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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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nach …«
    Als würde er eine Vorlesung halten, deutete er mit einer schwungvollen Handbewegung über die gesamte Leiche. »Wir haben hier die sterblichen Überreste einer Frau vor uns, zwischen fünfzehn und fünfunddreißig Jahre alt und ungefähr eins siebenundvierzig groß. Längerer Aufenthalt in den säurehaltigen, anaeroben Bedingungen des Bodens, in dem sie gefunden wurde, führten zu den beiden auffallendsten Merkmalen der Leiche: Nummer eins – die Konservierung von wesentlichen Bereichen der Haut und des Fettgewebes von Rumpf, Gesicht und oberen Gliedmaßen, und Nummer zwei – die totale Gerbung der Haut. Allerdings …«
    »Totale Gerbung?«, unterbrach ich. Neue Hoffnung auf ein hohes Alter von Mona keimte auf. Und je lederartiger sie war, desto langsamer würde das Tempo ihrer Zersetzung sein.
    Sherry ging mehr zu einem Plauderton über. »Ihre Epidermis hat sich abgelöst, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Haut selbst vollständig zu Leder wurde. Ich habe heute früh ein Stück zur mikroskopischen Analyse geschickt. Die Ergebnisse müssten bald da sein.«
    Der Verlust der äußeren Hautschicht infolge des Eintauchens in eine feuchte Umgebung kam bei Moorleichen häufig vor, und der jungfräuliche Zustand der darunter liegenden Hautrillen an den Fingerspitzen hatte Forscher früher zu der irrigen Annahme geführt, diese Personen hätten keine manuellen Tätigkeiten verrichtet und müssten deshalb von vornehmer Abstammung sein. »Sehr gut, Malcolm. Tut mir Leid, dass ich Sie unterbrochen habe.«
    Er zeigte mit einem Achselzucken an, dass es ihm nichts ausmachte. »Nur zu. Ich wollte eben sagen, dass die Leiche nahe an fließendem Wasser gelegen haben muss, was die Entsalzung mancher Skelettteile beschleunigt hat.«
    »Wahrscheinlich dort, wo das Wasser vom Sumpf in den Abflussgraben sickerte«, schlug ich vor.
    »Das wäre eine Erklärung. Jedenfalls sind die Schädelknochen, vorn wie hinten, vollständig erodiert, Brustkorb, Wirbelsäule und die Knochen der unteren Gliedmaßen sind intakt, aber entkalkt und biegsam, mehr wie Knorpel. Der äußere Rumpf ist einigermaßen gut erhalten, aber wirklich bemerkenswert sind die oberen Gliedmaßen – vollständig mumifiziert, Haut, Knochen, Muskeln, Bänder, Fingernägel, selbst die Haare an ihren Armen.«
    Er stellte Mona trotz ihrer Mängel als ein wunderbares Exemplar hin.
    »Aber keine Reste von Kleidung oder Textilien, die uns helfen würden, ihre Zeit zu bestimmen?«
    »Nicht ein Faden. Wir müssen warten, bis uns die Wissenschaftler ein Alter nach der Radiokarbonmethode liefern.«
    »Das kann bei Moorleichen ziemlich knifflig werden«, sagte ich, und fügte dann hinzu: »Wie Sie natürlich wissen.«
    »Ja, es ist mir klar, dass die Leiche das Alter des Moores absorbieren kann, das sie umgibt.«
    Sherry verstand sein Handwerk. Es hatte große Diskrepanzen bei der Altersbestimmung des britischen Lindow-Mannes gegeben, die irgendwann mit diesem Phänomen aufgeklärt wurden. Falls Mona tatsächlich so alt war wie der Teil des Moores, in dem sie gefunden wurde, dann gab es natürlich kein Problem. Aber wenn die Leute, die sie bestatteten, in älteren Torfschichten ein Grab für sie ausgehoben hatten, dann konnte das die Messung verfälschen. Und es würde mindestens einen Monat, eher länger, dauern, bis wir auch nur die vorläufigen Ergebnisse der Radiokarbondatierung bekamen.
    »Aber«, fügte Sherry nach kurzem Nachdenken an, »bei einem jüngeren Mordopfer müsste man wahrscheinlich Reste von Kleidung finden. Das völlige Fehlen selbst von Fasern könnte auf ein beträchtliches Alter hindeuten.«
    »Weil ihre Kleidung von den Säuren im Moor über einen langen Zeitraum hinweg vernichtet wurde?«
    »Entweder das, oder weil sie von vornherein nackt begraben wurde.«
    Natürlich. »Und das wäre nur bei einer Art Ritual wahrscheinlich, was uns mit Sicherheit in eine frühe Zeit führt.« Meine Hoffnungen hatten fast wieder ihr Ausgangsniveau erreicht.
    »Warten wir’s ab. Eins ist jedenfalls sicher – wir werden ihren Mörder nicht strafrechtlich verfolgen. Es sei denn, eine Zeitmaschine wäre verfügbar.«
    Es war das zweite Mal, dass er von Mord gesprochen hatte. Ich fragte mich, was noch kommen würde.
    »Nur interessehalber, Malcolm, haben Sie der Polizei mitgeteilt, dass ein Mord in neuerer Zeit ausgeschlossen ist?«
    »Ja, vor etwa zwei Stunden.«
    »Hmm … Das ist merkwürdig.«
    »Warum fragen Sie?«
    »Dieser Traynor schien heute in

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