Keltengrab: Thriller (German Edition)
Menybradden-Frau von 1978.
»Und werden Sie den neuen Fund konservieren?«
»Das hängt vom Zustand der Leiche und von ihrer historischen Bedeutung ab, die wiederum wesentlich von ihrem Alter bestimmt wird.«
Eine sonderbare Antwort für eine professionelle Archäologin. Moorleichen sind so selten, dass selbst nur teilweise intakte konserviert werden.
»Und wie alt, glauben Sie, ist sie?«
»Das können wir zu diesem frühen Zeitpunkt nicht sagen. Aber ein besonders hohes Alter ist unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, wie nahe der Oberfläche sie gefunden wurde.« Warum spielte sie den Fund so herunter? Was war da los?
Der Interviewer hatte noch eine Frage. »Werden Sie beantragen, dass die Arbeiten auf dem Gelände eingestellt werden, für den Fall, dass noch weitere Leichen dort liegen?«
»Nein. Bei solchen Bestattungen handelt es sich meist um einzelne, einmalige Vorgänge. Die Leiche wurde bereits weggeschafft. Wir werden in den nächsten Tagen die unmittelbare Fundstelle untersuchen, und dann kann der Bauunternehmer mit der Erschließung des Geländes fortfahren.«
Und das war’s. Die Grabungsleiterin des Nationalmuseums hatte gesprochen. Es war nicht zu fassen. Ich stellte mir vor, wie sich Archäologen im ganzen Land an ihrem Frühstück verschluckten. Blunden stellte sich offen auf Traynors Seite.
Leicht benommen fuhr ich in eine Einfahrt am Straßenrand, machte das Radio aus und bemühte mich nachzudenken. Es kam mir vor, als ob über Nacht ein Staatsstreich stattgefunden hätte und die rechtmäßige Regierung durch ein neues Regime abgelöst worden wäre.
Der Motor lief noch, und plötzlich wurde es mir zu warm im Wagen. Deshalb ließ ich das Fenster herunter, um frische Luft hereinzulassen. Im gleichen Moment stieg mein Atem als Wölkchen auf und entwich in einer Gegenströmung in die noch immer herrschende Dunkelheit. Warum war Muriel Blunden gegen eine angemessene Untersuchung und eine Ausgrabung auf dem Gelände?
Ivers. Er war doch bestimmt über die Entscheidung des Museums informiert worden. Oder hatte er es, genau wie ich, eben erst erfahren? Hatte gehört, wie ihn seine alte Rivalin über den Äther schachmatt setzte, ehe er den Fall mit ihr diskutieren konnte. Möglich war es.
Durch die Gitter des Tores sah ich den Indigomantel des östlichen Himmels am Saum orange werden. Ich drückte auf den elektrischen Fensterheber, schaute in den Rückspiegel, setzte den Blinker und fuhr zurück auf die Straße. Von so viel gleichzeitigen Handlungen in Anspruch genommen, reagierte ich langsam auf das unerwartete Surren meines Telefons, das nicht in seiner Halterung steckte, sondern auf dem Beifahrersitz lag. Ich trat auf Kupplung und Bremse gleichzeitig und erwischte das Handy gerade noch, bevor es auf Voicemail schaltete.
»Illaun, ich bin’s, Terence. Haben Sie gehört, was …«
»… Muriel Blunden im Radio gesagt hat? Ja. Nette Art, es zu erfahren, Terence.«
»Es tut mir Leid, Illaun. Man hat es mir erst gestern am späten Abend gesagt, und ich wollte Sie nicht stören. Ich habe eine Nachricht auf Ihrem Handy hinterlassen, heute früh, um halb sieben. Haben Sie die nicht gehört?«
Verdammt. Da hatte ich gerade mit Crean gesprochen. Dann fiel mir ein, dass mir das Telefon unters Bett gerutscht war, und ich seitdem nicht mehr auf das Display geschaut hatte.
»Ich habe nicht nachgesehen, ob ich Nachrichten habe, aber danke für den Versuch.« Er verschickt keine SMS. »Und warum hat Blunden Ihre Position gegen Sie ausgespielt?«
»Politik.«
»Mit großem ›P‹ oder mit kleinem?«
»Wie meinen Sie das?«
»Interne Auseinandersetzung oder Einmischung der Regierung?«
»Von beidem etwas.«
»Wer steckt dahinter?«
»Letzten Endes dieser Traynor.«
»Damit er sein Hotel bauen kann? Ich bezweifle, dass er überhaupt eine Baugenehmigung hat. Ein Gebäude gegenüber von Newgrange – das würde doch niemals erlaubt werden.«
Ivers lachte verächtlich. »Meinen Sie? Bei der gegenwärtigen Regierung ist alles möglich.«
»Aber wozu die Hetze? Warum machen sie so viel Druck? Traynor hat mich letzte Nacht sogar angerufen und mich davor gewarnt, ihm in die Quere zu kommen.«
»Ich weiß nicht, warum es so dringend ist. Ich weiß nur, der Mann hat Beziehungen, und er macht Gebrauch von ihnen.«
»Welcher Politiker steckt also dahinter?«
»Hören Sie, wir sind beide am Handy. Es ist mir im Moment zu riskant, noch mehr zu sagen.«
Das war selbst für Ivers’ Verhältnisse ein
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