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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Kleine am Loch zurückgelassen hatte - die Geräusche, die er im Treppenhaus
und im Korridor gehört hatte … irgendwie war es der Vogelscheuche gelungen, ihm
zu folgen. Und nicht nur das: Sie hatte außerdem den Anschluss nicht verloren
und auch noch bis hierher überlebt.
    Die Spinne entschied, die
Glückssträhne der Vogelscheuche zu beenden. Er hörte hinter sich ein leises
Rasseln, als der Roboter absprang. Das Ding legte eine Zwischenlandung auf
seinem Rücken ein und benutzte ihn als Sprungbrett. Die Spinne schien eine
Tonne zu wiegen und schickte ihn mit einem Schlag zu Boden. Er behielt seinen
Kopf oben und sah den Roboter davonsegeln - geradewegs in die Vogelscheuche
hinein. Die Vogelscheuche ging zu Boden wie vom Blitz getroffen. Im gleichen
Moment schoss eine zweite Spinne von links heran und stürzte sich in das Gewühl
aus menschlichen und metallenen Gliedmaßen.
    Er versuchte gar nicht erst,
die vergangenen Momente geistig zu verarbeiten. Dazu blieb keine Zeit. Er hatte
gerade eine Chance erhalten, die er sofort nutzen musste. Deswegen fuhr er
herum und stürzte zu dem Schaltpult. Die Kleine hatte sich bereits erhoben und
wuselte um das Pult herum.
    „ Los, Mann! Hier geht's
raus!"
    Die Kleine rannte zu einer
Tür, nur wenige Schritte hinter dem Schaltpult. Er folgte ihr. Doch bevor er
nach draußen schlüpfte, warf er noch einen Blick zurück. Die Spinnen arbeiteten
gerade daran, die Vogelscheuche in möglichst kleine Baugruppen zu zerlegen.
Dann zerlegten sie die Baugruppen in noch kleinere Untergruppen. Die Roboter
setzten ihre Klingen mit einer Effizienz ein, die er beinahe schon bewunderte.
Dabei richteten sie eine unglaubliche Sauerei an.
    Die Kleine zupfte an seinem
Jackenärmel. „Los jetzt, wir hauen ab. Komm schon!"

Siedlung
     
    Weiter. Und immer weiter.
    Nur weg von dieser
Maschinenzone.
    Die Kleine hatte ihm zwar
versichert, die Spinnen seien nicht in der Lage, verschlossene Türen zu öffnen,
doch er wollte auf Nummer sicher gehen.
    Die Kleine schien die
Episode in der Maschinenzone nicht so gut zu verkraften wie er. Sie trabte mit
gesenktem Kopf durch das Labyrinth und murmelte dabei vor sich hin. Er nahm es
ihr nicht krumm - schließlich hatte sie ein traumatisches Erlebnis hinter sich.
Seine eigenen Emotionen hingegen erschreckten ihn. Er hatte gerade zugesehen,
wie ein Mensch buchstäblich tranchiert wurde, doch das interessierte ihn kein
bisschen. Jeder normale Mensch wäre bereits beim Anblick der Spinnen
ausgerastet. Er ließ sich jedoch nicht einmal vom Tod der Vogelscheuche aus der
Bahn werfen.
    „ Hey Mann, was war das da
drin überhaupt?" Die Kleine hatte offenbar lange genug mit sich selbst
gesprochen. Nun wandte sie sich zu ihm um und schaute mit hochrotem Kopf zu ihm
auf. „Wo ist diese Tussi denn auf einmal hergekommen? So eine hab' ich hier
noch nie gesehen."
    Für einen kurzen Moment
überlegte er, ob er sich die Kleine nun vorknöpfen sollte. Verdient hätte sie
es gehabt. Schließlich wäre er wegen ihr beinahe draufgegangen. Doch seine Wut
war bereits verflogen. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, dann hätte er
an ihrer Stelle ebenso gehandelt. Deswegen beantwortete er einfach nur ihre
Frage.
    „ Wenn du dieses
Schreckgespenst meinst, das die Spinnen gerade eben in einen Selbstbausatz
verwandelt haben: Das war eine Menschenfresserin. Die hausen in den Katakomben,
irgendwo hinter der Kanalisation."
    Die Kinnlade der Kleinen
klappte herunter. "Das war eine von den Knochenkauern. Die gibt es also wirklich."
    "Knochenkauer? Der Name
passt. Irgendwie muss es diese Vogelscheuche durch die Kanalisation bis hierher
geschafft haben. Dann ist sie uns gefolgt. Ich habe also doch keine Gespenster
gehört. Zum Glück hattest du die Tür bei der Quelle abgeschlossen. Andernfalls
hätte uns diese Tante im Schlaf überrascht. Das wäre unangenehm geworden."
    Die Kleine schüttelte
fassungslos ihren Kopf. „Mann, und alles nur, weil ich das Seil beim Loch
gelassen habe. Das hätte nicht sein müssen. Aber du hast ja mit deiner Kanone
herumgewedelt wie ein Verrückter."
    „ Ja, zum Glück. Hätte ich
das nicht getan, dann wäre niemand da gewesen, um die Spinnen abzulenken. Dann
würde ich jetzt gerade in kleine Stücke geschnitten."
    Die Kleine musterte ihn von
oben bis unten. „Ich kapiere sowieso nicht, weswegen du noch lebst. Die Spinnen
hätten dich eigentlich erwischen müssen. Du hattest voll das
Glück , Mann."
    „ Glück?", sagte er.
„Schwachsinn! Das

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