte sich an der Wand
entlang. Er erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf die beiden Roboter, die
mit unglaublicher Geschwindigkeit an ihm vorbei schossen. Erst einige Schritte
weiter hielten beide Maschinen kurz an und schlugen ihre Klingen gegeneinander.
    Auch die dritte Begegnung
verlief glimpflich. Diesmal hatte er sogar Gelegenheit, eine Spinne aus
nächster Nähe zu betrachten. Das Ding stoppte kaum zwei Schritte von ihm
entfernt. In den beiden Augenblicken, die die Spinne benötigte, um ihre Messer
zu wetzen, erblickte er Details ihrer Mechanik. Er sah winzige Seilzüge und
Umlenkrollen an den Beinen. Am Kopf bewegten sich mehrere Linsen unabhängig
voneinander. Optische Sensoren, nahm er an. Und dann verschwand das Ding wieder
im Dunst.
    Bei der vierten Begegnung
erwischten sie ihn eiskalt. Beflügelt durch seine drei Erfolge hatte er sich
auf einen Laufgang gewagt, ohne sich zuvor nach der nächsten Deckung umzusehen.
Das rächte sich, als er das Klirren der Messer sowohl von vorne als auch von
hinten hörte. Offenbar befand er sich genau an einem Schnittpunkt der
Patrouillenwege, die die Spinnen zurücklegten. Der Lautstärke des Klirrens nach
zu urteilen, blieb ihm keine Zeit, um ein Versteck zu finden. Also wählte er
den einzigen Ausweg, der ihm in dieser Situation noch blieb: Er flankte über
das Geländer des Laufstegs, wie es die Kleine kurz zuvor getan hatte. Doch
dieser Sprung verlief ganz und gar nicht glatt. Anstatt auf dem Boden zu landen,
legte er einen Zwischenstopp auf einem Rohr ein - mit dem Brustkorb voran. Der
Aufprall raubte ihm den Atem. Dann kippte er rückwärts, überschlug sich und
verlor für einen Augenblick die Orientierung. Ihm blieb gerade genug Zeit, sich
zusammenzurollen, bevor er ein zweites Mal aufschlug. Diesmal

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