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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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»Ich kann immer noch einen Wolf auf fünfzig Meter Entfernung mit meiner Axt an einen Baum nageln«, brummte er und starrte auf die Treppe. Sie wirkte viel zu wackelig, als dass er sie hätte hinabsteigen können. Aber er wusste, dass sich am anderen Ende des Raumes das Lager befand. Würden dort noch Whiskyfässer stehen? Er bezweifelte es. Aber falls dort noch etwas von diesem Nektar aufbewahrt wurde, rief er ihn, lockte ihn, zog er ihn an, wie an einer unsichtbaren Nabelschnur.
    Nein.
    »Nein!«
    Kell holte tief Luft. Er ballte die Fäuste und starrte auf die Flasche in seinen Händen. Das ist Gift, dachte er. Und es würde ihn schneller töten als das Gift, das Myriam ihm injiziert hatte.
    Du hattest einmal Kraft, dachte er.
    Du hattest einmal Willenskraft.
    Früher einmal hättest du aufhören können. Du hättest dieses Gesöff wegwerfen können. Du warst einmal ein Mann. Ein Mann, der die Flasche beherrschte, statt dass die Flasche seine Welt beherrschte.
    Kell schleuderte die Whiskyflasche auf die Destillierkessel. Es gab einen lauten Knall, dem ein längeres Klappern folgte. Dann herrschte wieder Schweigen. Die Stille strömte herein wie der Ozean in ein Loch.
    »Interessant«, ertönte eine sanfte, weibliche Stimme.
    Kell drehte sich nicht um. Seine Sinne schlugen kreischend Alarm. Die Haare auf seinem Nacken richteten sich auf, und er grinste mit zusammengebissenen Zähnen. Er hob die Hand und rieb sich langsam den Bart. »Dass ich die Flasche geworfen habe oder dass du dich unbemerkt durch die Dunkelheit hast anschleichen können?«
    »Keins von beiden«, erwiderte sie. »Man hat mir gesagt, du wärest gefährlich. Ich habe einfach nur überlegt, wie man einen fetten alten Mann am besten töten kann.«
    Kell drehte sich herum, hielt Ilanna jetzt in beiden Händen. Er kniff die Augen zusammen und betrachtete die g roße, schlanke Albino-Frau, ihre blutroten Augen, die me ssingnen Reißzähne und das silberne Schwert an ihrer Hüfte. Sie bewegte sich elegant, geschmeidig, und als sie stehen blieb, schob sie eine Hüfte etwas vor, was ihr eine arrogante, trotzige Haltung verlieh. Sie hatte ein hageres Gesicht und kurzgeschorenes weißes Haar. Sie war sehr hübsch. Bei Dakes Eiern, dachte Kell. Sie ist wunderschön. Und mindestens vierzig Jahre jünger als ich. Er grinste. »So leicht sterbe ich nicht«, grollte er, und rollte beinahe unmerklich die Schultern, um seine Muskeln zu lockern.
    »Oh, ich bin sicher, dass du das tust.« Sie lächelte und zückte ihr Schwert.
    »Das haben die anderen Vachine auch gesagt«, höhnte er. Er senkte den Kopf ein wenig. Seine Augen waren jetzt schwarze Becken. Es freute ihn, als er bemerkte, dass ihre Miene sich verzog. Nicht nur weil er sie als das erkannt hatte, was sie war, sondern wegen seines Tonfalls. Er klang nicht arrogant, sondern sprach einfach nur aus Erfahrung.
    »Willst du meinen Namen wissen?«, schnurrte sie und trat einen Schritt vor. Die Empore unter ihr knarrte, und Kell blickte müde zur Seite.
    »Ach, eigentlich nicht«, erwiderte er. »Ihr Scheiß-Vachine riecht für mich alle gleich; verfaultes Fleisch, heißes Öl und verbogenes Uhrwerk.«
    Sie schnarrte; es war ein tierisches Geräusch, das nichts Menschliches hatte. Ihre Reißzähne fuhren mit leichtem Knirschen noch ein Stück heraus. »Mein Name ist Tashmaniok. Ich werde dein Blut schlürfen, Kell. Ich werde genießen, wie es meine Kehle herunterrinnt. Ich werde deine intimsten Träume kosten. Ich werde deine Seele trinken. Ich werde dich an den Rand der Verzweiflung bringen, auf die rasiermesserscharfe Schneide der Untröstlichkeit, und du wirst dort wie eine Made an einem Haken zappeln, und dann, er st dann, wenn du um deinen Tod bettelst, wenn du mich anflehst, dich zu erlösen … erst dann werde ich dir wirklichen Schmerz zeigen.«
    Kell grunzte. »Hör auf zu quatschen. Zeig’s mir einfach.« Noch während er diese Worte mit heißem Atem ausstieß, sprang sie auf ihn zu, so schnell, dass sie kaum zu erkennen war. Kell hob die Axt und wehrte ihren Schlag erst im letzten Moment ab. Es lag nur eine Haaresbreite zwischen Leben und Tod. Er trat vor, schwang die mächtige Axt, um einen zweiten und dann einen dritten Hieb abzuwehren. Funken flogen, die Axt wirbelte herum und zischte durch die Luft, so dicht an Tashmanioks Gesicht vorbei, dass sie zurücksprang.
    Kell grinste. »Du bist schnell, meine Hübsche, das muss ich dir lassen. Aber du redest einen ganzen Eimer voll Uhrwerk-Mist. Sei

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