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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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vergoldeten Gitterkegel gekrönt wurde, lag der verkohlte Kopf eines Mannes. Die Haut sah aus wie fleckiges, gelbbraunes Wildleder, und die geschlossenen Augenlider verliehen ihm ein friedvolles Aussehen, das sein gewalttätiges Ende Lügen strafte.
    Ich setzte mich in eine Kirchenbank. Das Gotteshaus war mir wegen genau dieses Kopfes des Märtyrers Oliver Plunkett vertraut, den ich nicht mehr gesehen hatte, seit man uns als Kinder im Rahmen eines Schulausflugs hierher geführt hatte. Offenbar fanden es die Lehrer keineswegs abwegig, eine Gruppe von Kindern in eine Kirche zu führen, damit sie dort einen mumifizierten Kopf besichtigten, wohl aufgrund der Annahme, dass wir in einem Museum Schlange stehen würden, um dasselbe Ding zu sehen. Dieser Schulausflug hatte auch einen Besuch in Newgrange eingeschlossen, und ich fragte mich nun, ob die Lehrer je die seltsamen Parallelen zwischen einer Kirche bemerkt hatten, die einen verbrannten Schädel und andere Skelettteile beherbergte, und dem Grabhügel, der eine Sammlung verkohlter Knochen enthielt.
    Ich stand auf und ging in Richtung des Heiligenschreins, bog um eine Ecke und fand mich in einem Abschnitt der Kirche wieder, der Plunkett gewidmet war und dessen Attraktion ein zweiter Reliquienschrein mit einem Teil seiner Knochen war. Dort war auch die Tür seiner Gefängniszelle ausgestellt, verschiedene Tafeln und Gemälde und eine Auswahl an Broschüren, von denen ich eine zur Hand nahm und durchblätterte.
    Oliver Plunkett war ein »papistischer« Bischof des 17. Jahrhunderts, der ein Schicksal erlitten hatte, wie es sich die religiösen Eiferer jener Zeit auf beiden Seiten offenbar mit Vergnügen ausdachten. Der Gänsehaut erzeugende Wortlaut seines Todesurteils wegen Hochverrats war in der Broschüre abgedruckt.
    Und vom Gefängnis Newgate sollt Ihr per Schlitten durch die Stadt London nach Tyburn gezogen werden; dort sollt Ihr am Halse aufgehängt, jedoch abgeschnitten werden, ehe Ihr tot seid, Eure Eingeweide sollen herausgenommen und vor Euren Augen verbrannt werden, der Kopf soll Euch abgeschlagen, Euer Körper gevierteilt und nach dem Belieben Seiner Majestät verteilt werden. Und möge Gott Eurer Seele gnädig sein.
     
    Overkill. Genau, wie man es bei Mona gemacht hatte. Mir kam ein Gedanke. Gab es noch eine mögliche Verbindung zwischen diesen beiden Orten, zwischen der Kirche St. Peter und Newgrange? War Mona das Opfer religiöser Verfolgung gewesen?
    Ich stand ein paar Meter seitlich neben einer Reihe von Kirchenbänken mit roten Sitzpolstern, die auf den Hauptschrein blickten. Auf der anderen Seite der Sitze befand sich ein Opferstand, an dem Reihen von rauchenden Kerzen brannten, und in ihrem Schein zeichnete sich eine Gestalt ab. Der Mann kniete in der Bank ganz vorn beim Schrein, die Schultern hochgezogen, den Kopf gesenkt. Ich hatte nicht gemerkt, dass noch jemand in der Kirche war.
    Dann hob der Mann den Kopf, bekreuzigte sich und stand auf, um zu gehen. Erst nachdem er eine Kniebeuge gemacht und sich mir zugewandt hatte, sah ich, dass es Seamus Crean war. Als er vorüberging, schaute ich weg, damit er mich nicht bemerkte. Und dann dachte ich: Warum hast du das getan, Illaun? Um ihn nicht verlegen zu machen? War es das? Oder kam seine Anwesenheit in der Kirche so überraschend, dass sie mich ein bisschen durcheinander brachte? Ich folgte ihm nach draußen und holte ihn im Vorraum ein.
    »Seamus, ich dachte schon, ich hätte Sie verpasst.«
    »Tut mir Leid, Misses. Ich hab nur eine Kerze angezündet. Meine Mutter glaubt sehr an den heiligen Oliver.«
    »Verstehe.«
    »Sie sagt, vielleicht hilft er mir, vor Weihnachten noch einen anderen Job zu finden.«
    »Dann waren Sie heute ja am richtigen Ort.«
    »Ganz bestimmt.«
    Wir gingen die Treppe hinab.
    »Haben Sie schon zu Mittag gegessen?«, fragte ich.
    »Äh, nein …«
    »Dann lassen Sie uns auf einen Happen irgendwohin gehen. Auf meine Rechnung.«
    Er zögerte kurz, als wir die Straße erreicht hatten.
    »Gibt es ein Problem?«
    »Nichts Schickes, wenn es Ihnen recht ist.«
    Ich lächelte. »Kein Problem. Suchen Sie ein Lokal aus, ich richte mich ganz nach Ihnen.«
    Wir überquerten die Straße im grauen Nieselregen unter fröhlicher Weihnachtsbeleuchtung, die wenig dazu beitrug, die Gemüter der mürrisch dreinblickenden Fahrer aufzuhellen, die im beinahe stehenden Verkehr festsaßen. Zweifellos verschlimmerten das Wetter und der einsetzende Einkaufsrummel das Verkehrschaos noch.
    Crean führte

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