Keltengrab: Thriller (German Edition)
dann wieder ersetzt haben.«
»Aber warum sollte er Traynor die gleichen Wunden zufügen?«
»Vielleicht war nach Creans Ansicht der Tod allein nicht genug Strafe für das, was der Mann ihm angetan hatte.«
»Er hatte ihn nur rausgeschmissen, um Gottes willen, das ist doch nicht das Ende der Welt.« In dem Augenblick, in dem ich es aussprach, wusste ich, das Argument stand auf schwachen Füßen. Denn es war erkennbar eben doch eine große Sache für Seamus Crean. Immerhin war ich Zeugin geworden, wie er in St. Peter in Drogheda für einen Job gebetet hatte.
»Und es steckt eine Art Hinweis in der Weihnachtskarte und dem Stechpalmenzweig im Mund des Opfers – Vergeltung dafür, dass er zur Weihnachtszeit gefeuert wurde.«
Ich traute Seamus eine derart theatralische Geste nicht zu, aber ich ging nicht darauf ein. »Hat man die Tatwaffe schon gefunden?«
»Noch nicht. Auch keine Spur von blutgetränkter Kleidung am Tatort oder in Creans Haus. Nichts, was ihn direkt mit dem Mord in Verbindung bringt. Aber die Spurensicherung hat jede Menge Fingerabdrücke genommen und wird sie mit seinen vergleichen.«
»Dann haben sie ihn vorläufig also nur zum Verhör mitgenommen?«
»Ja, er wird nach Paragraph vier der Strafprozessordnung festgehalten, der ihnen zwölf Stunden Zeit einräumt, bis sie ihn anklagen oder freilassen müssen. Aber sie können eine Verlängerung bekommen.«
»Danke für den Anruf, Malcolm. Ich wünschte nur, ich könnte etwas für ihn tun.«
»Die Garda wird sich bestimmt mit Ihnen in Verbindung setzen. Bis dahin würde ich mich auf jeden Fall ruhig verhalten. Und übrigens, ich habe die Moorleichen hier in der Kühlung gelagert, bis sich irgendwer um sie kümmert. Ich sage Ihnen nächste Woche auch wegen der Röntgenbilder Bescheid.«
Ich legte auf und dachte über die Kette von Ereignissen nach, die geschehen waren, seit man Mona ausgegraben hatte. Ein abergläubischerer Mensch als ich wäre längst zu der Ansicht gelangt, dass irgendeine bösartige Macht mit ihr freigesetzt wurde. Sic Concupiscenti puniuntur …
Nun, da ich die Karte wieder vor mir sah, fiel mir auf, wie sie getippt gewesen war. In kleinen Kursivbuchstaben. Wie es eine Frau vielleicht tun würde.
18
Als Bess um ein Nebengebäude aus roten Ziegeln getrottet kam, um meinen Wagen zu begrüßen, wusste ich, dass Finian irgendwo in der Nähe arbeitete, wahrscheinlich in einem der Glashäuser.
Wir machten uns auf die Suche nach ihm. Unterwegs beobachtete ich amüsiert, wie mindestens zehn Stare sich in einem Vogelbad drängten und energisch mit den Flügeln flatterten, sich Wasser über den Rücken spritzten und es hinaus in den reifbedeckten Garten versprühten, wo es wie Glassplitter durch eine Säule des Nachmittagslichts fiel.
Ein Stück weiter drehte eine Amsel altes Laub am Rande eines noch gefrorenen Fischteichs um, gelegentlich wagte sie sich aufs Eis hinaus, um die Blätter aus einem anderen Winkel zu attackieren. Über ihr klammerten sich Grünfinken und Kohlmeisen an ein Netz mit Erdnüssen, das von einem Zweig hing.
Ich ging in Bess’ Begleitung an den Giebelseiten der ersten drei Gewächshäuser vorbei, und als wir uns dem nächsten näherten, schoss sie durch eine halb offene Tür. Ich folgte ihr und schloss die Tür hinter mir. »Welchen Sinn hat ein Glashaus, wenn du die Tür offen lässt?«, rief ich, da ich wusste, dass Finian nicht weit war.
»Spielt keine große Rolle mehr, wenn das hier passiert«, sagte eine Stimme hinter ein paar Sträuchern, die in hohen Terrakottatöpfen überwinterten. Finian stand auf einer Trittleiter und passte eine Glasscheibe in einen der oberen Rahmen ein. Er trug die typische Gärtnerbekleidung – kariertes Hemd, gefütterte, aber ärmellose grüne Weste und braune Cordhose.
»Ich repariere gerade eine gebrochene Scheibe«, sagte er und glättete Kitt an den Rändern mit einer kleinen Kelle. »Ist in den frühen Morgenstunden heruntergefallen …« Er betrachtete kurz sein Werk. »Hier braucht es noch ein wenig. Kannst du mir das bitte mal heraufreichen.« Er zeigte auf einen Plastikkübel, der auf einem Pikiertisch stand.
»Woher weißt du das?«, fragte ich und reichte ihm den Kübel.
»Dass ich noch mehr von dem Zeug brauche?«
»Nein! Dass das Glas am frühen Morgen gebrochen ist.«
»Ich hab’s vom Schlafzimmer aus gehört, als ich gerade das Licht ausmachen wollte. Es war um eins herum.« Er lud sich eine kleine Portion Kitt auf die Ecke seines Spachtels
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