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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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wurde. Sein Hengst stampfte, stieß schnaubend Dampfwolken aus. Er wendete das Tier und starrte erneut auf Alt Skulkra. Die uralten Türme und Paläste lagen unter einer Schneeschicht; ihre verfallenden Gebäude, die geborstenen Plazas, die unpassierbaren Brücken, sie alle wirkten wie von zuckriger Asche überzogen. Wenn Graal seine Augen weit genug zusammenkniff, konnte er sich die Stadt vorstellen, wie sie vor eintausend Jahren ausgesehen hatte, als sie noch das Zentrum des Imperiums der Kriegsfürsten der Vampire gewesen war, als sie ein Herrschaftssitz gewesen war … und ein Ort des Todes, des Elends und der menschlichen Schändung.
    Graal sprang behände von seinem Streitross und strich sich gedankenverloren über sein bleiches Gesicht. Die Haut eines Albino und doch die Augen eines Vachine? Wie wenig sie wussten, wie wenig sie von seiner Herkunft verstanden.
    »Was bekümmert dich?«, drängte der Schnitter und schwebte näher heran. Er überragte den Mann um etliches. Eine Hand streckte sich aus, fünf lange Nadeln aus Knochen, die sich sanft auf Graals Schulter legten.
    »Die Canker hatten eine einfache Aufgabe zu erfüllen!«, spie Graal hervor. »Sie sollten einen alten Mann und seinen verletzten Gefährten zur Strecke bringen. Ich habe mehr als fünfzig Canker losgeschickt, und doch sind sie unverrichteter Dinge zurückgekommen, ohne blutige Reißzähne und Klauen. Wieso konnten sie diesen alten Mann und das junge Weib nicht finden?«
    »Du fürchtest diesen Mann?«
    Jetzt blickte Graal den Schnitter an und wandte sich dann ab. »Nein. Furcht ist nicht das treffende Wort. Ich respektiere ihn, und ich habe auch vor dem Schaden Respekt, den er verursachen könnte, wenn er weiter ungehindert herumläuft. Dieser Mann ist Kell. Er hat einst den Vachine im Schwarzspitz-Massiv eine Menge Schwierigkeiten bereitet. Er und seine Soldaten nannten sich Vachine-Jäger, und ja, ich weiß diese Ironie zu schätzen, die so süß ist wie der Leib einer Jungfrau. Sie haben über vier Jahre lang den Kriegern der Vachine und den Albino-Soldaten übelst zugesetzt. Sie haben nicht nur unsere Leute abgeschlachtet, sondern sie ha ben den Handel mit Blutöl unterbunden und den Schmug gel mit Karakan-Rot beinahe vollkommen zum Erliegen gebracht. Von dieser Substanz ernähren sich, wie wir beide wissen, sehr viele Halb-Vachine, die Brut von Kradek-kas … sagen wir, Experimenten.«
    »Und du wurdest ausgesandt, um dich dieses Dorns anzunehmen?«
    »Ja. Ich sollte ihn aus ihrem Fleisch ziehen. Es wurden häufig Ingenieurpriester und sogar Erzbischöfe mit Elitesoldaten in die Schwarzspitzen geschickt, um diesem … Problem ein Ende zu bereiten. Sie kehrten entweder mit leeren Händen oder gar nicht zurück. Man munkelte, diese Vachine-Jäger wären Geister, Dämonen, unheilige Geister, von den Göttern geschickt, um unsere Rasse vom Angesicht dieses Planeten zu entfernen. Dem war nicht so. Es waren Menschen, ausgesprochen fähige Männer mit einem Talent für Tod und blutgebundenen …«, er spie das letzte Wort mit gefletschten Zähnen heraus, wie ein Raubtier, »Waffen, die in irgendeiner uralten, dunkle Magie geweiht worden waren, über die wir keinerlei Wissen besaßen und die wir auch nicht begriffen. Geschickt wurden sie von König Searlan, einem Magus-König. Er entsandte sie, nachdem er einen uralten Text gelesen hatte, der ihm Angst eingeflößt hatte.«
    »Was war das für ein Text?«
    »Das Buch der Engel «, erwiderte Graal finster.
    »In der Tat, ein ausgesprochen gefährlicher Foliant. Ich hoffe doch, man konnte ihn sicherstellen?«
    »Nein. Was mit ein Grund dafür war, dass es mir gelang, das Konzil der Ingenieure zu überreden, mir zu gestatten, ihre Eiserne Armee nach Süden zu führen. Ansonsten, so fürchte ich, hätten sie mir, einem einzelnen Mann, niemals so viel Autorität gewährt.« Er lächelte. »Selbstverständlich half auch die unterschwellige Panik vor einer bevorstehenden Verknappung des raffinierten Blutöls, die sich unter ihnen ausbreitete.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Schnitter mit einem sarkastischen Lächeln. »Eine ausgesprochen geschickt arrangierte Situation. Doch zurück zu diesem … Kell? Du hast ihn in deiner Zeit im Schwarzspitz-Massiv niemals gefunden?«
    »Meine Soldaten haben ihn aufgespürt, und trotz seiner wenigen Männer hat Kell ein erbittertes Rückzugsgefecht in die Höhle von Bein Techlienain geführt. Dort in den engen Gängen und auf den hohen Brücken tobte

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