Keltengrab: Thriller (German Edition)
Streifzug mehrere Autos aufgebrochen, und meines gehörte wahrscheinlich dazu. Wie es aussah, war mein geisterhafter Besucher nur allzu menschlich gewesen.
Meine Mutter saß am Küchentisch, eine Zeitung offen neben ihren Frühstücksutensilien. »Was hast du im Garten draußen gemacht?«, fragte sie und sah mich über ihre Lesebrille hinweg an, während sie es gleichzeitig fertig brachte, mir Tee aus einer grünen Teekanne einzuschenken. Ich sah, dass sie am Tag zuvor bei Snips gewesen war, denn sie trug das braune, grau werdende Haar in jener strengen Dauerwelle, die Friseure unweigerlich jeder Frau über sechzig verpassen.
»Jemand hat letzte Nacht mein Auto aufgebrochen.«
Sie stellte die Kanne ab und griff sich an die rosa Bluse, die sie unter einer dunkelblauen Strickjacke mit roten Ziermünzen trug. »Du lieber Himmel, Illaun. Wonach haben sie gesucht?«
»Das Übliche, wahrscheinlich, CD-Player, Radio. Aber sie haben nichts davon gekriegt. Horatio hat sie gehört und mich gerade noch rechtzeitig geweckt.«
Sie lächelte. »Er ist ein großartiger Wachhund. Das hat Paddy immer behauptet.« Dann wurde ihre Miene besorgt. »Du hast sie aber nicht etwa verfolgt, oder?«
»Nein, ich habe sie nur wegrennen hören. Ich dachte gar nicht, dass sie die Scheiben eingeschlagen haben, bis ich jetzt eben draußen war.«
»Hast du die Polizei verständigt?«
»Ja, sie sagten, dass letzte Nacht mehrere Autos in Castleboyne aufgebrochen wurden. Die Leute lassen um diese Jahreszeit manchmal Geschenke im Wagen.«
»Na, zum Glück haben sie bei dir nichts Wertvolles erbeutet. Am besten, wir denken nicht mehr daran und frühstücken erst mal. Ich habe hier köstliches Brot für dich. Und diese gute Salami von Yore.«
Ich verteilte ein wenig Mayonnaise auf einem Stück Brot, klatschte eine Scheibe Salami aus Yores Feinkosttheke darauf und begann zu kauen.
»Sieh dir mal diesen Artikel an«, sagte meine Mutter mit Empörung in der Stimme. »Was die Kirche nicht sagt: Auch Weihnachten ist ein heidnisches Fest …« Sie schüttelte die Zeitung. »Das ist Unsinn! Wir haben es schon vor fünfzig Jahren in der Schule so gelernt. Ich kann mich noch genau an die Worte im Katechismus erinnern: ›Warum wählte man den 25. Dezember für das Fest?‹ Antwort: ›Um dem Einfluss des heidnischen Festes der Unbezwungenen Sonne , der Zeit der Wintersonnenwende, entgegenzuwirken und ihn zu zerstören.‹ Das ist doch klar und deutlich, oder? Da wird nichts verborgen.«
Ich murmelte etwas und aß weiter. Meine Mutter war wachsam in solchen Dingen. Und ohne Frage waren die heidnischen Wurzeln christlicher Feste ein Thema, das die Medien zu Halloween und Weihnachten fröhlich wiederkäuten, aber im Augenblick war ich nicht in der Stimmung, darüber zu reden.
Und dann fiel es mir schlagartig ein. Die Karte, die unter Traynors Leiche gefunden wurde, der Gruß darauf: Der Frieden von Erde, Luft und Wasser sei mit Dir, und möge die wiederkehrende Sonne all Deine Hoffnungen neu beleben. Das hatte mehr mit der Wintersonnenwende zu tun als mit Weihnachten, es war eher von Newgrange inspiriert als von Bethlehem.
Meine Mutter war zu dem Artikel zurückgekehrt, las die eine oder andere Zeile vor und murmelte düster vor sich hin, wie sehr die Medien den Katholizismus in Irland untergruben. Ich hörte mit halbem Ohr hin und fragte mich, ob die beiden zynischen Botschaften auf der Karte noch eine andere religiöse Bedeutung hatten.
So werden die Lüsternen bestraft. Beide Sätze hatten eine religiöse Färbung, aber der Gegensatz konnte nicht deutlicher sein: Das eine war eine harmlose, esoterische Plattitüde, das andere klang wie ein Urteil der Inquisition. Und warum war Concupiscenti mit großem C geschrieben? War es nur ein Tippfehler, oder handelte es sich um einen Eigennamen? Wenn es kein Fehler war, dann mussten die Concupiscenti eine Gruppe oder Organisation sein.
»Stand in deinem Katechismus etwas über Lüsternheit oder Begierde? Und bevor du fragst, ich sage dir nicht, warum ich es wissen will.«
»Das will ich bestimmt nicht wissen. Im Katechismus stand darüber sowieso nichts. Aber im Religionsunterricht kam es sehr wohl vor. Es gab zwei Arten von Begierde – Begierde der Augen und Begierde des Fleisches. Begierde der Augen ist das unmäßige Verlangen, materiellen Besitz anzuhäufen.«
War das die Definition von Traynors Vergehen? »Und die andere?«
»Begierde des Fleisches liegt vor, wenn sinnliches Vergnügen als ein
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